Regie: Gus van Sant
In den Straßen von Portland....
River Phoenix starb am 21. Oktober 1993 in West Hollywood,
Californien. Zum Zeitpunkt seines Todes war er erst 23 Jahre alt und
steckte voll in den Dreharbeiten zu Georg Sluizers "Dark Blood". Der
charismatische Jungschauspieler starb an einer Überdosis Heroin und
Kokain (Speedball) in den Armen seines jüngeren Bruders Joaquin vor dem
angesagten Nightclub Viper Room, der zu einem gewissen Anteil seinem
Freund Johnny Depp gehörte. Im Krankenhaus, wo er schnell eingeliefert
wurde, konnte leider nur noch der Tod festgestellt werden. Die
Todesursache war ein Herzstillstand. Bei der Autopsie fand man auch noch
andere Substanzen wie Valium oder Cannabis. Einstichstellen wurden
keine gefunden. So muss er das Achtfache einer tödlichen Dosis wohl oral
oder intranasal zu sich genommen haben.
River Phoenix
stand damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Bei der Oscarverleihung
1989 war er aussichtsreicher Kandidat für den Preis als bester
Nebendarsteller in Sidney Lumets "Die Reise ins Ungewisse" - er unterlag
allerdings Kevin Kline, der mit "Ein Fisch namens Wanda" am Ende
siegreich war. 1991 wurde der überzeugte Umwelt- und Tierschützer von
Gus van Sant für den Coming of Age Film "My private Idaho"
verpfliichtet. Es wurde neben "Stand by me" mit Sicherheit sein bester
Film. Intersanterweise kann man beide Filme in die Kategorie der "Road
Movies" einordnen. Während Rob Reiners 1986 entstandener Film vier
Jungen zeigt, die zu Fuß auf die Suche nach einem Vermissten gehen, ist
River in "My own private Idaho" als Einzelgänger auf der Straße
unterwegs. Sie wird dort in wahnsinnig schönen Aufnahmen als einsame
Landstraße irgendwo in Idaho dargestellt, aber wechselt immer wieder auf
die nächtlichen Straßen von Portland, Oregon, wo sich Mike (River
Phoenix) als Stricher durchs Leben schlägt. Mike war schon immer ein
Straßenkind, leidet unter Narkolepsie und kommt aus verheerenden
Familienverhältnissen. Seine Mutter und seinen älteren Bruder (James
Russo) hat er seit Jahren nicht mehr gesehen. In seinen Träumer sieht er
immer wieder glückliche Momente aus seiner Kindheit. Als Vaterersatz
fungiert der Landstreicher Bob Pigeon (William Richard), der der Figur
des "Fagin" aus "Olvier Twist" ziemlich ähnlich ist, sich selbst als den
König der Aussätzigen bezeichnet und den Jungs auf der Straße
psychischen Halt gibt. Davon profitiert auch der smarte Scott (Keanu
Reeeves), Sohn des Bürgermeisters und aus sehr vermögenden Verhälntissen
kommend. Scott rebelliert mit seinem Lebenswandel als Strichjunge gegen
den eigenen Vater und dessen bürgerlichen Werte. Er bezeichnet Mike als
seinen besten Freund, doch diesem fehlt die Nähe. Im Grunde ist Mike in
Scott verliebt, ein Gefühl was der Andere aber nicht erwidern kann, da
er nicht schwul ist. Gemeinsam reisen sie mit Scotts Motorrads aber nach
Idaho und versuchen Mikes Mutter zu finden. Diese Suche führt die
beiden nach Italien und dort verliebt sich Scott in die hübsche Carmella
(Chiara Caselli). Die Wege trennen sich, aber Mike bleibt der Straße
treu...
... ständig auf der Suche nach Geborgenheit, die versucht
er immer wieder kurzzeitig bei seinen vielen sonderbaren Freiern zu
finden. Er ist für jede Spielart zu haben. Als Teil eines SexQuartetts
für eine reiche Frau, als Nacktputzer bei einem gewissen Daddy Carrroll
oder beim perversen Deutschen Hans, gespielt von Udo Kier. Dennoch ist
in jeder Sekunde klar, selbst in den wenigen fast intimen Szenen mti
Scott, dass Mike immer der Einzelgänger bleiben wird. Er bleibt alleine
und dies sorgt für eine starke melancholische Note in Gus van Sants "My
own private Idaho", der gleich nach "Elephant" immer noch für mich der
beste Film von Gus van Sants ist. Auch wenn er seit dem Welterfolg mit
"Good Will hunting" zu den großen US-Regisseuren unserer Zeit
aufgestiegen ist und den früheren Independent Platz verlassen hat.
Spätestens mit "Milk" war klar, dass Gus van Sant für den Oscar reif
ist. Dennoch sind mir seine kleinen intimen Filme, zu denen auch noch
"Mala Noche" oder "Paranoid Park" gehören, fast noch etwas lieber. "My
private Idaho" ist da so ein Misch-Werk. Einerseits sehr stark in seiner
Story, in der Aussage und in der Machart sehr stark dem alternativen
Independent Kino der USA verpflichtet, andererseits aber durch angehende
Stars wie Keanu Reeves oder River Phoenix doch auch schon auf den
Kinoerfolg schielend.
Dennoch hat der Film eine fast magische
Atmosphäre anzubieten, aber es ist auch eine Stimmung des Verfalls, des
Niedergangs und des Todes. Eine Szene am Ende beweist dies auch. da auf
den gleichen Friedhof zwei Beerdigungen stattfinden.
Der Film
zeigt auch eindrücklich, dass alles im Fluß ist. Momente vergehen
schnell und die Erlebnisse der Protagonisten entwickeln sich immer recht
unvorhersehbar. Mike ist ein Verlorener auf der Suche nach einem
bisschen Halt, den er leider nicht finden wird.
Tragisch ist
auch die Tatsache, dass nicht nur River Phoenix aufgrund von einer
Drogenüberdosis starb - auch sein Filmkollege Rodney Harvey, der im Film
den Gary spielte, ereilte das gleiche schicksal. Er wurde im Alter von
31 Jahren am 11. April 1998 in einem Hotel in Los Angeles tot
aufgefunden. Die Todesursache war schnell gefunden, eine Kokain- und
Heroinüberdosis beendete sein noch junges Leben.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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