Montag, 16. Oktober 2017

Ein Mann sieht rot







































Regie: Michael Winner

Therapie mit dem Revolver....

Paul Kersey (Charles Bronson) macht mit seiner geliebten Frau (Hope Lange) Urlaub auf Hawaii, bevor er wieder ausgezeichnete Arbeit in einem rennomierten Architektenbüro leistet. Paul ist liberal, war Kriegsdienstverweigerer und gibt zu den vielen erzreaktionären Sprüchen seines Kollegen Sam Kreuzer (William Redfield), wie man mit Kriminellen oder arbeitsscheuen Jugendlichen umgehen soll, erst gar keinen Kommentar ab.
Doch sein Leben verändert sich durch ein Verbrechen auf drastische Art und Weise: Während Frau und Tochter Carol (Kathleen Toolan) in einem Supermarkt einkaufen, werden sie von drei Freaks (Jeff Goldblum, Gregory Rozakis, Christopher Logan) beobachtet, die beiden Frauen wirken für die drei "Ratten" (so werden diese Jugendlichen, die auf der Straße leben von der New Yorker Polizei genannt) stinkreich und sie finden auf dem Einkaufszettel die Adresse der Kerseys heraus. Die beiden Frauen erwarten daher den Mitarbeiter des Supermarkts, der die Sachen vorbei bringt und schöpfen keinen Verdacht, als es kurze Zeit an der Haustür klingelt.
Bei dem Einbruch wird Kerseys Frau so schwer verletzt, dass sie kurze Zeit im Krankenhaus stirbt. Tochter Carol wurde vergewaltigt und erleidet eine schwere posttraumatische Störung, sie wird trotz liebevoller Art ihres Mannes Jack (Steven Keats) für lange Zeit in eine Psychiatrie müssen.
Um nicht völlig durchzudrehen, stürzt sich Kersey nach dem Schicksalsschlag wieder in die Arbeit, bei einem Auftrag in Tuscon, Arizona lernt er den Rinderbaron Ames Jainchill (Stuart Margolin) kennen, der ihm das Schiessen mit Waffen schmackhaft macht und Kersey auch eindringlich an die Zeit der Pioniere erinnert, als gute Männer noch das Gesetz selbst in die Hand nahmen und für Recht und Ordnung sorgten.
Ein Gedanke, der den traumatisierten Paul nicht mehr loslassen wird. Er sucht förmlich den Kick in nächtlichen Spaziergängen und beobachten die vielen Kinder der Nacht: Diese Ratten, die unbescholtene Bürger ausrauben oder gar ermorden. Dabei hat er ein Geschenk von Ames, einen Revolver, dabei. Bald ermittelt der dauererkältete Inspector Ochoa (Vincent Gardenia) in Sachen Selbstjustiz...




Der Brite Michael Winner (Lawman, Scorpio - der Killer) drehte einige der besten Charles Bronson Filme: 1971 Charos Land, 1972 Kalter Hauch, 1974 Ein Mann sieht rot oder die Fortsetzung 1982 Der Mann ohne Gnade.
Der Film heizte seinerzeit heftige Diskussionen über das Thema Selbstjustiz in den USA und Europa an, er bekam durch diesen fragwürdigen Inhalt in der Mehrzahl ablehnende Kritiken.
Dabei ist Michael Winner ein böses Meisterwerk des 70er Jahre Thrillers gelungen. In der dunklen und düsteren Optik vermittelt "Death Wish" ein ähnliches Flair wie der einige Jahre vorher entstandene Copthriller "French Connection". Auch Friedkins Film wartet mit mit einem zwiespältigen Helden, Popeye Doyle, auf.
Ein kluger Schachzug des Rachethrillers ist die Rolle Bronsons als tragisch agierender Rächer, denn er wird die Täter seiner Frau nie zu Gesicht bekommen. Seine Rache ist ein Abreagieren an ähnlichen Kriminellen, die die nachts die Straßen von New York beherrschen.
Böse wird Michael Winner dann noch mit der Verquickung zum Wilden Westen. So rückt er den getriebenen, kranken Kersey in die Rolle aufrechter Westerner wie Sheriff Will Kane (High Noon) oder Ethan Edwards (The Searchers), die durch ihr Handeln, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, das intuitiv Richtige zu tun.
Apropos Will Kane: Auch er muss sich alleine seinem Problem stellen, die Bürger, die das Gesetz vertreten, lassen ihn alleine.
Am Schluss des Films wird zynischerweise angedeutet, dass Kersey einerseits durch seine kriminellen Aktionen die Verbrechensstatistik in New York verbessert hat. Andererseits die Bullen aber den Gunman Kersey loshaben wollen. Am Krankenbett bekommt er dies vom Inspektor mitgeteilt und antwortet auf das "Verschwinden sie aus der Stadt" mit der Frage "Noch vor Morgengrauen, Sheriff ?"
Er wird es wieder tun. Angekommen am Chicago Airport gehts hier weiter mit rüpelhaften Gangs, die wehrlose Passanten erschrecken. Auf Kersey warten neue Herausforderungen und vier erfolgreiche Fortsetzungen..




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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