Dienstag, 31. Oktober 2017

Furyo - Merry Christmas Mr. Lawrence







































Regie: Nagisha Oshima

Ritual und unterdrückte Leidenschaft...

Nagisa Oshimas Film "Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence" aus dem Jahr 1983 spielt in einem japanischen Gefangenenlager auf Java und handelt von Männlichkeitsritualen, der Film stellt auch die Unterschiede zwischen britischen und japanischen Soldaten dar. Dabei spielt sich auch versteckte Homosexualität (vor allem in Kriegszeiten) eine tragende Rolle. Ein Wärter, der einen holländischen Gefangenen zum Sex gezwungen hat, wird in einer der ersten Szenen von dem ruppigen Feldwebel Hara (Takeshi Kitano) zum Harakiri gedrängt. Oberstleutnant Lawrence (Tom Conti), einer der mit der japanischen Lebensart vertraut ist und auch die Sprache beherrscht, wird dazu gezwungen dem merkwürdigen Schauspiel beizuwohnen.
Der noch sehr junge Hauptmann Yonoi (Ryuichi Sakamoto) leitet das Lager und drängt den Kommandanten der britischen Gefangenen, Hicksley (Jack Thompson) darauf, dass er die Namen der Waffenexperten unter den Gefangenen offenlegen soll. Dieser weigert sich und beruft sich auf die Genfer Konventionen. Die Lage spannt sich noch mehr an als der neue Gefangene Major Celliers (David Bowie) ins Lager aufgenommen wird. Der wurde vom Gericht beschuldigt einheimische Guerilla Kämpfer im Kampf gegen die Armee angeführt zu haben. Dass er nicht hingerichtet wurde hat er Yonoi zu verdanken, der sich in der Verhandlung für ihn eingesetzt hat. Überhaupt scheint es so, dass der Hauptmann eine starke Sympathie für den blonden Engländer hegt. Doch er muss diese Gefühle unterdrücken und glaubt er werde vone einem bösen Dämon heimgesucht. Als Cellier für ein Vergehen bestraft wird kommt er mit Lawrence in Einzelhaft, der für ein eingeschmuggeltes Radio enthauptet werden soll. Dort erzählt ihm Celliers von seinem Kindheitserlebnis mit seinem jüngeren Bruder (James Malcolm, in diesen Szenen wird der 12jährige Cellier von Chris Broun gespielt), den er bei einem Aufnahmeritual der Universität im Stich gelassen hatte und ihn dem Spott seiner Mitkommilitonen überließ. Am Weihnachten entscheidet der betrunkene Hara die beiden Gefangenen zu begnadigen. Doch dies führt zu weiteren Eskalationen. Nun soll Hicksley, der sich immer noch permanent weigert Namen zu nennen, exekutiert zu werden. In diesem Moment schreitet Celliers auf den Hauptmann zu und gibt ihm vor allen Männern einen Kuß auf die Wange...




In dieser Szene kommt noch einmal die phänomenale Filmmusik von Ryuichi Sakamoto zum Einsatz, der schon am Anfang des Films der Geschichte seinen ureingenen Stempel aufdrückte und für mich nach wie vor eine der besten Filmsoundtracks aller Zeiten ist. Das musikalische Thema ist immer ein Teil des Geschehens und manifestiert und kräfigt die eindrucksvollen Bilder von Kameramann Toichiro Narushima. Ein bisschen erinnert David Bowie als blonder Celliers an die großartige Performance von Peter O´Toole in "Lawrence von Arabien". Ist es nur Zufall, dass einer der Hauptfiguren Lawrence heißt oder hat Nagisa Oshima den Namen bewusst gewählt. In beiden Filmen spürt man beim Helden unbewusste homoerotische Neigungen und Frauen kommen im Film überhaupt nicht vor. Genauso schillernd wie Bowie ist aber auch Sakamoto, der Darsteller des Hauptmanns Yonoi, der dem bereits sterbenden Celliers (er ist bis auf den Kopf im Sand eingegraben) eine Locke des Haars abschneidet, ein Schmetterling, das Symbol für Wandel und Transformation, setzt sich auf dessen Stirn. Der Film macht es aber seinem Zuschauer nie leicht, denn alles ist nur angedeutet und nie wird etwas sehr konkret ausgesprochen. Die Gesten sind aber manchmal vielsagender als Worte in diesem immer noch sehr eigenwilligen Film über den Clash der Kulturen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Vier im roten Kreis

 





































Regie: Jean Pierre Melville

Der Juwelenraub...

