Regie: Howard Hawks
Zoologen und andere Verrückte...
Der Screwball-Klassiker "Bringing up Baby" aus dem Jahr 1938 war trotz
Cary Grant in der Hauptrolle nicht der große Kassenerfolg, den sich die
RKO erhoffte. Immerhin spielte der Film damals noch mehr als 1 Millionen
Dollar ein, im Grund gar nicht so übel, aber am Ende blieb halt nur ein
Gewinn von schlappen 15.000 Dollar übrig. Dies lastete man vor allem
dem Regisseur Howard Hawks an, der die Dreharbeiten um 40 Tage
verzögerte und dadurch auch seine Gage auf 220.000 Dollar hochtrieb.
Erst Jahre später etablierte sich Hawks durchgeknallter Spaß in den
Olymp des Genres und dort ist er auch noch heute zu finden. Der Film ist
in Deutschland bekannt unter "Leoparden küßt man nicht" und präsentiert
im Titel bereits den am wenigsten verrückten Darsteller des Films:
Baby, der zahme Leopard, gespielt von Leopard Nissa, die bereits
Erfahrungen im B-Picture hatte. Auch ihr tierischer Kollege, der Hund
Skippy, war kein Neuling - er spielte George, den knochenverrückten Hund
der völlig durchgeknallten Susan Vance. Diese Rolle bekam die
Oscarpreisträgerin Katharine Hepburn. Sie galt 1938 aber als Kassengift,
erst der Riesenerfolg mit George Cukors "Philadelphia Story" konnte
dieses wenig günstige Attribut Lügen strafen.
Genauso verrückt ist aber auch der Zoologie-Professor David Huxley (Cary
Grant), dessen Lebensaufgabe es ist, Saurierknochen zu beschaffen,
damit die Rekonstruktion eines riesigen Saurierskeletts (Brontosaurus)
komplett im Museum präsentiert werden kann. Immerhin hat er eine hübsche
Verlobte Alice Swallow (Virginia Walker), aber auch die ist mehr an
Fossilien interessiert als am lebendigen Fleisch ihres Zukünftigen. Der
Zuschauer merkt gleich, dass dieser Zweckgemeinschaft (alles den
Saurierknochen unterordnen) das große Glück nicht beschieden sein wird.
Aber Huxley ist zufrieden, auch wenn er sonderbar, skurril und weltfremd
wirkt. Von der reichen Elisabeth Random (May Robson) könnte laut dem
Anwalt Peabody (George Irving) einen Millionenspende für das
"notleidende" Museum kommen. Auf dem Golfplatz soll es zum ersten
Zusammentreffen kommen. Doch statt der steinreichen betagten Frau lernt
er die verrückte Susan Vance (Katharine Hepburn)kennen, die sich spontan
in den etwas tollpatschigen Kerl verliebt. Er sieht auch ohne Brille
doch viel besser aus. Ganz nach dem Motto "Wenn ein Mädchen dich
wirkklich will, dann hast du keine Chance" hat Susan beschlossen ihren
David zu stalken bis es mit der Liebe klappt. Dazu braucht sie ihren
Hund George, den zahmen Leoparden Baby. David weiß nicht, dass Susan die
Nichte der steinreichen möglichen Spenderin ist. Nach einer
aberwitzigen Serie von komischen und grotesken Szenen kommt es natürlich
am Ende zum Happy-End...
Die beiden Hauptfiguren Susan und David müssen sich natürlich zusammen
tun, denn es muss oft "I can´t give you anything but love" gesungen
werden - Babys Favorite Song. Ausserdem taucht ein verrückter
Großwildjäger (Charlie Ruggles), ein verrückter Gesetzeshüter (Walter
Catlett) und ein zweiter Leopard von Zirkus auf, der nicht ganz zu der
Gattung der lieben, großen Sanftpfoten zählt. Natürlich gehts wie in
jeder Screwball-Comedy um den vergnüglichen Geschlechterkampf. Aber auch
um Sex, ohne jemals davon zu reden. Aber es dreht sich alles in diesem
Chaos um dieses eine Thema und zeigt wie stark die Frau aufdrehen kann.
Dagegen ist auch ein Cary Grant machtlos, der für kurze Zeit in einen
Fummel schlüpfen muss. Dank Hawks durfte er einige Jahre später diese
Rolle in "Ich war eine männliche Kriegsbraut" wiederholen. Fast 80 Jahre
sind seither vergangen - und der geniale Filmspaß wirkt heute noch
genauso frisch, geistreich und lustig wie damals. Hawks hatte ein
enormes Gespür für das Timing seiner crazy Comedy und ließ keinen Gag
oder lustigen Einfall aus.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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