Regie: Wong Kar Wei
Eine Geschichte von Kampf und Ehre
Wenn
Wong Kar Wei einen Kung Fu Film dreht, dann darf man sich sicher sein, dass ein
besonderer Film dabei raus kommt. "The Grandmaster" ist nach "Ashes in Time"
auch bereits sein zweiter Martial Arts Film und basiert auf der Lebensgeschichte
des Wing Chun Großmeister Ip Man und geht als Honkongs Beitrag für den besten
fremdsprachigen Film bei den 86. Academy Awards ins Rennen, die im März 2014
verliehen werden. Er zeichnet den Lebensweg des Großmeisters in den 30er Jahren
in Foshan bis zu seinem Tod. Ein Glück, dass Wong Kar Wei kein typisches Biopic
iinzeniert, sondern in magischen bis hynotischen Sequenzen ein Leben, dass dem
Kampf und der Tradition gewidmet war Reuve passieren lässt. Wenn gegen Ende das
Thema der Vergänglichkeit zu offensichtlich in Sergio Leone Manier zelebriert
wird, dann ist dies die einzige Schwäche eines ansonsten großartigen
Meisterwerks seines Genres und das hat er vor allem seiner hervorragenden
Choreographie zu verdanken, die synchron zum Drehbuch konzipiert wurde und wegen
seiner beiden charismatischen Hauptdarsteller Tony Leoung als IP Man und vor
allem Zhang Ziyi als Gong Er, die eine oscarreife Darbietung bietet.
Der
Anfang ist geprägt von einem friedlichen Leben, das IP Man (Tony Leoung) mit
seienr Frau Cheung Wing (Song Hye-kyo) führt. Durch die Ankunft des
Kampfkunstmeisters Gong Yutian (Wang Qingxiang), der noch nie besiegt wurde und
seinen Ruhestand verkündet, kommen große Veränderungen auf die traditionellen
Werte zu. Dieser stellt den brutalen und unberechenbaren Ma San (Zhang Jin) als
seinen Nachfolger vor, räumt aber ein das der Süden ebenfalls eigene Erben der
großen Kampfkünste haben müsste. Ein letzer Kampf soll stattfinden: Ein Mann vom
Süden soll gegen den großen Gong Yutian kämpfen. IP Man wird gebeten dessen
Gegner zu sein. Der "Kampf" wird eher zu einem Austausch philosophischer Ideen,
am Ende wird IP Man von Gong Yutian als Sieger erklärt. Dessen Tochter Gong Er
(Zhang Ziyi) will aber einen richtigen Kampf und einen richtigen Sieg für ihre
Familie.
Auch
dieser Kampf wird stattfinden und steht unter dem Motto der Präzision. Wer als
erster im Kampf ein Möbelstück im Haus zerbricht, der ist Verlierer. Am Ende
gewinnt zwar die geheimnisvolle Gong Er und IP Man sagt, dass er irgendwann eine
Revanche möchte. Eine respektvolle Freundschaft beginnt aber dadurch und die
Lebenswege der beiden kreuzen sich immer mal wieder....
Wong
Kar Wei hat ein betörend schönes Epos mit großartigen Bildern geschaffen, der
Film erinnert an Sergio Leone (irgendwann am Schluß hört man sogar Ennio
Morricones Filmmusik aus "Es war einmal in Amerika" und ist in weiten Strecken
von großen meditativer Kraft. Die Themen sind "Rache" und der Übergang von
Tradition ins Moderne. Dabei sind die Protagonisten in großem Maße der
Vergangenheit verpflichtet, auch wenn die Lehrsätze, die propagiert
werden, anders aussehen. Der Weg in die Zukunft ist schmerzhaft, genauso das
Verharren in der Tradition - manchmal sogar zerstörerisch. In der besten Szene
des Films wird klar, dass Sieg und Niederlage ganz dicht beieinander stehen. Die
Gewinnerin des Kampfes Gong Er spuckt Blut, als der Verlierer schon lange den
Platz verlassen hat, der Sieg hatte einen großen Preis.
Die
Musik von Shigeru Umebayashi, Nathaniel Mechaly und des Italieners Stefano
Lentini passt hervorragend dazu. Dem Filmemacher gelingt wieder eine gelungene
Symbiose zwischen Philosophie und Körperlichkeit, man kann auch Kung Fu goes
Arthaus dazu sagen. Bei den 50. Golden Horse Awards siegte Zhang Ziyi als beste
Darstellerin, auch die Preise für beste Kamera (Philippe le Sourd), Visuelle
Effekte (Pierre Buffin), Bestes Make up und Kostüme (William Chang), sowie beste
Art Direction (William Chang) wurden ausgezeichnet.
Ein
aufregender und eindrucksvoller Genrefilm, der zu den besten Filmen des Jahres
gehört.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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