In Jean Pierre Melvilles Meisterwerk "Vier im roten Kreis" aus dem Jahr 1971 geht es um einen präzise geplanten Einbruch in ein Juweliergeschäft an der Place Vendome in Paris. Dieser Coup wird von den drei Gangstern mit handwerklicher Präzision durchgeführt, obwohl der Juwelier sich mit Lichtschranken, Alarmanlagen, einer TV-Überwachung und einem Sicherheitsbeamten hat absichern lassen. Dieser Einbruch findet in der Mitte des Films statt und funktioniert ohne Dialog - man hört lediglich die leisen Geräusche, die die Ganoven machen und dabei Fahrstühle, Dächer oder Fensterscheiben überwinden. Solche Sequenzen waren nicht neu - bereits Jules Dassin landete damit 1955 mit seinem Gangsterfilm "Rififi" einen Welterfolg. Ein Beispiel aus neuerer Zeit ist Brian de Palmas "Mission Impossible" - auch hier besann sich der Macher auf eine atemberaubende Szene mit stummem Suspence.
Es geht in "Vier im roten Kreis" aber auch darum wie es zu dieser Tat kam und um die anschließende Jagd auf Beute und Täter. Dies alles läuft bei Melville wie gewohnt mit eiskalter mathematischer Präzision ab. Dabei ist der Film nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell überragend gestaltet. Auch ein Verdienst der vorzüglichen Kameraarbeit von Henri Decae.
Der Filmtitel bezieht sich auf einen Ausspruch von Buddha. Dieser zeichnete mit roter Kreide einen Kreis und meinte "Wenn Menschen, selbst wenn sie sich nicht kennen, eines Tages einander begegnen sollen, was immer jedem von Ihnen auch zustoßen mag und wie verschieden auch ihre Wege sein mögen, so werden sie unweigerlich an diesem Tag im roten Kreis zusammentreffen".
Zwei dieser Menschen rasen gemeinsam durch die nächtlichen Straßen von Marseille und erreichen gerade noch den Schnellzug in Richtung Paris. Es ist Kommissar Mattei (Andre Bourvil) und sein Häftling Vogel (Gian Maria Volonte). Doch trotz der angelegten Handschellen gelingt der berüchtigten und lang gesuchten Gangster in den Morgenstunden eine spektakuläre Flucht. Er flieht in den Wald und wird unerbittlich mit einem Riesenaufgebot an Gendarmen und Spürhunden gejagt. Straßensperren werden errichtet, die ganze Gegend wimmelt von Polizisten.
Zeitgleich mit der Flucht wurde der Häftling Corey (Alain Delon) wegen guter Führung aus dem Gefängnis in Paris entlassen. Der versierte Einbrecher bekommt von einem Gefängniswärter (Pierre Collet) in der Nacht vor der Entlassung noch einen todsicheren Tipp für den Einbruch in ein Juweliergeschäft. Bevor er sich einen Wagen mietet, begleicht er noch eine alte Rechnung und tötet dabei einen Gangster. Dann verlässt er mit dem Auto Paris und kommt auch an diesen Straßensperren vorbei. Er macht Rast in einem Gasthaus und bemerkt, dass ein Mann heimlich in den Kofferraum seines Autos steigt. Wenig später stellt er den Fremden auf einem abgelegenen Feldweg zur Rede. Es ist Vogel und Corey hilft dem Gesuchten weiter. Da auch Corey von seinen Feinden gesucht wird, kann sich Vogel bald revanchieren und dies schmiedet die beiden Männer zusammen. So braucht es nur noch einen genialen Scharfschützen und einen Hehler (Paul Crauchet). Als Scharfschütze wird der Ex-Bulle Jansen (Yves Montand) ausgewählt, der ein schwerer Alkoholiker ist. Man nimmt mit ihm Kontakt auf und tatsächlich kann Jansen die bösen Dämonen, die ihn treiben, abschütteln und wieder zur alten Stärke finden. Er sagt sofort zu als er vom Deal hört. Der Coup weckt seine positiven Lebensgeister. Kommissar Mattei, ein Einzelgänger, der alleine mit seinen drei geliebten Katzen in einem Pariser Appartment lebt, hat die beste Verbrechensaufklärungsquote der Kripo. Doch der oberste Polizeichef (Paul Amiot) ist mit ihm nicht zufrieden. Schließlich hat er Vogel entkommen lassen und er kann seinen Ruf nur wiederherstellen, wenn ihm die erneute Festnahme gelingt. Um erfolgreich zu sein, nötigt er den Nachtclubbesitzer Santi (Francois Perrier), einen Freund von Vogel, als Polizeispitzel tätig zu werden. Dieser lehnt zuerst ab, doch als sie dessen 16jährigen Sohn (Jean-Marc Boris) wegen Rauschgift verhaftet, wird Santi gefügig. Währenddessen hat der Raub erfolgreich stattgefunden...







