Donnerstag, 5. Oktober 2017

Spring Breakers







































Regie: Harmony Korine

Semesterferien...


Harmony Korine ist der Drehbuchautor des Skandalfilms "Kids", den der Fotograf Larry Clark 1995 inszenierte. Diese Zusammenarbeit wurde fortgesetzt mit "Ken Park", Korines eigene Regiearbeiten waren bislang aber weitestgehend unbekannt, obwohl er sich auch als Music-Clip Director einen Namen machte und für Sonic Youth oder Bonnie "Prince" Billy deren Musik visualisierte. Mit "Spring Break" ist ihm ein herausragender Zeitgeistfilm gelungen, der auf mich rein oberflächlich wie eine Brutalo-Version des Found Footage Streifens "Project X" von Nina Nourizadeh wirkt. Dort geht es um den Highschoolboy und Verlierer Thomas, der seine eigene Party im Netz promotet, diese durch die vielen Gäste, die ohne Rücksicht auf Verluste einfach nur abfeiern und sich dabei massiv gehen lassen - sich somit zur extremsten Partyapocalypse entwickelt. Was aber dort noch als hintersinnige Komödie daherkommt und auch linear bis zum Desaster erzählt wird, hat Harmony Korine mit "Spring Breakers" kunstvoll und collagenhaft mit einem hypnotischen Inszenierungsstil gemacht und mit reichlich krimineller Energie erweitert. Seine Heldininnen sind die vier Highschool-Girls Faith (Selena Gomez), Candy (Vanessa Hudgens), Brit (Ashley Benson) und Cotty (Rachel Korine), die seit der Grundschule innige Freundinnen sind und das gleiche College besuchen. Während der Spring Break (die 1-2 Wochen dauernden Semesterferien) naht, entschliesst sich das Quartett in Florida mal die Sau rauszulassen, doch das nötige Kleingeld, um richtig Party zu machen, fehlt den Schönheiten. Sie beschliessen spontan einen Diner auszurauben. Die spontane Aktion gelingt, also nichts wie hin zum ultimativen Partytrubel an den sonnigen Strand. Am Bestimmungsort angekommen schliessen sie sich den Tausenden von anderen partygeilen Jungs und Mädels an und das Geld geht für sämtliche Exzesse schnell zur Neige. Als die Mädels bei einer Razzia festgenommen und mit Drogen erwischt werden, landen sie im Knast. Die Kaution wird aber vom Gangsterrapper Alien (James Franco) bezahlt, der die Girls fortan unter seine kriminellen Fittiche nehmen wird...



 Der Inszenierungsstil erinnerte mich etwas an die faszinierenden Gaspar Noe Filme, doch anders als "Irreversible" oder "Enter the void" hat "Spring Breakers" aber immer noch eine viel bodenständigere Haftung, was die Handlung betrifft. Dennoch funktioniert die meditative und hypotische Zweitstruktur bestens und einige Bilder des Films wird man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommen und stellenweise hat Korine ein faszinierendes Mosaik entworfen. Er könnte nahe dran sein an den Stimmungen der neuen Generation X - einer leistungsorientierten Gesellschaft, die nach immer fragwürdigeren und fatalen Kicks sucht. Der Film ist prall gefüllt mit Leben, aber auch mit der Gefahr des Niedergangs beschäftigt. Auf der einen Seite steht das immer noch funktionierende Establishment mit einer völlig kommerziellen Ausrichtung, andererseits aber die hohe Bereitschaft zur Zerstörung. Ein tragendes Element, dass die Protagonisten beherrscht. Sehr gute Darstellungen wie ich finde, allen voran die Verwandlung von Schönling James Franco zum durchgeknallten Gangster. 



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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