Regie: Nacer Khemir
Hochzeit mti der Ewigkeit...
"Bab
Aziz - Der Tanz des Windes" ist der dritte Teil einer märchenhaften
Filmtrilogie des tunesichen Regisseurs Nacer Khemir. Der erste Film hieß
"Wanderer der Wüste" und wurde 1984 gedreht, sieben Jahre später
entstand der Nachfolger "Das verlorene Halsband der Taube" und "Bab
Aziz" bildet sozusagen den Abschluß dieses Trios, der möglicherweise die
Kraft hat das Bild der westlichen Welt über den Islam zu erweitern,
vielleicht sogar zu korrigieren. Er ist wie die beiden Vorgänger eine
Geschichte aus 1001 Nacht, die sich aber in das reale Leben integriert.
In eindrücksvollen Bildern wird der Zuschauer Zeuge wie der alte, blinde
Derwisch Bab Aziz (Parviz Shakinkhou) gemeinsam mit seiner Enkelin
Ishtar (Maryam Hamid) durch die Wüste wandert. Sie begegnen auf dieser
Reise anderen Suchenden, man erzählt sich Geschichten und beide
Erzählstrukturen lassen das Bild einer Gesellschaft entstehen, die tief
mit den Mythen der Vergangenheit verbunden ist. Dies ist vielleicht der
Unterschied zum Vorgänger "Die verlorene Botschaft der Taube", der tief
in der Vergangenheit spielt, zu einer Zeit in dem die Menschen noch mit
diesen Mythen leben. In "Bab Aziz" ist die reale Handlung in der
Jetztzeit angesiedelt, es gibt schon Autos und Mopeds.
Der
alte weise Mann wird am Ende der Geschichte auch am Ende seines Lebens
angekommen sein. Und er fürchtet sich nicht vor dem Tod, denn er glaubt
an Gott und an eine neue Daseisform. Er begründet seinen
unerschütterlichen Glauben damit, dass er seinem Gegenüber die Frage
stellt, ob dieser glaubt, dass ein ungeborenes Kind im Mutterleib weiß,
dass es bald in unserer Welt leben wird. In dieser Welt, in der die
Sonne scheint, in der die Liebe existiert und die dem Menschen soviel
Schönes zu bieten hat. Warum gehen wir dann davon aus, dass sich mit dem
Tod alles endet ?
Dieser Film strahlt einen
großen Frieden auf, sie präsentiert eine offene, tolerante und
freundliche Kultur voller Liebe und Weisheit. All dies steht im krassen
Gegensatz zu den religiös auferlegten Zwängen, wie sie von Isamisten
propagiert werden.
Zwei
einsame Gestalten in einem Meer aus Sand: Ishtar, ein lebensfrohes
Mädchen, und ihr Grossvater Bab'Aziz, ein blinder Derwisch. Ihr Ziel ist
das grosse Derwisch-Treffen, das alle 30 Jahre stattfindet, dessen Ort
sich aber nur jenen offenbart, die mit dem Herzen der unermesslichen
Stille der Wüste zu lauschen vermögen und sich von ihr leiten lassen.
Auf dem Weg durch die endlose Weite begegnen sie anderen Menschen: Osman
(Mohammed Graiaa), der sich nach den schönen Mädchen verzehrt, die er
am Grunde eines Brunnens gefunden hat; Zaid (Nessim Khaloul), der mit
seinem Gesang eine schöne Frau verführt und wieder verloren hat; dem
Prinzen (
Kaveh Khodashenas),
der sein Reich aufgibt, um Derwisch zu werden. Letzeres ist ein uraltes
Märchen, dass der Großvaver seiner Enkelin auf dieser Reise erzählt.
Der alte Mann gibt seiner Enkelin noch einen letzten Kuss, bevor er sie
mit Zaid zum Derwisch-Fest schickt, nachdem er seinen Platz zum Sterben
gefunden hat. Für Bab'Aziz ist die Zeit gekommen, mit dem Sand zu
verschmelzen. Das spirituelle Märchen vom mehrfach ausgezeichneten
tunesischen Regisseur Nacer Khemir begeistert durch traumhaft schöne
Bilder und einen zauberhaften Soundtrack.
Der
alte Derwisch, der da mit seiner Enkelin unterwegs ist, sieht aussen
nichts mehr, dafür ist sein inneres Auge scharfsichtig. Er kündet uns
von den Geschichten, die in Geschichten schlummern, vom Glück, das in
uns ruht und vom Weg, den wir gehen, um an jenem Punkt anzukommen, an
dem wir eins werden mit unseren Träumen. Für den alten Derwisch ist dies
das Einssein mit dem Sand der Wüste, seinen Tod bezeichnet er als
"Hochzeit mit der Ewigkeit".
Bewertung: 9 von 10 Punkten.