Regie: Juan Antonio Bayona
Die Rückkehr des klassischen Geisterfilms...
Der spanische Film "Das Waisenhaus" spielte bislang weltweit etwa 75 Millionen US-Dollar ein, den Hauptteil davon aber außerhalb der Vereinigten Staaten. Somit gilt der subtile Horrorfilm der alten Schule hinter "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro als der zweiterfolgreichste spanische Film aller Zeiten.
"Das Waisenhaus" war auch Spaniens offizieller Beitrag zur diesjährigen Oscarverleihung, konnte aber leider nicht unter die besten 5 Auslandsfilme kommen. Möglich, dass es am Genre lag...Horror ist bei der Academy immer noch ein bisschen verpöhnt. Umso mehr noch, wenn er so verschnörkelt und die Handlung mit vielen Geheimnissen behaftet ist, wie im Erstlingswerk des Regisseurs Juan Antonio Bayona.
Die internationale Kritik stellte natürlich Vergleiche an, die meisten Ähnlichkeiten oder Assoziationen gabs zu "The Others" von Alejandro Amenabar. Gelegentlich sah man auch Ähnlichkeiten zu Jack Claytons "Schloss des Schreckes" oder gar zum Vorzeigefilm des Genres "Wenn die Gondeln Trauer tragen".
Mich hat der Film mit seinen vielen Rätseln und seiner durchgehend geheimnisvollen Stimmung sogar stellenweise an Peter Weirs Frühwerk "Picknick am Valentinstag" erinnert. Tatsächlich spielt der Film in einem ehemaligen Waisenhaus. Also ein Ort von Kindern und Erwachsenen, die diese Kinder erziehen. Im Spanien der Gegenwart erwerben die 37-jährige Laura (Belen Rueda) und ihr Mann Carlos (Fernando Cayo) dieses etwas abseits gelegene ehemalige Waisenhaus, in dem Laura selbst vor 30 Jahren aufwuchs - bevor sie adoptiert wurde, wie wir durch die Anfangssequenz erfahren und Laura als Kind mit anderen Waisen draussen Ochs am Berg und anschliessend Fangen spielt.
Lauras adoptierter Sohn Simon ist ein introvertiertes Kind und hat einen imaginären Freund. In der weitläufigen, rustikalen Villa lernt er bald sechs neue, wesentlich besorgniserregendere imaginäre Freunde kennen, die nur er sehen kann, bald spielt er auch Schnitzeljagd mit seinen neuen Freunden und als das Ehepaar ein Fest für die Nachbarschaft veranstaltet, tritt dort ein Kind mit einem Kartoffelsack über dem Kopf auf, das Laura bedroht..zu diesem Zeitpunkt verschwindet auch Simon spurlos. Sowohl Kriminalpolizei als auch Parapsychologen schalten sich ein..
Der Film ist klasse fotographiert und ist verschnörkelt genug nicht alle seine labyrinthartigen Mysterien gleich freizugeben. Vieles bleibt im Verbrogenen und der Zuschauer kann und muss so eigene Implikationen zum vielschichtigen Stoff entwickeln, die teilweise verstörende, opulente und reiche Bildsprache ist dabei sehr hilfreich. Das Ende ist so geisterhaft besetzt, dass man echt aufpassen muss, um den grausamen schicksalhaften Plot nicht zu übersehen, der sich aus der Kombiation zwischen a, b und c ergab. Also vielleicht sogar ein zweites Mal anschauen...
In einer schönen Nebenrolle als Medium gibts ein Wiedersehen mit Geraldine Chaplin, die jahrelang das Bild des spanischen Film durch ihre Präsenz in den Filmen von Carlos Saura mitprägte.
"Das Waisenhaus" ist äusserst empfehlenswert und zählt zu den besten Filmen des Jahres 2008.
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