Regie: Martin Zanvliet
Die Minensucher...
Der dänische Kriegsfilm "Under Sandet" erhielt 2016 als bester Film des
Jahres den nationalen Filmpreis Bodil, auch Hauptdarsteler Rolland
Moller wurde als Feldwebel Carl Rasmussen und der deutsche
Nachwuchsdarsteller Louis Hoffmann erhielt den Preis als bester
Nebendarsteller für seine Rolle als Sebastian Schumann.
Der Film spielt jedoch in einer Zeit als der Krieg bereits zu Ende war
und holt einen Nebenschauplatz der Geschichte wieder ins Gedächtnis.
Dabei werden Angehörige der deutschen Wehrmacht als Opfer gezeigt - ein
Novum, aber auch ein wichtiges Signal, auch wenn manche Kritiker darin
einen Tabubruch sahen. Aufarbeitung muss auf allen Seiten geschehen und
es gibt nicht nur Gute und Böse. Der Film soll erinnert werden an die
zahlreichen Schattierungen, an die Rache der Sieger. Opfer sind dabei
viele junge Männder im Alter von 16 bis 18 Jahren, die vermutlich
Mitglieder des letzten Aufgebots des Führers Adolf Hilter waren. Jungs
aus dem Volksstumr, denn kurz vor Kriegsende - als alles schon verloren
war - zog man auch noch alte Männer und junge Leute ab 16 Jahren als
Soldaten ein. Als Jugendliche, die ihre Kindheit und Jugend in der Zeit
des Natiionalsozialismus verbrachten, gar nichts anderes kannten und zu
bedingungslosem Gehörsam gegenüber der Obrigkeit erzogen wurden. Der
aufwühlende Film "Under dem Sand" gehört für mich zu den besten Filmen
dieses Jahres und er erinnert an den großen deutschen Klassiker "Die
Brücke" von Bernhard Wicki. Dem Dänen Martin Zandvliet ist ein ähnlich
großer Wurf und intensiver Film gelungen - großartig auch die
Kameraführung von Camilla Hjelm.
Es geht darin um Minenopfer. Viele der deutschen Jungen verlieren dort
am Strand von Dänemark - in dieser wunderschönen Idylle - ihr Leben.
Diese Menschen sollen auch in Erinnerung bleiben und zeigen was
Landminen anrichten können.
Es geht um die – kriegsrechtswidrige – Zwangsverpflichtung deutscher
Kriegsgefangener die 45.000 Minen zu entschärfen, die die Deutschen an
die Westküste des Landes verteilt hatten. Die Deutschen vermuteten eine
Invasion der Engländer über der Nordsee.
Der Film beginnt mit einer Szene, in der Feldwebel Carl Leopold
Rasmussen (Roland Møller) ist voller Hass auf die deutschen Besatzer.
Seine Wut äussert sich in dieser ersten Szene, als eine riesige Kolonne
deuscher Kriegsgefangener an ihm vorbeizieht. Besonders aggressiv macht
ihn ein Soldat, der noch eine dänische Flagge in der Hand hält.
Rasmussen prügelt auf den Gefangenen ein und ruft "Haut ab, das ist
nicht euer Land". Wenig später ist dieser Rasmussen der Aufpasser von
zehn jungen Kriegsgefangenen, die einen Strandabschnitt räumen sollen,
auf dem 45.000 Minen eingegraben sind. So werden die Gefangenen,
darunter Sebastian Schumann (Louis Hoffmann), Helmut Morbach (Joel
Basman), Ludwig Hafke (Oskar Bökelmann) die Zwillinge Ernst und Werner
Lessner (Emil Belton, Oskar Belton) und Wilhelm Hahn (Leon Seidel) im
Stall eines einsamen Bauernhofs untergebracht, nachdem sie von Ebbe
Jensen, dem Leiter des Minenräumkommandos (Mikkel Boe Folsgard)
instruiert wurden. Wie gefährlich der Job ist, hat sich bereits bei
dieser Einarbeitung gezeigt, die auch Todesopfer zu verzeichnen hatte.
Der Feldwebel agiert gegenüber den Jungen sehr brutal und ohne Empathie.
Er verspricht ihnen aber, dass sie nach Hause dürfen, wenn sie dieses
Himmelfahrtskommando absolviert haben. Auf dem Bauch liegend sondieren
die Gefangenen mit Stäben, bis sie auf eine Mine stoßen. Diese muss mit
den Händen freigelegt werden und der Zünder herausgeschraubt werden.
Unmenschliche Bedingungen herrschen vor, es gibt kein Essen und Pausen
gibts nur Nachts.Nur sehr langsam ändert sich die Beziehung des
Feldwebels zu seinen Gefangenen. Er, ein Einzelgänger, der seinen Hund
über alles liebt, kommt ins Nachdenken und entwickelt plötzlich
menschliche Gefühle für diese Jungs. Auch Ernst freundet sich mit der
kleinen Elisabeth (Zoe Zandvliet), der Tochter der Bäuerin (Laura Bro)
an...
Zandvliet zeigt in seinem Film eindrucksvoll, dass Geschichten über
Schicksale im 2. Weltkrieg noch lange nicht alle erzählt wurden. Die
Deutschen wurden noch nie so sehr gehasst wie nach diesem grausamen
Weltkrieg. Diese Gefühle spiegelt der Film sehr gut wieder, er leistet
aber Großes, indem er auch bereit ist die Täter als Opfer zu zeigen. Vor
allem die großartigen Schauspielerleistung von Roland Moller, Louis
Hoffmann und der Zwillinge Emil und Oskar Belton bleiben in Erinnerung.
Unrecht mit Unrecht vergelten...hier wird nicht nur die hasserfüllte
Empfindung gegenüber den bösen Deutschen gezeigt, sondern auch mit dem
Märchen aufgeräumt, dass die Siegermächte immer die Guten waren. Nicht
der Affekt der einzelnen kleinen Menschen steht da in der Kritik,
sondern Bestimmungen und Gesetze, die ganz systematisch von der
dänischen Regierung mit den englischen Siegermächten ersonnen wurden.
Diese Sichtweisen machen den Film völlig einzigartig und geben dem
Zuschauer dieses horrorartige Gefühl, dass da irgendwann das Böse als
Kettenreaktion über die Welt gekommen ist
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen