Sonntag, 8. Oktober 2017

Unter dem Sand







































Regie: Martin Zanvliet

Die Minensucher...

Der dänische Kriegsfilm "Under Sandet" erhielt 2016 als bester Film des Jahres den nationalen Filmpreis Bodil, auch Hauptdarsteler Rolland Moller wurde als Feldwebel Carl Rasmussen und der deutsche Nachwuchsdarsteller Louis Hoffmann erhielt den Preis als bester Nebendarsteller für seine Rolle als Sebastian Schumann.
Der Film spielt jedoch in einer Zeit als der Krieg bereits zu Ende war und holt einen Nebenschauplatz der Geschichte wieder ins Gedächtnis. Dabei werden Angehörige der deutschen Wehrmacht als Opfer gezeigt - ein Novum, aber auch ein wichtiges Signal, auch wenn manche Kritiker darin einen Tabubruch sahen. Aufarbeitung muss auf allen Seiten geschehen und es gibt nicht nur Gute und Böse. Der Film soll erinnert werden an die zahlreichen Schattierungen, an die Rache der Sieger. Opfer sind dabei viele junge Männder im Alter von 16 bis 18 Jahren, die vermutlich Mitglieder des letzten Aufgebots des Führers Adolf Hilter waren. Jungs aus dem Volksstumr, denn kurz vor Kriegsende - als alles schon verloren war - zog man auch noch alte Männer und junge Leute ab 16 Jahren als Soldaten ein. Als Jugendliche, die ihre Kindheit und Jugend in der Zeit des Natiionalsozialismus verbrachten, gar nichts anderes kannten und zu bedingungslosem Gehörsam gegenüber der Obrigkeit erzogen wurden. Der aufwühlende Film "Under dem Sand" gehört für mich zu den besten Filmen dieses Jahres und er erinnert an den großen deutschen Klassiker "Die Brücke" von Bernhard Wicki. Dem Dänen Martin Zandvliet ist ein ähnlich großer Wurf und intensiver Film gelungen - großartig auch die Kameraführung von Camilla Hjelm.
Es geht darin um Minenopfer. Viele der deutschen Jungen verlieren dort am Strand von Dänemark - in dieser wunderschönen Idylle - ihr Leben. Diese Menschen sollen auch in Erinnerung bleiben und zeigen was Landminen anrichten können.
Es geht um die – kriegsrechtswidrige – Zwangsverpflichtung deutscher Kriegsgefangener die 45.000 Minen zu entschärfen, die die Deutschen an die Westküste des Landes verteilt hatten. Die Deutschen vermuteten eine Invasion der Engländer über der Nordsee.
Der Film beginnt mit einer Szene, in der Feldwebel Carl Leopold Rasmussen (Roland Møller) ist voller Hass auf die deutschen Besatzer. Seine Wut äussert sich in dieser ersten Szene, als eine riesige Kolonne deuscher Kriegsgefangener an ihm vorbeizieht. Besonders aggressiv macht ihn ein Soldat, der noch eine dänische Flagge in der Hand hält. Rasmussen prügelt auf den Gefangenen ein und ruft "Haut ab, das ist nicht euer Land". Wenig später ist dieser Rasmussen der Aufpasser von zehn jungen Kriegsgefangenen, die einen Strandabschnitt räumen sollen, auf dem 45.000 Minen eingegraben sind. So werden die Gefangenen, darunter Sebastian Schumann (Louis Hoffmann), Helmut Morbach (Joel Basman), Ludwig Hafke (Oskar Bökelmann) die Zwillinge Ernst und Werner Lessner (Emil Belton, Oskar Belton) und Wilhelm Hahn (Leon Seidel) im Stall eines einsamen Bauernhofs untergebracht, nachdem sie von Ebbe Jensen, dem Leiter des Minenräumkommandos (Mikkel Boe Folsgard) instruiert wurden. Wie gefährlich der Job ist, hat sich bereits bei dieser Einarbeitung gezeigt, die auch Todesopfer zu verzeichnen hatte. Der Feldwebel agiert gegenüber den Jungen sehr brutal und ohne Empathie. Er verspricht ihnen aber, dass sie nach Hause dürfen, wenn sie dieses Himmelfahrtskommando absolviert haben. Auf dem Bauch liegend sondieren die Gefangenen mit Stäben, bis sie auf eine Mine stoßen. Diese muss mit den Händen freigelegt werden und der Zünder herausgeschraubt werden. Unmenschliche Bedingungen herrschen vor, es gibt kein Essen und Pausen gibts nur Nachts.Nur sehr langsam ändert sich die Beziehung des Feldwebels zu seinen Gefangenen. Er, ein Einzelgänger, der seinen Hund über alles liebt, kommt ins Nachdenken und entwickelt plötzlich menschliche Gefühle für diese Jungs. Auch Ernst freundet sich mit der kleinen Elisabeth (Zoe Zandvliet), der Tochter der Bäuerin (Laura Bro) an...




Zandvliet zeigt in seinem Film eindrucksvoll, dass Geschichten über Schicksale im 2. Weltkrieg noch lange nicht alle erzählt wurden. Die Deutschen wurden noch nie so sehr gehasst wie nach diesem grausamen Weltkrieg. Diese Gefühle spiegelt der Film sehr gut wieder, er leistet aber Großes, indem er auch bereit ist die Täter als Opfer zu zeigen. Vor allem die großartigen Schauspielerleistung von Roland Moller, Louis Hoffmann und der Zwillinge Emil und Oskar Belton bleiben in Erinnerung. Unrecht mit Unrecht vergelten...hier wird nicht nur die hasserfüllte Empfindung gegenüber den bösen Deutschen gezeigt, sondern auch mit dem Märchen aufgeräumt, dass die Siegermächte immer die Guten waren. Nicht der Affekt der einzelnen kleinen Menschen steht da in der Kritik, sondern Bestimmungen und Gesetze, die ganz systematisch von der dänischen Regierung mit den englischen Siegermächten ersonnen wurden. Diese Sichtweisen machen den Film völlig einzigartig und geben dem Zuschauer dieses horrorartige Gefühl, dass da irgendwann das Böse als Kettenreaktion über die Welt gekommen ist






Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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