Mittwoch, 11. Oktober 2017

My own private Idaho







































Regie: Gus van Sant

In den Straßen von Portland....

River Phoenix starb am 21. Oktober 1993 in West Hollywood, Californien. Zum Zeitpunkt seines Todes war er erst 23 Jahre alt und steckte voll in den Dreharbeiten zu Georg Sluizers "Dark Blood". Der charismatische Jungschauspieler starb an einer Überdosis Heroin und Kokain (Speedball) in den Armen seines jüngeren Bruders Joaquin vor dem angesagten Nightclub Viper Room, der zu einem gewissen Anteil seinem Freund Johnny Depp gehörte. Im Krankenhaus, wo er schnell eingeliefert wurde, konnte leider nur noch der Tod festgestellt werden. Die Todesursache war ein Herzstillstand. Bei der Autopsie fand man auch noch andere Substanzen wie Valium oder Cannabis. Einstichstellen wurden keine gefunden. So muss er das Achtfache einer tödlichen Dosis wohl oral oder intranasal zu sich genommen haben.
River Phoenix stand damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Bei der Oscarverleihung 1989 war er aussichtsreicher Kandidat für den Preis als bester Nebendarsteller in Sidney Lumets "Die Reise ins Ungewisse" - er unterlag allerdings Kevin Kline, der mit "Ein Fisch namens Wanda" am Ende siegreich war. 1991 wurde der überzeugte Umwelt- und Tierschützer von Gus van Sant für den Coming of Age Film "My private Idaho" verpfliichtet.  Es wurde neben "Stand by me" mit Sicherheit sein bester Film. Intersanterweise kann man beide Filme in die Kategorie der "Road Movies" einordnen. Während Rob Reiners 1986 entstandener Film vier Jungen zeigt, die zu Fuß auf die Suche nach einem Vermissten gehen, ist River in "My own private Idaho" als Einzelgänger auf der Straße unterwegs. Sie wird dort in wahnsinnig schönen Aufnahmen als einsame Landstraße irgendwo in Idaho dargestellt, aber wechselt immer wieder auf die nächtlichen Straßen von Portland, Oregon, wo sich Mike (River Phoenix) als Stricher durchs Leben schlägt. Mike war schon immer ein Straßenkind, leidet unter Narkolepsie und kommt aus verheerenden Familienverhältnissen. Seine Mutter und seinen älteren Bruder (James Russo) hat er seit Jahren nicht mehr gesehen. In seinen Träumer sieht er immer wieder glückliche Momente aus seiner Kindheit. Als Vaterersatz fungiert der Landstreicher Bob Pigeon (William Richard), der der Figur des "Fagin" aus "Olvier Twist" ziemlich ähnlich ist, sich selbst als den König der Aussätzigen bezeichnet und den Jungs auf der Straße psychischen Halt gibt. Davon profitiert auch der smarte Scott (Keanu Reeeves), Sohn des Bürgermeisters und aus sehr vermögenden Verhälntissen kommend. Scott rebelliert mit seinem Lebenswandel als Strichjunge gegen den eigenen Vater und dessen bürgerlichen Werte. Er bezeichnet Mike als seinen besten Freund, doch diesem fehlt die Nähe. Im Grunde ist Mike in Scott verliebt, ein Gefühl was der Andere aber nicht erwidern kann, da er nicht schwul ist. Gemeinsam reisen sie mit Scotts Motorrads aber nach Idaho und versuchen Mikes Mutter zu finden. Diese Suche führt die beiden nach Italien und dort verliebt sich Scott in die hübsche Carmella (Chiara Caselli). Die Wege trennen sich, aber Mike bleibt der Straße treu...





... ständig auf der Suche nach Geborgenheit, die versucht er immer wieder kurzzeitig bei seinen vielen sonderbaren Freiern zu finden. Er ist für jede Spielart zu haben. Als Teil eines SexQuartetts für eine reiche Frau, als Nacktputzer bei einem gewissen Daddy Carrroll oder beim perversen Deutschen Hans, gespielt von Udo Kier. Dennoch ist in jeder Sekunde klar, selbst in den wenigen fast intimen Szenen mti Scott, dass Mike immer der Einzelgänger bleiben wird. Er bleibt alleine und dies sorgt für eine starke melancholische Note in Gus van Sants "My own private Idaho", der gleich nach "Elephant" immer noch für mich der beste Film von Gus van Sants ist. Auch wenn er seit dem Welterfolg mit "Good Will hunting" zu den großen US-Regisseuren unserer Zeit aufgestiegen ist und den früheren Independent Platz verlassen hat. Spätestens mit "Milk" war klar, dass Gus van Sant für den Oscar reif ist. Dennoch sind mir seine kleinen intimen Filme, zu denen auch noch "Mala Noche" oder "Paranoid Park" gehören, fast noch etwas lieber. "My private Idaho" ist da so ein Misch-Werk. Einerseits sehr stark in seiner Story, in der Aussage und in der Machart sehr stark dem alternativen Independent Kino der USA verpflichtet, andererseits aber durch angehende Stars wie Keanu Reeves oder River Phoenix doch auch schon auf den Kinoerfolg schielend.
Dennoch hat der Film eine fast magische Atmosphäre anzubieten, aber es ist auch eine Stimmung des Verfalls, des Niedergangs und des Todes. Eine Szene am Ende beweist dies auch. da auf den gleichen Friedhof zwei Beerdigungen stattfinden.
Der Film zeigt auch eindrücklich, dass alles im Fluß ist. Momente vergehen schnell und die Erlebnisse der Protagonisten entwickeln sich immer recht unvorhersehbar. Mike ist ein Verlorener auf der Suche nach einem bisschen Halt, den er leider nicht finden wird.
Tragisch ist auch die Tatsache, dass nicht nur River Phoenix aufgrund von einer Drogenüberdosis starb - auch sein Filmkollege Rodney Harvey, der im Film den Gary spielte, ereilte das gleiche schicksal. Er wurde im Alter von 31 Jahren am 11. April 1998 in einem Hotel in Los Angeles tot aufgefunden. Die Todesursache war schnell gefunden, eine Kokain- und Heroinüberdosis beendete sein noch junges Leben.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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