Freitag, 13. Oktober 2017
The Tree of Life
Regie: Terrence Malick
Existenz...
1942 landet die Charliecompanie der 25. US-Infanteriedivision auf der Salomonen-Insel Guadalcanal im Pazifischen Ozean und kämpft sich dort durch den imposanten Regenwald, um die Insel von den Japanern zurückzuerobern. Private Witt versucht auf seine Weise die Hölle zu überstehen, indem er sich unerlaubt von der Mannschaft entfernte und für kurze Zeit in die paradiesisch andere Welt der Südsee-Eingeborenen eintauchte, bevor er sich in der vergitterten Strafzelle eines Truppentransporters in Richtung Kampf begibt.
Die Off Stimme des Meisterwerks "Der schmale Grat" stellt dann so gewichtige Fragen wie "Wie kommt das Böse in die Welt ?" oder "Warum tun wir das ?" während ein Massaker an den Japanern stattfindet.
Im Grunde ist Terrence Malicks "Tree of Life" eine konsequente Fortsetzung seines Kriegsepos aus dem Jahr 1998.
Ein Film, der nicht linear erzählt wird, von gängigen Kinomustern extrem abweicht und der es dem konsumierenden Kinozuschauer, der eine Story erwartet nicht leicht macht.
Ein geheimnisvolles schwankendes Licht, gleich einer flackernden Flamme, erscheint in der Dunkelheit. Es ist der Beginn einer Entscheidung zwischen Natur und Gnade.
Mitte der 60er Jahre erhält Mrs. O´Brien (Jessica Chastain) die Nachricht vom Tod ihres 19jährigen Sohnes. Mr. O´Brien (Brad Pitt) erhält von seiner Frau die Nachricht per Telefon.
Ein Zeitsprung in die Jetztzeit: Architekt Jack (Sean Penn) aus Houston ist der älteste Sohn der 0´Briens und befindet sich in einem kalten Gebäude. Vor diesem Hochhaus wird ein Baum gepflanzt, dies weckt in ihm Erinnerungen an seine Kindheit im texanischen Waco.
Bilder des Urknalls und die Entstehung des Lebens auf der Erde werden gezeigt, die von einer flüsternden Stimme und einer tranceartigen, meditativen oder klassischen Klavier Musik begleitet wird.
Das Universum entsteht, dann Planeten und Galaxien. Die Erde bildet sich, Vulkane brechen aus und es beginnen sich Mikroben zu bilden. Ein Elasmosaurus mit einer großen, blutenden Wunde, blickt vom Strand aufs Meer hinaus. Am Ufer eines Flußes liegt ein verwundeter Parasaurolophus, ein Raubsaurier hat ihn entdeckt und zur Beute deklariert. Doch er lässt Gnade walten und verschont das verletzte Tier im letzten Augenblick.
Die Geschichte geht weiter in der Erinnerung von Jack, der sich in seiner Kindheit in den 50er Jahren befindet und mit seinen beiden jüngeren Brüdern dort aufwächst.
Die gütige, sanfte, liebende Mutter repräsentiert die Gnade, der strenge, autoritäre und nicht immer beherrschte Vater die Natur.
Eine surreale Trance liegt über diesen Erinnerungen an die Familie. Die Schilderungen wirken leicht entrückt und nach und nach zieht sich das oberflächlich Unbeschwerte zurück und weicht etwas immer mehr Bedrohlichem.
Jack (Hunter McCracken) streift bald mit seinen Brüdern (Tye Sheridan, Laramie Eppler) in seinen Erinnerungen durch die Nachbarschaft, wirft Scheiben ein, schiesst Frösche mit einer selbst gebastelten Rakete in die Luft. Sein kindlicher Blick wird zunehmend verschlagener und düsterer, er quält seinen jüngeren Bruder.
Er fühlt sich mit seinen neuen Erfahrungen über Gewalt irgendwie schuldig, diese Energien sind weit entfernt von dem liebenden Prinzip, dass seine Mutter für ihn bedeutet.
Malick lässt einen unablässigen Bilderstrom auf den Zuschauer los, der Film folgt den Gesetzen eines Traumes, im Grunde Bilder vom Verlust der Unschuld und von der Suche diese wiederzufinden.
Und eine Erkenntniss, dass individuelle Entscheidungen Veränderungen herbeiführen.
Es ist ein Versuch, das ganze Dasein, den ganzen Kosmos genauso zu fassen wie das intimste Detail eines Lebens, Mikrokosmos und Makrokosmos.
In Cannes gabs dafür die Goldene Palma, aber auch Buh-Rufe. So gesehen sind diese weit auseinandergehenden Beurteilungen.
Denn der Film ist tatsächlich sperrig und anstrengend.
Aber gelungen, wie ich finde. Vor allem habe ich bemerkt, dass die Schilderungen dieser Kindheit auch bei mir bewirkten, dass eigene Gedanken an früher wieder abgerufen werden konnten.
Allein dafür ist ein paar Sterne, denn eine "Meditation über das Leben" ist sicherlich wertvoll. Malick hat eine Collagenform gewählt mit gewaltigen Bildern und fantastischer Musik. Am Ende war ich erschöpft, was nicht bei vielen Filmen der Fall ist, aber die Stimmung, die der Film auf mich hatte, ist jetzt einige Tage später immer noch präsent.
Es ist halt eine Frage, ob man sich darauf einlassen kann oder nicht.
Filmische Verwandte hat ich nicht nur in "2001" ausgemacht, sondern vor allem in Gaspar Noes "Enter the void" oder in Aronofskys "The Fountain".
Malicks Arbeit scheint mir aber die monumentalste zu sein.
Religiös fand ich den Film nicht, aber er war auf jeden Fall spirtiuell und ich habe das Gefühl, dass "Tree of Life" etwas ganz besonderes war und somit jetzt schon ein Klassiker dieses neuen Kinojahrzehnts.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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