Dienstag, 24. Oktober 2017

Europa








































Regie: Lars von Trier

Schaffner bei der Zentropa...

Deutschland im Jahre Null: Der aus Deutschland stammende und vor dem zweiten Weltkrieg emigrierte junge Amerikaner Leopold Kessler (Jean-Marc Barr) will im zerstörten Deutschland beim Wiederaufbau helfen. Durch seinen Onkel (Ernst Hugo Järegard) hat er sogar gleich nach der Einreise eine Arbeit als Schlafwagenschaffner gefunden. Der Onkel, ein sonderbarer Kauz, weiht ihn in die hohe verantwortungsvolle Aufgabe als Mitarbeiter der Bahngeschellschaft Zentropa ein. Sauberkeit, Zuverlässigkeit, erstklassischer Dienst am Kunden. Die Lockerheit des Amis reibt sich an der deutschen Gründlichkeit und am Hang zur Perfektion. Es gibt tausend Dienstvorschriften, die eingehalten werden müssen...Dutzende Formulare, die während der Fahrten ausgefüllt werden sollen. Der Onkel kündigt seinem Neffen an, dass in 6 Monaten die Prüfung zum Schaffner ansteht. Leopold ist nun Auszubildender. Schnell hat der junge Amerikaner Anschluss: Er lernt während einer Fahrt Katharina Hartmann (Barbara Sukowa) kennen, die Tochter des Zentropa Bahnlinienchefs Max Hartmann (Jörgen Reenberg). Dieser hat derzeit Ärger mit seiner Nazi-Vergangenheit, doch Oberst Harris (Eddie Constantine) versucht sein möglichstes den Vergangenheitsfragebogen für den wichtigen Wirtschaftstycoon wohlwollend zu kaschieren.
Leopold wird zum häufigen Gast der Familie Hartmann, er lernt Sohn Lawrence (Udo Kier) und auch den Pater (Erik Mork), ein Freund der Familie kennen. Irgendwie beschlagnahmen alle den erfrischend naiven Leopold. Großen Ärger bereiten der Bahnlinie auch die Sabotageakte der "Werwölfe", eine Gruppe von Naziterroristen, die Anschläge auf Deutsche verüben, die mit den Allierten kooperieren...




Lars von Triers 1991 gedrehtes Meisterwerk "Europa" ist eine dänisch-schwedisch-deutsche-französisch und schweizerische Coproduktion. Anders als in seinen Dogmafilmen dominiert in "Europa" ein extrem raffinierte und brilliante Filmtechnik. Der Schwarzweiss Film wechselt immer mal wieder in einen Farbfilm und zurück. Dabei sind diese Wechsel nie bemüht, sondern sie passen exakt zu den Stimmungen des Films. Lars von Trier arbeitete mit Überblendungen und zahlreichen anderen optischen Raffinessen. So spielt der Film eigentlich nur in der Nacht, er verbreitet sofort eine äusserst geheimnisvolle, bedrohliche Stimmung, die die gesamte Laufzeit von 112 Minuten gekonnt aufrechterhalten wird. Selbst witzige Einlagen, z.B. findet Leopolds Prüfung durch 100 %ig genaue Prüfer gerade dann statt, wenn nur noch wenig Zeit bleibt ein Bombenattentat zu verhindern. Ein Off-Stimme macht die Stimmung noch hynotischer und suggestiver. Die Bilder, die die Kameramänner Henning Bendtsen, Edward Klosinski und Jean-Paul Meurisse entstehen liessen, erinnern an die 40er Jahre und auch an den Film Noir.
Für mich ist "Europa" Lars von Triers bester Film, noch vor "Breaking the Waves" und "Melancholia".




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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