Großstadtwestern und Noir der 70er...
Walter Hill ist einer der erfolgreichsten Actionregisseure Hollywoods, der mit seinen Frühwerken sogar grossen Einfluss auf die weitere Entwicklung in diesem in den 70ern noch relativ neuen Genre hatte. "The Driver" mit seinen gross angelegten Autoverfolgungsjagden durch die nächtliche, kalte Metropole ist ein leuchtendes Beispiel dafür:
Im Grunde ist die Handlung äusserst minimalistisch und es wird auch nicht besonders viel geredet - der Film spielt vornehmlich in der Nacht, auf der Strasse, in den Parkhäusern. Die Hauptfiguren oder Charaktere werden nicht mit Namen genannt, sie haben aber Charakter- und Berufsbezeichnungen, mit diesen werden sie auch von anderen angesprochen. "Driver" ist ein kühler Nacht- und Neonfilm, streng stilisiert wie die Unterweltkrimis des grossen Jean-Pierre Melville. Die Geschichte erzählt vom Duell zweier Männer, zweier Profis - der eine formal auf der Gesetzesseite, der Detective (Bruce Dern), der andere ein hochbezahlter Fahrer von Flucht-Autos The Driver (Ryan OŽNeal).
Zwischen den Fronten ein geheimnisvolles Mädchen in Schwarz, die Spielerin (Isabelle Adjani in ihrer ersten Hollywood-Rolle nach dem Welterfolg mit Adele H.).
Dieser Driver ist eine Art Verwandter von Alain Delons Figur "Le Samourai" - er fährt die Gangster zum Bankraub oder anderen Coups, er sorgt für den Fluchtwagen und er managt das anschließende Entkommen vor der Polizei. Ein wasserdichtes Alibi bekommt er durch seine "Connection" (Ronee Blakley), die die Spielerin mit viel Geld für eine Falschaussage bei der Gegenüberstellung engagiert.
Der verbissene Detective, der sich wiederholt als möglicher Verlierer im Spiel des Lebens auf der Strasse sieht, aber ein Gewinner sein will, verlässt ohne mit der Wimper zu zucken das Gute Cop Schema. Seine Kollegen sind zwar empört über die kriminelle Energie ihres Chefs, machen aber mit und so inszeniert der Detective mit angeheuerten obskuren, kriminellen Mittelsmännern für den Gegner einen Raubüberfall, bei dem der Driver das Fluchtauto fahren und anschliessend in Falle gehen soll...
Regisseur Walter Hill, der als Regie-Assistent bei Peter Yates "Bullit" von 1968 eine der spektakulärsten Autojagden mit inszenierte, setzte hier vor allem auf seine rasanten Kamerafahrten mit den Autos (Philip Latrop), die sich waghalsige Verfolgungsjagden im nächtlichen Los Angeles liefern und coole nächtliche Stimmungsbilder vermitteln. Das Szenario wirkt düster und sorgt für eine fast irreal wirkende Atmosphäre.
Ein famoser Großstadwestern mit einer guten Portion Film Noir. Leider ist der Film etwas in Vergessenheit geraten.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen