Süßer Kuchen für Spione...
In der Psychiatrie laufen die Uhren anders. Stephen Neale (Ray Milland) befand sich in der Nervenheilanstalt Lembridge für 2 Jahre und jetzt im Kriegsjahr 1944 ist seine Entlassung gekommen.
Er will nach London zurück, obwohl die Stadt inzwischen anhaltend von den Deutschen bombadiert wird.
In der Nähe des Bahnhofs findet ein Wohltätigkeitsjahrmarkt der "Mütter der freien Nationen" statt und da Stephens Zug noch nicht fährt, nützt er diesen Aufenthalt dieses Fest zu besuchen.
Es ist nicht arg viel los, nur eine Horde altjüngferlicher und schrulliger Damen sind dort tätig, sie lassen die Besucher das Gewicht von süßen, leckeren Torten schätzen oder fungieren als dilettantische Wahrsagerinnen.
Jedenfalls ist Stephen an dieser Torte interessiert und schätzt schon mal. Dann ab zur Wahrsagerin, die eigentlich total untalentiert agiert, lediglich beim Rumstochern in Stephens Vergangenheit scheint sie ins Schwarze getroffen zu haben.
Interessanterweise gibt die schrullige Möchtegern-Esmeralda dann dem verdutzten Stephen die Info über das genaue Gewicht der Torte, obwohl er gar nicht danach gefragt hat.
Immerhin geht er tatsächlich sogleich als Gewinner hervor, aber plötzlich scheinen die Mitarbeiter des Festes einen anderen Sieger (Dan Dureya) ausgemacht zu haben und plötzlich scheint die Gewichtsangabe falsch gewesen zu sein.
Doch Stephen bleibt Besitzer dieser Torte, doch er hat das Gefühl verfolgt zu werden.
Bald wird diese Vermutung Gewissheit: Der Blinde, der sich in sein Zugabteil gesellte, entpuppt sich als sehr wohl sehender Schläger, der in dieser Torte etwas Verstecktes sucht.
Dieser Fremde flieht mit dem Kuchen, doch ein Bombardement durch deutsche Bomber macht seinem Leben in einer Ruine ein Ende.
Neale fährt zurück nach London. Dort nimmt er Kontakt zu den "Müttern der freien Nationen Kontakt auf. Immigranten aus Österreich, die Geschwister Carla (Marjorie Reynolds) und Willi Hilfe (Carl Esmond) arbeiten dort sehr engagiert und versuchen Neale zu helfen, herauszufinden wer diese Wahrsagerin ist. Gemeinsam mit Willie besucht Neale eine Mrs. Bellane (Hillary Brooke), die gerade mit einer sehr obskuren Gästeschar eine Séance abhält. Eine Stimme beschuldigt Neale, seine Frau ermordet zu haben. Ein Schuss fällt und plötzlich befindet sich Stephen Neale in einer unglaublichen, mörderischen Spionagegeschichte..
Der Film handelt von Täuschungen, Tarnungen und von Fassaden. Blinde werden sehend, freundliche alte Damen sind plötzlich gefährliche Agenten.
So gesehen gibts einige Parallelen zu Hitchcocks Spionagethrillern dieser Zeit. Auch der Held Stephen Neale ist zuerst eine etwas undurchsichtige Figur, die von einem in der Vergangenheit liegenden Ereignis getrieben und beeinflusst wird.
Passend dazu inszeniert Lang das London der Kriegsjahre als düstere, labyrinthische und kafkaesk wirkende Stadt.
Diverse Logiklöcher werden durch die fesselde Wirkung des Films eigentlich eher noch zu einer Stärke des paranoiden Treibens und der ebensolchen Grundstimmung dieses sehr surrealen Thrillers.
Ein großartiger Klassiker, der m.E. zu den besten Filmen von Fritz Lang zählt.
Und im Grunde auch äusserst radikal in seiner politischen Aussage, der Schuß durch die Tür lässt keine andere Deutung zu.
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