Freitag, 3. November 2017

Leoparden küßt man nicht

Regie: Howard Hawks

Zoologen und andere Verrückte...

Der Screwball-Klassiker "Bringing up Baby" aus dem Jahr 1938 war trotz Cary Grant in der Hauptrolle nicht der große Kassenerfolg, den sich die RKO erhoffte. Immerhin spielte der Film damals noch mehr als 1 Millionen Dollar ein, im Grund gar nicht so übel, aber am Ende blieb halt nur ein Gewinn von schlappen 15.000 Dollar übrig. Dies lastete man vor allem dem Regisseur Howard Hawks an, der die Dreharbeiten um 40 Tage verzögerte und dadurch auch seine Gage auf 220.000 Dollar hochtrieb.
Erst Jahre später etablierte sich Hawks durchgeknallter Spaß in den Olymp des Genres und dort ist er auch noch heute zu finden. Der Film ist in Deutschland bekannt unter "Leoparden küßt man nicht" und präsentiert im Titel bereits den am wenigsten verrückten Darsteller des Films: Baby, der zahme Leopard, gespielt von Leopard Nissa, die bereits Erfahrungen im B-Picture hatte. Auch ihr tierischer Kollege, der Hund Skippy, war kein Neuling - er spielte George, den knochenverrückten Hund der völlig durchgeknallten Susan Vance. Diese Rolle bekam die Oscarpreisträgerin Katharine Hepburn. Sie galt 1938 aber als Kassengift, erst der Riesenerfolg mit George Cukors "Philadelphia Story" konnte dieses wenig günstige Attribut Lügen strafen.
Genauso verrückt ist aber auch der Zoologie-Professor David Huxley (Cary Grant), dessen Lebensaufgabe es ist, Saurierknochen zu beschaffen, damit die Rekonstruktion eines riesigen Saurierskeletts (Brontosaurus) komplett im Museum präsentiert werden kann. Immerhin hat er eine hübsche Verlobte Alice Swallow (Virginia Walker), aber auch die ist mehr an Fossilien interessiert als am lebendigen Fleisch ihres Zukünftigen. Der Zuschauer merkt gleich, dass dieser Zweckgemeinschaft (alles den Saurierknochen unterordnen) das große Glück nicht beschieden sein wird. Aber Huxley ist zufrieden, auch wenn er sonderbar, skurril und weltfremd wirkt. Von der reichen Elisabeth Random (May Robson) könnte laut dem Anwalt Peabody (George Irving) einen Millionenspende für das "notleidende" Museum kommen. Auf dem Golfplatz soll es zum ersten Zusammentreffen kommen. Doch statt der steinreichen betagten Frau lernt er die verrückte Susan Vance (Katharine Hepburn)kennen, die sich spontan in den etwas tollpatschigen Kerl verliebt. Er sieht auch ohne Brille doch viel besser aus. Ganz nach dem Motto "Wenn ein Mädchen dich wirkklich will, dann hast du keine Chance" hat Susan beschlossen ihren David zu stalken bis es mit der Liebe klappt. Dazu braucht sie ihren Hund George, den zahmen Leoparden Baby. David weiß nicht, dass Susan die Nichte der steinreichen möglichen Spenderin ist. Nach einer aberwitzigen Serie von komischen und grotesken Szenen kommt es natürlich am Ende zum Happy-End...




Die beiden Hauptfiguren Susan und David müssen sich natürlich zusammen tun, denn es muss oft "I can´t give you anything but love" gesungen werden - Babys Favorite Song. Ausserdem taucht ein verrückter Großwildjäger (Charlie Ruggles), ein verrückter Gesetzeshüter (Walter Catlett) und ein zweiter Leopard von Zirkus auf, der nicht ganz zu der Gattung der lieben, großen Sanftpfoten zählt. Natürlich gehts wie in jeder Screwball-Comedy um den vergnüglichen Geschlechterkampf. Aber auch um Sex, ohne jemals davon zu reden. Aber es dreht sich alles in diesem Chaos um dieses eine Thema und zeigt wie stark die Frau aufdrehen kann. Dagegen ist auch ein Cary Grant machtlos, der für kurze Zeit in einen Fummel schlüpfen muss. Dank Hawks durfte er einige Jahre später diese Rolle in "Ich war eine männliche Kriegsbraut" wiederholen. Fast 80 Jahre sind seither vergangen - und der geniale Filmspaß wirkt heute noch genauso frisch, geistreich und lustig wie damals. Hawks hatte ein enormes Gespür für das Timing seiner crazy Comedy und ließ keinen Gag oder lustigen Einfall aus.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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