Mittwoch, 18. Oktober 2017

The Grandmaster







































Regie: Wong Kar Wei

Eine Geschichte von Kampf und Ehre

Wenn Wong Kar Wei einen Kung Fu Film dreht, dann darf man sich sicher sein, dass ein besonderer Film dabei raus kommt. "The Grandmaster" ist nach "Ashes in Time" auch bereits sein zweiter Martial Arts Film und basiert auf der Lebensgeschichte des Wing Chun Großmeister Ip Man und geht als Honkongs Beitrag für den besten fremdsprachigen Film bei den 86. Academy Awards ins Rennen, die im März 2014 verliehen werden. Er zeichnet den Lebensweg des Großmeisters in den 30er Jahren in Foshan bis zu seinem Tod. Ein Glück, dass Wong Kar Wei kein typisches Biopic iinzeniert, sondern in magischen bis hynotischen Sequenzen ein Leben, dass dem Kampf und der Tradition gewidmet war Reuve passieren lässt. Wenn gegen Ende das Thema der Vergänglichkeit zu offensichtlich in Sergio Leone Manier zelebriert wird, dann ist dies die einzige Schwäche eines ansonsten großartigen Meisterwerks seines Genres und das hat er vor allem seiner hervorragenden Choreographie zu verdanken, die synchron zum Drehbuch konzipiert wurde und wegen seiner beiden charismatischen Hauptdarsteller Tony Leoung als IP Man und vor allem Zhang Ziyi als Gong Er, die eine oscarreife Darbietung bietet.
Der Anfang ist geprägt von einem friedlichen Leben, das IP Man (Tony Leoung) mit seienr Frau Cheung Wing (Song Hye-kyo) führt. Durch die Ankunft des Kampfkunstmeisters Gong Yutian  (Wang Qingxiang), der noch nie besiegt wurde und seinen Ruhestand verkündet, kommen große Veränderungen auf die traditionellen Werte zu. Dieser stellt den brutalen und unberechenbaren Ma San  (Zhang Jin) als seinen Nachfolger vor, räumt aber ein das der Süden ebenfalls eigene Erben der großen Kampfkünste haben müsste. Ein letzer Kampf soll stattfinden: Ein Mann vom Süden soll gegen den großen Gong Yutian kämpfen. IP Man wird gebeten dessen Gegner zu sein. Der "Kampf" wird eher zu einem Austausch philosophischer Ideen, am Ende wird IP Man von Gong Yutian als Sieger erklärt. Dessen Tochter Gong Er (Zhang Ziyi) will aber einen richtigen Kampf und einen richtigen Sieg für ihre Familie.
Auch dieser Kampf wird stattfinden und steht unter dem Motto der Präzision. Wer als erster im Kampf ein Möbelstück im Haus zerbricht, der ist Verlierer. Am Ende gewinnt zwar die geheimnisvolle Gong Er und IP Man sagt, dass er irgendwann eine Revanche möchte. Eine respektvolle Freundschaft beginnt aber dadurch und die Lebenswege der beiden kreuzen sich immer mal wieder....





Wong Kar Wei hat ein betörend schönes Epos mit großartigen Bildern geschaffen, der Film erinnert an Sergio Leone (irgendwann am Schluß hört man sogar Ennio Morricones Filmmusik aus "Es war einmal in Amerika" und ist in weiten Strecken von großen meditativer Kraft. Die Themen sind "Rache" und der Übergang von Tradition ins Moderne. Dabei sind die Protagonisten in großem Maße der Vergangenheit verpflichtet, auch wenn die Lehrsätze, die propagiert werden, anders aussehen. Der Weg in die Zukunft ist schmerzhaft, genauso das Verharren in der Tradition - manchmal sogar zerstörerisch. In der besten Szene des Films wird klar, dass Sieg und Niederlage ganz dicht beieinander stehen. Die Gewinnerin des Kampfes Gong Er spuckt Blut, als der Verlierer schon lange den Platz verlassen hat, der Sieg hatte einen großen Preis.
Die Musik von Shigeru Umebayashi, Nathaniel Mechaly und des Italieners Stefano Lentini passt hervorragend dazu. Dem Filmemacher gelingt wieder eine gelungene Symbiose zwischen Philosophie und Körperlichkeit, man kann auch Kung Fu goes Arthaus dazu sagen. Bei den 50. Golden Horse Awards siegte Zhang Ziyi als beste Darstellerin, auch die Preise für beste Kamera (Philippe le Sourd), Visuelle Effekte (Pierre Buffin), Bestes Make up und Kostüme (William Chang), sowie beste Art Direction (William Chang) wurden ausgezeichnet.
Ein aufregender und eindrucksvoller Genrefilm, der zu den besten Filmen des Jahres gehört.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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