Ein großer, düsterer Gangsterfilm über Freundschaft und Loyalität, über Schuld und Verrat. Die Liebe zum Film Noir ist in "Vier im roten Kreis" sofort erkennbar. Die vier Männer im roten Kreis sind allesamt Einzelgänger, die nicht viel über sich preisgeben. Man erinnert sich an viele Klassiker des Genres, sei es "Wenn es Nacht wird in Paris" oder "Die Rechnung ging nicht auf" bis hin zu Hustons "Asphalt Dschungel". Diese Einzelgänger im Film tragen auch Trenchcoat und Hut - genau wie in den Klassikern. Wie in allen guten Gangsterfilmen verschwimmt das Gut und Böse Schema und auch in "Vier im roten Kreis" bedienen sich die Gesetzeshüter illegaler Mittel. Der oberste Polizeichef wirkt in seinen Aussagen wie ein Menschenfeind und am Ende werden die Gangster sang- und klanglos wie Hasen von hinten abgeschossen. Selten war ein Gangsterfilm pessimistischer und die Schauspieler laufen zur Höchstform auf. Vor allem der meist als Komiker eingesetzte Andre Bourvil liefert als Kommissar Mattei eine hervorragende Leistung. Leider starb der beliebte Schauspieler kurz nach Fertigstellung des Films an der Kahler Krankheit. Auch Melville lebte nicht mehr lange. Nach seinem letzten Film "Der Chef" starb er 1973 an einer Herzattacke - er wurde nur 55 Jahre alt. 






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Sonntag, 29. Oktober 2017

Ein Hauch von Zen







































Regie: King Hu

Ritterliche Heldin...

