Dienstag, 14. November 2017

Im Schatten der Nacht







































Regie: Nicholas Ray

Die tragische Geschichte von Keechie und Bowie...

Der Film fängt gleich am Anfang zwei junge Menschen ein, die sich leidenschaftlich küssen, eine harmonische Szene. Lediglich der Kommentar der Off-Stimme will nicht so recht zu dieser Idylle passen "Dieser Junge und dieses Mädchen konnten sich nicht zurechtfinden in der Welt, in der wir leben und das ist ihre Geschichte":
Weiter mit der zweiten Einstellung. Aus einem Hubschrauber gedreht wird ein Auto mit vier Männern gezeigt, sie fahren rasend schnell, querfeldein, über einen Highway, ein Reifen platzt. Drei der Männer sind ausgebrochene Häftlinge und werden von der Polizei verfolgt. Arthur "Bowie" Bowers (Farley Granger) ist der jüngste von ihnen, er ist grade mal 23 Jahre und hat zuletzt 7 Jahren gesessen für einen Mord, von dem er sagt, dass er ihn nicht begangen hat. Die beiden anderen, die Bankräubern Chicamaw (Howard Da Silva) und T-Dub (Jay C. Flippen) sind hartes Knastkaliber und skrupellose Kriminelle, die den jungen naiven Bowie als nützliches dritten Mann betrachten. Bowie floh aus dem Gefängnis, weil er die Idee hat, einen Anwalt zu engagieren, der seine Unschuld an dem Mord beweisen kann, für den er lebenslänglich bekommen hat.
Den ersten Unterschlupf finden sie beim alten Säufer Mobley (Will Wright) und seiner Tochter Keechie (Cathy O´Donnell). Dort taucht auch die zwielichtige Mattie (Helen Craig) auf. Während die Gangster neue Taten planen, die Polizei auf Hochtouren die Verfolgung aufgenommen hat, scheint für kurz die Welt der beiden jungen Menschen stillzustehen. Es entsteht schnell eine zarte Romanze, aus der stürmische, bedingunglose Liebe wird. Die beiden sehnen sich nach einem gemeinsamen Glück, doch die Realität ist ihnen nicht wohlgesonnen. Selbst der Friedensrichter, der sie auf der Flucht in einem Schnellverfahren traut meint "Jeder soll das bekommen, was er sich wünscht"...nimmt die 20 Dollar...."solange er dafür bezahlt"...




Regisseur Nicholas Ray, Kultfigur der jungen Autoren des Cahiers du Cinema, drehte seinen Erstling "Im Schatten der Nacht", der auch bekannt ist unter dem Titel "Sie leben bei Nacht" in den Jahren 1947/1948. Man kann den Film als eine Art Vorläufer seines bekanntesten Films "...denn sie wissen nicht, was sie tun" ansehen und der Hybrid-Krimi, der von George A. Diskant wunderbar fotografiert wurde, wird sehr oft mit "Bonnie and Clyde" verglichen.
Dabei ist Nicholas Ray mit seiner Verfilmung des Romans "Thieves like us" von Edward Anderson, ein sehr eigenständiger Film Noir gelungen, der zur Zeit der großen Depression im ländlichen Amerika spielt und anders als bei "Bonnie and Clyde" keine aktiven Gangster zeigt, sondern zwei junge Leute, die durch Ziellosigkeit, Umfeld und Naivität abrutschen und immer mehr auf die schiefe Bahn geraten. Die Presse und Medien tun ihr übriges, um den jungen Bowie bald als Rädelsführer der Bande hinzustellen, obowhl er immer nur Mitläufer ist. Für kurze Zeit keimt Sehnsucht und Hoffnung durch die Liebe und den Zusammenhalt auf, doch es wird keine Zukunft für diese Wünsche geben.
"Im Schatten der Nacht" ist einer der zweiten Staffel der Arthaus Klassiker Edition und ist neben Tourneurs "Katzenmenschen" und Fellinis "Nächte der Cabiria" der dritte Film in dieser Collection der endlich deutsche DVD Premiere feiert.
Ich kannte den Film bisher nur vom Hörensagen, er hat mich jetzt phasenweise doch begeistert, denn er ist mit einer sehr schönen, melancholischen Poesie durchzogen´und die beiden damaligen Jungstars spielen glänzend. Farley Grangers (berühmt als Guy Haines in Hitchcocks "Fremder im Zug") spielt den jungen Kriminellen sehr sensibel und liefert vielleicht die beste Leistung seiner Karriere ab.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten

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