Sonntag, 1. Oktober 2017

Bestie Mensch







































Regie: Jean Renoir

Das Tier im Menschen...

 Bestie Mensch" erzählt die unheilvolle Geschichte des Lokomotivführers Lantier (Jean Gabin), der seine Lok liebevoll Lison nennt.
Lantier ist einer aus der Familie Rougon-Maquart, in dem Roman von Emile Zola ist diese Familie mit einem über Generationen existierenden Fluch belegt, ähnlich den Atriden aus der griechischen Mythologie.
Alle diese Vorfahren waren Alkoholiker und der ruhige Mann macht sie für seinen Gemütszustand verantwortlich.
Er ist schwermütig unterwegs und sehr oft schlug diese Stimmung in eine Depression um.
Dazu kommt die Neigung zu aggressiven, anfallsartigen Ausbrüchen, die er selbst nicht steuern kann, in diesen Momenten verspürt er Lust zu töten.
Während eines zwanghaften Aufenthalts in Le Havre besucht er seine Tante, der er vorgibt, dass die Krankheit nicht wieder aufgetreten ist.
Doch bereits als der die attraktive Flore (Blanchete Brunoy) unten am Fluss trifft und diese dann ganz in der Nähe der Bahngleise leidenschaftlich küsst, kommt für einen kurzen Moment dieser Drang zum Vorschein. Für Sekunden würgt er die junge Frau und muss sich Augenblicke danach für diesen Anfall entschuldigen.
Im Nachtzug trifft er auf den ihm bekannten Bahnhofsvorsteher aus Le Havre. Dieser Roubaud (Fernand Ledoux) ist mit seiner 15 Jahre jüngeren Frau Severine (Simone Simon) im Zug, um den Onkel und Ziehvater seiner Frau
dort zu stellen, nachdem der Mann erfahren hat, dass dieser die damals noch nicht erwachsene Severine sexuell missbraucht hat.
Lantier wird Augenzeuge im späteren Mordfall, denn der Ziehvater überlebt die Bahnfahrt nicht. Und Lantier bemerkt, dass die Roubauds ihr Abteil verliessen und dieses erst später wieder aufsuchten.
Durch eine Geste der schönen Frau schweigt Lantier aber, dies ist natürlich der Beginn einer verhängnisvollen Affäre...



Ich muss gestehen, dass ich den Film "Bestie Mensch" nur vom Hören kannte und nunmehr einen großartigen Klassiker gesehen habe, der zu Recht zu den ganz großen Meisterwerken der 30er Jahre gezählt wird.
Es ist ein realistisch-poetischer Film-Noir zum einen über die erregende Welt der Schienen und Lokomotiven, die Jean Renoir ganz realistisch, aber in sehr raffiniert wirkungsvollen Montagen eingefangen hat.
Die Handlung um diese drei schicksalhaft miteinander verbundenen Personen ist von einem düsteren, auswegslosen Fatalismus gezeichnet, eine Dymanik, die unaufhaltsam auf die Katastrophe zusteuern wird.
Dabei dient das Milieu der Bahnhöfe mit ihren düsteren Hinterhöfen und rußigen Hallen dazu, die Auswegslosigkeit der Situation zusätzlich zu unterstreichen.
1954 verfilmte Fritz Lang die gleiche literarische Vorlage unter dem Titel "Human Desire".
"Bestie Mensch" fasziniert mit einer genialen Kameraführung, mit meisterhaften Schnitt und überragenden Darstellern, die das Bild zwischenmenschlicher Beziehungen und individueller Verlorenheit perfekt vermitteln können. Jede dieser drei Hauptfiguren liebt oder möchte geliebt werden. Aber alle drei leben im ständigen Konflikt mit der Umwelt, sie stecken voller unerfüllter und nicht gelebter Sehnsüchte.
Darunter verbergen sich aber Hass, Verzweiflung und Verlorenheit.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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