King Hu (1931 - 1979) gilt als der große Pionier des Wuxia-Genres, auch wenn bereits in den 20er Jahren solche Filme schon gedreht wurden. Sein epochales Meisterwerk "Ein Hauch von Zen" aus dem Jahr 1969 ist aber der erste Film dieser Art, der auch das Arthaus-Publikum begeisterte. Bei seinem Kinostart in Ostasien war es nicht der große Publikumserfolg - er wurde danach vom Produzenten eigenmächtig gekürzt in der Hoffnung ihn auch auf den anderen Kinomärkten der Welt gut zu vermarkten. Zu dieser Zeit hatte ja der Kung Fu Film viele Freunde unter den Kinogängern. Erst 1975 konnte King Hu die ursprüngliche Fassung wiederherstellen und wrude dafür zu Recht bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem großen Spezialpreis der Jury bedacht. Einzigartig auch die ausgesprochen lange Laufzeit von beinahe 200 Minuten. Seinen Durchbruch feierte King Hu mit dem Kontrakt, den er mit den Shaw Brothers einging. Für diese erfolgreichen Produzenten drehte er 14 Filme und 1966 wurde auch "Das Schwert der gelben Tigerin" sehr gelobt. Es folgte mit "Die Herberge zum Drachentor" ein gern gesehener Martial-Arts Klassiker. Vielleicht war es die Mischung die "Ein Hauch von Zen", der darauf folgte, so einzigartig werden ließ: Die spannende Geschichte wird sehr bedacht und langsam erzählt, ohne dass sie an Spannung verlieren würde. Die Martial Arts sind präzise und perfekt choreografiert und zusätzlich lässt King Hu philosophische und mystische Hintergründe des Zen-Buddhismus mit einfliessen. Darüberhinaus bedient er sich offensichtlich an den beliebten Elementen der chinesische Oper.
Sozusagen eine besonders effektive Mischung aus verschiedenen Kampfarten, artistischen Einlagen sowie Anleihen beim Ballet und Tanz. Die Akteure fliegen schwerelos durch die Lüfte und scheinen übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen - nicht nur der sehr markante Abt des Klosters.
Das Leben des etwas phlegmatischen Portrait-Künstlers Ku Shen Chai (Shih Chun) läuft in geregelten Bahnen. Der Alltag ist immer gleich in der verschlafenen Kleinstadt, wo er mit seiner resoluten und ständig meckerden Mutter (Zhang Bing-yu).  Zusammen wohnen die beiden etwas ausserhalb in einer verlassenen Anlage, in der gelegentlich Geistererscheinungen beobachtet wurden. Zumindest erzählen es die Leute im Dorf so. Die Mutter kann die Haltung ihres verträumten Sohnes nicht verstehen. Schon über 30 Jahre alt - aber noch nicht mal Beamter ist er geworden mit seinen Fähigkeiten und seiner Intelligenz. Sie hält ihn für einen träumerischen Versager. Als der Fremde Ouyang Nin (Tien Peng) auftaucht, wird es aber bald mit der Ruhe vorbei sein. Denn der interessiert sich auffällig dafür, wer in den letzten Wochen und Monaten neu im Dorf zugezogen ist. Und was hat das mit den beiden neuen Ärzte (Pai Ying und Xue Han) zu tun, die er irgendwie zu beoachten scheint. Auch die Mutter ist komisch. Denn sie hat der bettelarmen und mittellosen Yang Hui-Chin (Hsu Feng) angeboten in der Anlage wohnen zu können. Mutter denkt dabei schon an eine bevorstehende Hochzeit ihres Sohnemannes mit der schönen Fremden. Aber die ist eine Prinzessin, die vor den Feinden (der mächige Geheimdienstchef Obereunuch Wei) geflohen ist, nachdem ihr Vater beim Kaiser denunziert und ermordet wurde. Der Bücherwurm verliebt sich natürlich in das Mädchen, das gut mit dem Schwert umgehen kann und ersinnt einen Plan, wie man die Übermacht der Bösen, die bald im Dorf sind, besiegen kann. Da helfen wohl nur Geisterfallen..





Nach der schönen ausufernden Einleitung kommt es in der Nacht zum Kampf und es kommt sogar zu einer Liebesnacht zwischen Ku und Yang. Die geht allerdings ohne ein Wort der Erklärung fort und sucht im Kloster Aufnahme. Ein Kind aus der Liason schenkt sie Ku, doch dieser gerät auf dem langen und beschwerlichen Heimweg in Gefahr. Noch einmal kommt es im Wald zu grandiosen Kämpfen. Diesmal hat der Abt Hui-Yuan (Roy Chiao) die Oberhand, doch er wird von dem listenreichen bösartigen General (Han Ying-jie) in einen feigen Hinterhalt gelockt. Dies alles ist in faszinierenden Bildern zu sehen und am Ende erreicht der Mönch das Nirwana. Sichtbar als er in einer Lotusstellung verharrt und goldener Staub aus seinen Wunden strömt. Die wörtlliche Übersetzung von King Hus Film heißt "Ritterliche Heldin" (Hsia Nu) und tauscht sogar die Geschlechterrollen. Denn die Frau ist die Kämpferin, ihr Liebhaber entzieht sich dem Kampfgeschehen und hofft mit List und Klugheit zu punkten. Nach "Ein Hauch von Zen" drehte King Hu mit "Regen in den Bergen" eine Art zweiter Teil des Films. 1990 gelang ihm mit "Swordsman" ein phänomenales Comeback.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Es war einmal in Amerika







































Regie: Sergio Leone

Ein kollektiver Traum...

