Samstag, 7. Oktober 2017

Das Totenschiff







































Regie: Georg Tressler

Totentanz auf dem Ozean...

Der amerikanische Seemann Philip Gale (Horst Buchholz) verbringt die Nacht an Land im Amüsierviertel von Antwerpen. Am nächsten Tag bemerkt er, dass ihm seine Eroberung alles Geld gestohlen hat und auch die Papiere sind weg. Am Hafen angekommen, setzt sich sein Pech fort: Sein Schiff, die S.S. Tuscaloosa ist bereits vor dem vereinbarten Zeitpunkt ausgelaufen.
Ohne die erforderliche Seemannskarte stehen die Chancen sehr schlecht für eine neue Heue. Gale wird von der belgische Polizei abgeschoben und illegal über die Grenze nach Holland gebracht. Dort schlägt er sich per Anhalter in Richtung Marseille durch. Sehr oft gestaltet sich die Reise als anstrengender Fußweg, ganz nach dem Motto "Immer den Schienen nach". Auf seiner Reise lernt er die hübsche Mylene (Elke Sommer) kennen, die bei ihrer Mutter ganz nah an den Gleisen wohnt und dort bleibt er - sehr verliebt - eine Nacht hängen. Doch am anderen Morgen gehts weiter auf Wanderschaft in Richtung Küste und kommt irgendwann in Marseille an. Dort - so heißt es - ist es auch für Seeleute ohne gültige Papiere möglich - Arbeit zu finden. Sein Ziel ist es, von dort zurück in seine Heimat nach Amerika zu gelangen. Und tatsächlich findet er eine Heuer als Heizer auf derm Schiff "Yorikke" - mit Zielhafen Boston. Doch die Freude über eine baldige Rückkehr in die Staaten dauert nicht lange an. Die Versprechungen des 1. Ingenieurs Dils (Werner Buttler) sind Schwindeleien. Bevor Boston angelaufen wird, steht eine Route nach Griechenland an. Das kann Monate dauern - auf einem heruntergekommenen Schiff, mit wenig Lohn, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und mangelhafter Verpflegung. Doch bald gewöhnt sich Philip an den rauen Umgangston seiner Kameraden Martin (Helmut Schmid) oder Paul (Günter Meisner) Mit dem grobschlächtigen Heizer Stanislaw  Lawski (Mario Adorf) freundet er sich sogar etwas an. Von ihm erfährt er schließlich die düsteren Zukunftsaussichten des Schiffes. Die Yorikke sei ein Totenschiff mit dem Zweck demnächst gezielt zu sinden, da die wertlose Ware an Bord hochversichert ist...




 Georg Tresslers 1959 inszenierter Film "Das Totenschiff" entstand nach dem Roman "Das Totenschiff - die Geschichte eines amerikanischen Seemanns" von B. Traven, der 1926 erschien.  Zwei Themenstränge ergänzen sich zum Totenschiff als Bild vom untergehenden Spätkapitalismus: die Verdinglichung des Menschen zum Schatten seiner Pässe und Berechtigungsnachweise. Der lebenslange Emigrant Traven schuf wenige Jahre vor der geistigen Ausblutung Deutschlands und dem großen bürokratischen Völkermord ein Sinnbild der Opfer des Faschismus. Der zweite Themenstrang sind die unverändert aktuellen Profit-Praktiken der kapitalistischen Seefahrt.
Dicht und beklemmend wirkt die Geschichte eines Staatenlosen, dessen einziges Identitätsdokument, seine Seemannskarte, verloren gegangen ist und so macht der junge Held die Erfahrung ohne Papiere durch alle Maschen anerkannter gesellschaftlicher Zugehörigkeit zu fallen. Nur für einen Moment lang - in einer wunderschön inszenierten Liebesromanze mit Elke Sommer - scheint etwas Hoffnung zu entstehen, doch Philip Gate weiß, dass er als Seemann die See und nicht den Hafen bevorzugt.
Als Philip Gale kann der junge Horst Buchholz sein großes Talent beweisen. Er gibt der Figur des jungen, unangepassten Abenteurers sehr viel Glaubwürdigkeit. Lobenswert auch die atmosphärisch dichten Kamerabilder von Heinz Pehlke, die den Film zu einem der besten deutschen Genrefilme der 50er Jahre machten.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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