Regie: Harmony Korine
Semesterferien...
Harmony Korine ist der Drehbuchautor des Skandalfilms "Kids", den der
Fotograf Larry Clark 1995 inszenierte. Diese Zusammenarbeit wurde fortgesetzt
mit "Ken Park", Korines eigene Regiearbeiten waren bislang aber weitestgehend
unbekannt, obwohl er sich auch als Music-Clip Director einen Namen machte und
für Sonic Youth oder Bonnie "Prince" Billy deren Musik visualisierte. Mit
"Spring Break" ist ihm ein herausragender Zeitgeistfilm gelungen, der auf mich
rein oberflächlich wie eine Brutalo-Version des Found Footage Streifens "Project
X" von Nina Nourizadeh wirkt. Dort geht es um den Highschoolboy und Verlierer
Thomas, der seine eigene Party im Netz promotet, diese durch die vielen Gäste,
die ohne Rücksicht auf Verluste einfach nur abfeiern und sich dabei massiv gehen
lassen - sich somit zur extremsten Partyapocalypse entwickelt. Was aber dort
noch als hintersinnige Komödie daherkommt und auch linear bis zum Desaster
erzählt wird, hat Harmony Korine mit "Spring Breakers" kunstvoll und
collagenhaft mit einem hypnotischen Inszenierungsstil gemacht und mit reichlich
krimineller Energie erweitert. Seine Heldininnen sind die vier Highschool-Girls
Faith (Selena Gomez), Candy (Vanessa Hudgens), Brit (Ashley Benson) und Cotty
(Rachel Korine), die seit der Grundschule innige Freundinnen sind und das
gleiche College besuchen. Während der Spring Break (die 1-2 Wochen dauernden
Semesterferien) naht, entschliesst sich das Quartett in Florida mal die Sau
rauszulassen, doch das nötige Kleingeld, um richtig Party zu machen, fehlt den
Schönheiten. Sie beschliessen spontan einen Diner auszurauben. Die spontane
Aktion gelingt, also nichts wie hin zum ultimativen Partytrubel an den sonnigen
Strand. Am Bestimmungsort angekommen schliessen sie sich den Tausenden von
anderen partygeilen Jungs und Mädels an und das Geld geht für sämtliche Exzesse
schnell zur Neige. Als die Mädels bei einer Razzia festgenommen und mit Drogen
erwischt werden, landen sie im Knast. Die Kaution wird aber vom Gangsterrapper
Alien (James Franco) bezahlt, der die Girls fortan unter seine kriminellen
Fittiche nehmen wird...
Der Inszenierungsstil erinnerte mich etwas an die faszinierenden Gaspar Noe
Filme, doch anders als "Irreversible" oder "Enter the void" hat "Spring
Breakers" aber immer noch eine viel bodenständigere Haftung, was die Handlung
betrifft. Dennoch funktioniert die meditative und hypotische Zweitstruktur
bestens und einige Bilder des Films wird man so schnell nicht mehr aus dem Kopf
bekommen und stellenweise hat Korine ein faszinierendes Mosaik entworfen. Er
könnte nahe dran sein an den Stimmungen der neuen Generation X - einer
leistungsorientierten Gesellschaft, die nach immer fragwürdigeren und fatalen
Kicks sucht. Der Film ist prall gefüllt mit Leben, aber auch mit der Gefahr des
Niedergangs beschäftigt. Auf der einen Seite steht das immer noch
funktionierende Establishment mit einer völlig kommerziellen Ausrichtung,
andererseits aber die hohe Bereitschaft zur Zerstörung. Ein tragendes Element,
dass die Protagonisten beherrscht. Sehr gute Darstellungen wie ich finde, allen
voran die Verwandlung von Schönling James Franco zum durchgeknallten Gangster.
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