Sergio Leones letzter Film "Es war einmal in Amerika" entstand 1984 und gilt als dritter Teil seiner "Once upon a time..." Reihe, die mit "Spiel mir das Lied vom Tod" begann und mit "Todesmelodie" fortgesetzt wurde. Bereits 1972 bereitete der Filmemacher sein ausuferndes Gangster-Epos vor, dass auf Harry Greys Buch "The Hoods" basiert. Nach aufwändigen Vorbereitungsarbeiten kam die fast vierstünidge Gangsterfilm 1984 in die Kinos. In Amerika brachte die Ladd Company den Film heraus - die kürzten die Saga aber auf 139 Minuten herunter. Was dann auch in der Kinoauswertung merklich zu Buche schlug. Mit Produktionskosten von 30 Millionen Dollar spielte die Kurzversion nur etwas mehr als 5 Millionen Dollar in den USA ein und sofort wurde der Film als Flop tituliert. In Europa wurde "Es war einmal in Amerika" jedoch viel besser aufgenommen und vor allem in der Langfassung gelang dem Film eine große Rehabilitation. Er galt bald als eines der großen Filme der 80er Jahre.
Ennio Morricone mit seinem Soundtrack prägt das Gangsterepos ähnlich markant wie bereits in "Spiel mir das Lied vom Tod". Die großartige Kameraarbeit von Tonino delli Colli hätte ebenfalls einen Oscar verdient. Leider wurde der Film bei der Oscar-Vergabe komplett übergangen, was aber angesichts der verstümmtelten und entstellten US-Kinofassung heute logisch nachzuvollziehen ist. Die verschachtelte Erzählweise Leones, der drei ineinander verwobenen Zeitebenen (20er Jahre, 30er Jahre und 1968) erzählt, macht den Film erst zu dem großen Meisterwerk seines Genres. "Es war einmal in Amerika" ist sogar auf Augenhöhe mit "Der Pate".
Es sind vor allem großartige Einzelszenen, die unvergessen bleiben. Meine Lieblingsszene zeigt die junge Deborah (Jennifer Conelly), die hübsche Schwester von Fat Moe (Mike Monetti), wie sie im hinteren Speicher der Eltern ganz für sich alleine das Ballett-Tanzen übt. Der junge Noodles (Scott Tiler) hat eine Ecke auf der Toilette gefunden, wo er sie von einem offenen Spalt aus, beobachten kann. Sie weiß das natürlich und tanzt nur für ihn, sie zieht sich auch aus für ihn. Dann beschimpft sie ihn. In einer zweiten Szene führt sie ihn in ihr in weiß getauchtes Heiligtum...dort liest sie ihm aus dem Alten Testament das Hohelied Salomons so vor, dass er bald begreift: Auch sie empfindet viel für den ruppigen Jungen mit der kriminellen Energie. "Es war einmal in Amerika" ist neben der Geschichte von vier Jugendfreunden, die als Erwachsene zu Gangstern werden, die Geschichte von Max und Noodles und vor allem auch die Geschichte von Deborah und Noodles. Als es dann zum Kuß der ersten großen Liebe kommt, wird Noodles von seinem Freund Max (Rusty Jacobs). Er verlässt Deborah fürs Erste, gibt zu verstehen, dass er gleich mal wieder kommt, doch die Freundschaft zu seinem Kumpel Max ist irgendwie stärker. Deborah verliert ihren ersten Freund an Max und an die kriminellen Machenschaften.
Wie bereits erwähnt spielt "Es war einmal in Amerika" in drei Zeitsegemnten. Zuerst wird der Zuschauer mit den Ereignissen des Jahres 1932/1933 im jüdischen Viertel der Lower East Side von New York. Es ist das Ende der Prohibition-Zeit. Dort sterben die Freunde Maximilian "Max" Berkovic (James Woods), Patrick "Patsy" Goldberg (James Hayden) und Philip "Cockeye" Stein (William Forsythe) bei einer letzten geplanten Alkoholschmuggelfahrt. Der vierte im Bunde war Noodles (Robert de Niro), von dem alle glauben, dass er die Freunde verraten hat. Doch Noodles wird selbst von einem unbekannten Gegner gejagt, die vorher seine Freundin Eve (Ariane Borbach) getötet haben und Fat Moe (Tobias Meister) krankenhausreif geschlagen haben, weil sie Noodles Versteck wissen wollten. Der hat sich in Chun Laos Chinesischem Theater versteckt und wird in dieser Nacht noch New York verlassen. Am Bahnhof nimmt er den nächsten Zug und steigt mit dem "One Way Ticket" ein in Richtung Buffalo. Erst 35 Jahre später wird er wieder die Heimat besuchen. Denn er bekam ein Brief von einem unbekannten Absender - es ist der unbekannte Gegner, der vor 35 Jahren seine Freunde getötet hat. Wieder ist es Fat Moe, den er zuerst trifft und später wird es ein trauriges Wiedersehen mit seiner großen Liebe Deborah (Elizabeth McGovern) geben. Er wird Max frühere Freundin Carol (Tuesday Weld) im Altersheim treffen. Und die Erinnerungen an die Jugendtage werden wieder wach. Neben Max, Cockeye (Adrian Curran), Patsy (Brian Bloom) war auch der kleine Dominic (Noah Moazezi) dabei, doch der ließ bereits früh sein Leben, als der Gangster Bugsy (James Russo) erschossen wurde. Der hatte eine Gefahr gesehen, dass die fünf Jungs ihn als Platzhirsch aus dem Revier verdrängen. Aus Rache tötet Noodles den Konkurrenten und wandert für 10 Jahre hinter Gitter. Am Tag seiner Entlassung wird er von Max vor den Gefängnistoren abgeholt und alles scheint wie früher. Doch Max hat große Ambitionen, er will noch dicker ins Geschäft. Dies könnte die Freundschaft vor die Zerreißprobe stellen...









