Dienstag, 17. Oktober 2017

Der Dialog







































Regie: Francis Ford Coppola

Paranoia...rund um die Uhr...

Ein Tag wie jeder andere am Union Square in San Francisco. Die Kamera nähert sich dem Geschehen aus der Vogelperspektive und es ist ein Pantomine zu sehen, der die Passanten dazu bewegt in seinem Spiel mitzumachen.
Ein ganz anderes Spiel läuft gleichzeitig ab. Vor Ort ist der Überwachungsexperte und Abhörspezialist Harry Caul (Gene Hackman) mit seinem Team, die aus drei unterschiedlichen Positionen heraus ein Gespräch, geführt von einem jungen Paar (Cindy Williams/Frederic Forrest), möglichst lückenlos abhören sollen.
Ein Teammitglied observiert von einem Hochhaus, der andere heisst Stan (John Cazale) und ist die rechte Hand von Caul, der agiert in einem Bus und Caul ist aus Fußgänger dem Paar ständig auf den Fersen.
Die Aktion muss leider abgebrochen werden, da die junge Frau den Schnüffler bemerkt hat.
Nach der Beschattung zieht sich Caul, der privat leidenschaftlich gerne Saxophon spielt, in sein hochgesichertes Appartment zurück.
Beinahe sieht es so aus, als hätte sich der Experte selbst aus dem Leben entfernt und denkt, er könne alles gefühllos elektronisch überwachen, denn privat hat er viele Schutzwälle und -mechanismen eingebaut, um ganz alleine zu sein.
Seine Freundin Amy (Teri Garr) besucht er nur dann, wenn er es will - die Frau, die viel für ihn empfindet und sich freut, wenn er auftaucht, weiss nichts von ihrem Liebhaber, sie kennt weder sein Zuhause, noch seine Vergangenheit oder Gegenwart.
Am Tag nach der Beschattung macht sich Caul gemeinsam mit Stan daran, die vielen Bänder zusammenzuschneiden, um eine brauchbare Version zu bekommen. Er will eigentlich nichts über die Motivation des Auftraggebers wissen, denn man mischt sich nicht in die Angelegenheiten des Klienten ein. In diesem Falle ist dies ein Direktor (Robert Duvall), der bei der ersten Übergabe des Materials sich vertreten lässt von einem dubiosen Assistenten (Harrison Ford).
Caul zieht es vor das hohe Honorar noch nicht anzunehmen und die Bänder direkt an seinen Arbeitgeber abzuliefern, so wie es auch vereinbart war.
Doch er merkt, dass der Fall immer brisanter wird, denn nicht nur das Paar auf den Bändern hat Angst vor einem Mord, auch Caul fühlt sich irgendwie bedroht.
Bei einer Messe für Sicherheits- und Abhörtechnik trifft Caul auf seinen Konkurrenten Bernie Moran (Allan Garfield) und lernt in diesem Zusammenhang eine Frau namens Meredith (Elizabeth McRae) kennen, ein bisschen Sehnsucht nach mehr Privatleben taucht auf...






Francis Ford Coppolas 1975 entstandener Film "Der Dialog" steht leider immer noch im Schatten seiner grandiosen Meisterwerke "Der Pate 1+2" oder "Apocalypse Now", wobei der leise Thriller über das minutiöse Eindringen der Technik in die Intimsphäre des Menschen, sich ebenso als Meisterwerk des 70er Jahre Kinos erweist.
Dabei gelingt es Coppola absichtlich aus einem extrem voyeuristischen Blickwinkel heraus zu schöpfen, wir als Zuschauer sehen und hören wie Caul, aber wir sehen nicht alles, denn die Wahrheit bleibt lange im Verborgenen und manchmal spielt uns die Wahrnehmung einen Streich, vor allem wenn man die Betonung falsch interpretiert. So ist der Mensch machtlos gegenüber der Manipulation der Bänder, aber auch gegenüber seines eigenen begrenzt begreifbaren Tellerrandes.
"Der Dialog" ist ein sehr stiller, langsamer Film, der vor allem Freunde des 70er Paranoia Kinos ansprechen wird. Gene Hackman bietet eine grandiose Charakterstudie, die sehr nachdenklich stimmt.
Ingesamt zeigt der Film eine kalte, von Misstrauen dominierte moderne Welt.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen