Regie: King Hu
Ritterliche Heldin...
King Hu (1931 - 1979) gilt als der große Pionier des Wuxia-Genres, auch
wenn bereits in den 20er Jahren solche Filme schon gedreht wurden. Sein
epochales Meisterwerk "Ein Hauch von Zen" aus dem Jahr 1969 ist aber der
erste Film dieser Art, der auch das Arthaus-Publikum begeisterte. Bei
seinem Kinostart in Ostasien war es nicht der große Publikumserfolg - er
wurde danach vom Produzenten eigenmächtig gekürzt in der Hoffnung ihn
auch auf den anderen Kinomärkten der Welt gut zu vermarkten. Zu dieser
Zeit hatte ja der Kung Fu Film viele Freunde unter den Kinogängern. Erst
1975 konnte King Hu die ursprüngliche Fassung wiederherstellen und
wrude dafür zu Recht bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem großen
Spezialpreis der Jury bedacht. Einzigartig auch die ausgesprochen lange
Laufzeit von beinahe 200 Minuten. Seinen Durchbruch feierte King Hu mit
dem Kontrakt, den er mit den Shaw Brothers einging. Für diese
erfolgreichen Produzenten drehte er 14 Filme und 1966 wurde auch "Das
Schwert der gelben Tigerin" sehr gelobt. Es folgte mit "Die Herberge zum
Drachentor" ein gern gesehener Martial-Arts Klassiker. Vielleicht war
es die Mischung die "Ein Hauch von Zen", der darauf folgte, so
einzigartig werden ließ: Die spannende Geschichte wird sehr bedacht und
langsam erzählt, ohne dass sie an Spannung verlieren würde. Die Martial
Arts sind präzise und perfekt choreografiert und zusätzlich lässt King
Hu philosophische und mystische Hintergründe des Zen-Buddhismus mit
einfliessen. Darüberhinaus bedient er sich offensichtlich an den
beliebten Elementen der chinesische Oper.
Sozusagen eine besonders effektive Mischung aus verschiedenen
Kampfarten, artistischen Einlagen sowie Anleihen beim Ballet und Tanz.
Die Akteure fliegen schwerelos durch die Lüfte und scheinen
übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen - nicht nur der sehr markante
Abt des Klosters.
Das Leben des etwas phlegmatischen Portrait-Künstlers Ku Shen Chai (Shih
Chun) läuft in geregelten Bahnen. Der Alltag ist immer gleich in der
verschlafenen Kleinstadt, wo er mit seiner resoluten und ständig
meckerden Mutter (Zhang Bing-yu). Zusammen wohnen die beiden etwas ausserhalb in
einer verlassenen Anlage, in der gelegentlich Geistererscheinungen
beobachtet wurden. Zumindest erzählen es die Leute im Dorf so. Die
Mutter kann die Haltung ihres verträumten Sohnes nicht verstehen. Schon
über 30 Jahre alt - aber noch nicht mal Beamter ist er geworden mit
seinen Fähigkeiten und seiner Intelligenz. Sie hält ihn für einen
träumerischen Versager. Als der Fremde Ouyang Nin (Tien Peng) auftaucht, wird es aber bald mit der Ruhe vorbei sein.
Denn der interessiert sich auffällig dafür, wer in den letzten Wochen
und Monaten neu im Dorf zugezogen ist. Und was hat das mit den beiden
neuen Ärzte (Pai Ying und Xue Han) zu tun, die er irgendwie zu beoachten
scheint. Auch die Mutter ist komisch. Denn sie hat der bettelarmen und
mittellosen Yang Hui-Chin (Hsu Feng) angeboten in der Anlage wohnen zu
können. Mutter denkt dabei schon an eine bevorstehende Hochzeit ihres
Sohnemannes mit der schönen Fremden. Aber die ist eine Prinzessin, die
vor den Feinden (der mächige Geheimdienstchef Obereunuch Wei) geflohen
ist, nachdem ihr Vater beim Kaiser denunziert und ermordet wurde. Der
Bücherwurm verliebt sich natürlich in das Mädchen, das gut mit dem
Schwert umgehen kann und ersinnt einen Plan, wie man die Übermacht der
Bösen, die bald im Dorf sind, besiegen kann. Da helfen wohl nur
Geisterfallen..
Nach der schönen ausufernden Einleitung kommt es in der Nacht zum
Kampf und es kommt sogar zu einer Liebesnacht zwischen Ku und Yang. Die
geht allerdings ohne ein Wort der Erklärung fort und sucht im Kloster
Aufnahme. Ein Kind aus der Liason schenkt sie Ku, doch dieser gerät auf
dem langen und beschwerlichen Heimweg in Gefahr. Noch einmal kommt es im
Wald zu grandiosen Kämpfen. Diesmal hat der Abt Hui-Yuan (Roy Chiao)
die Oberhand, doch er wird von dem listenreichen bösartigen General (Han Ying-jie) in einen feigen Hinterhalt gelockt. Dies alles ist in
faszinierenden Bildern zu sehen und am Ende erreicht der Mönch das
Nirwana. Sichtbar als er in einer Lotusstellung verharrt und goldener
Staub aus seinen Wunden strömt. Die wörtlliche Übersetzung von King Hus
Film heißt "Ritterliche Heldin" (Hsia Nu) und tauscht sogar die
Geschlechterrollen. Denn die Frau ist die Kämpferin, ihr Liebhaber
entzieht sich dem Kampfgeschehen und hofft mit List und Klugheit zu
punkten. Nach "Ein Hauch von Zen" drehte King Hu mit "Regen in den
Bergen" eine Art zweiter Teil des Films. 1990 gelang ihm mit "Swordsman"
ein phänomenales Comeback.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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