1923 sind die Freunde Jugendlich, 10 Jahre später sind sie erwachsen und mit dem riesigen Zeitsprung und mit "Yesterday" von The Beatles beginnt Noodles Rückkehr - sozusagen aus dem Nichts. Er wird im Lauf des Film einmal gefragt "Was hast du die ganzen Jahre gemacht ?" und wird mit "Ich bin früh schlafen gegangen" antworten. Diese Zwischenzeit bleibt also im Dunkel und es bleiben die Sprünge in die drei Zeitsekmente, die dem Film zusätzlich eine große epische Kraft verleihen. Ein bisschen ähneln diese Sprünge den Hintertüren des Chinesischen Theaters. Während im ersten Komplex das  chinesiche Theater mit Schattenspielen läuft, ist im anderen Teil eine Opiumhölle, die mit unübersichtlichen Gängen irgendwie an ein Labyrinth erinnern und eine Verwandtschaft mit der verschachtelten Erzählweise aufweist. Überf allem schwebt eine ganz große Portion Melancholie und Wehmut - und wenn  "Spiel mir das Lied vom Tod"  von den Mythen des Westens handelt, so bringt Leone, der Kinomagier, dem Zuschauer die Mythen des Gangsterfilms noch einmal nahe. Im Grunde fast ein bisschen künstlich, eine Geschichte, die es nur im Kino geben kann. Und tatsächlich riskiert Leone mit dem Schlußbild des jungen Erwachsenen Noodles, der im Chinesischen Theater Opium konsumiert und breit in die Kamera grins - so als wollte er sagen "das ist Kinomagie".
Natürlich ist auch die Begegnung mit der alternden Deborah, ihrem Sohn und zum Schluß mit dem Staatssekretär Bailey voller Wehmut, aber auch voller Resignation. Die alten Zeiten kehren nicht wieder, das weiß auch Noodles und er ist müde geworden. Leones wehmütiger Abgesang funktioniert in allen Belangen perfekt.







Bewertung: 10 von 10 Punkten.