Regie: Robert Wise
Das Haus will dich...
Die Kamera zeigt uns einen Blick bei Nacht auf ein schlossähnliches Anwesen: Ein böses altes Haus, dunkel, geheimnisvoll - wie ein unentdecktes Land, dass darauf wartet erforscht zu werden.
90 Jahre steht "Hill House" - unheimlich und friedhofstill - eine Stätte, die manche Leute ein Gespensterhaus nennen.
Affären, Mord, Selbstmord - die 90jährige Geschichte dieses Hauses ist durchtränkt von diesen Themen.
Von Hugh Crane als Heim für seine Frau und seine Tochter erbaut - in dem entlegensten Teil Neuenglands, dass sich finden liess.
Die Gattin von Crane kam - noch bevor sie jemals im Haus selbst war - bei der Autofahrt
Es war von Anfang an ein Unglückshaus, von Tragik und Unheil umwittert. Hugh Cranes junge Frau kam auf mysteriöse Weise ums Leben, kurz bevor sie mit der Kutsche erstmals das Haus besuchte, weil ihre Kutschpferde aus nicht ersichtlichem Grund durchgingen und der Wagen gegen einen Baum geschleudert wurde.
Verbittert zog der Mann sein einziges Töchterchen Abigail alleine groß. Diese blieb bis zu ihrem Lebensende als alte Frau in diesem Haus, doch sie verliess das Kinderzimmer in all diesen Jahren kaum.
Sie überlebte auch ihre Stiefmutter - Hugh Cranes zweite Frau kam auch unter mysterösen Umständen im Haus zu Tode.
Diese ganzen Geschichten festigten den Ruf von Hill House, ein richtiges Geisterhaus zu sein.
Dr. John Markway (Richard Johnson) ist Professor für Anthropologie und Parapsychologie und für ihn dient der Landsitz Hill House als optimale Location für seine gepanten Experimente. Der Professor will beweisen, dass es übernatürliche Existenzen gibt. Dazu hat er verschiedene psychisch empfänglichen Leute eingeladen, am Ende kommen aber nur zwei davon zum verabredeten "Urlaub" ins Geisterhaus.
Zum einen die arme gequälte, aber hellsichtige Eleanor Lance (Julie Harris), von Typ her eine bereits langsam verblühende Jungfer, die die letzten 11 Jahre ihres Lebens dahingehend geopfert hat, dass sie sich um die schwerstkranke Mutter kümmerte.
Ein ganz anderer Charakter scheint die forsche, temperamentvolle Theodora (Claire Bloom)zu sein, die Gedanken lesen kann.
Luke Sanderson, ein Verwandter der derzeitigen Hausbesitzerin, ist ebenfalls zugegen. Dieser junge Kerl ist charmant, geldgierig, geschäftstüchtig und dem ganzen Unternehmen des Professors kritisch bis spöttisch eingestellt.
Das komische Hausmeiserpaar Dudley (Valentine Dyall/Rosalie Crutchley) wirken abschreckend, wie deren Erzählungen und Warnungen.
Schon in der ersten Nacht gehts rund, denn es poltert schrecklich und man hat das Gefühl, dass irgendetwas "Böses" im Hause ist.
Die sensible Eleanor hat aber schon jetzt eine starke Beziehung zu diesem Haus...
Robert Wise drehte mit "Bis aufs Blut gefriert" im Jahr 1963 den zweitbesten Geisterhausfilm aller Zeiten. Der beste ist natürlich Jack Claytons genialer Grusler "Schloß des Schreckens" mit der grandiosen Deborah Kerr als Miss Giddens.
Nicht minder suspekt wirkt Eleanor, die immer leicht hysterisch agierende Frau, deren gespenstischer innerer Monolog als Off Stimme oft zu hören ist.
Der großartig inszenierte Thriller kommt ohne visuellen Schnickschnack und auch ohne Gewalteffekte aus, Robert Wise hat sich vor allem auf die Atmosphäre und Stimmung konzentriert und hält die Spannung und die Ängste des Zuschauers bis zuletzt aufrecht.
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