Regie: Joe May
In den dunklen Straßen von Berlin...
1929 ging die Ära des Stummfilms schon seinem unabänderlichen Ende
zu. Und damit veraschiedeten sich auch die von expressionistischer
Bildsprache geprägten Meisterwerke der Weimarer Republik. Joe Mays
"Asphalt" macht schon in der ersten Szene klar, dass dem macher ein
lebhaftes Stadtbild, fast wie ein Kaleidoskop, vorschwebte. Mit diesem
großartigen Stil gelang es auch die recht einfache Geschichte zweier
ungleicher Liebenden zu erhöhen.
Erzählt wird die
Geschichte von dem rechtschaffenen jungen Polizeiwachtmeister Holk
(Gustav Fröhlich), der noch bei seinen Eltern (Alert Steinrück und Else
Heller) in Berlin lebt. Er liebt seinen Beruf. An diesem Schicksalstag
regelt er den Verkehr auf einer belebten Straßenkreuzung. Dort ist die
Diebin Else Kramer (Betty Amann) mit ihrem Wagen unterwegs und
provoziert mit ihrer schlechten Fahrweise einen Stau und einen kleinen
Blechschaden. Doch Holk hilft der schönen Frau am Steuer des Wagens. Er
wid die attraktive Unbekannte in dieser Nacht aber noch ein zweites Mal
treffen. Diesmal wird sie des Diebstahls von wertvollem Schmuck in einem
Juweliergeschäft. Er verhaftet sie, nachdem sie erfolgreich des
Diebstahls überführt werden konnte, den sie zuerst leugnete.
Doch
der Vamp weiß die fraulichen Reize geschickt einzusetzen und überredet
Holk noch vor dem Revier, sie in ihre Wohnung zu begleiten, um zur
Identitätsfeststellung ihren Pass zu holen. Dort verführt Else den noch
unerfahrenen Holk, der sehr schnell schwach wird. Er lässt die Anzeige
gegen sie fallen und entlässt sie in die Freiheit. Diese Entscheidung
muss er jedch bald bitter bereuen. Holk verfällt sehr schnell der
schönen Fremden und sucht sie am Tag nach der Liebesnacht wieder auf.
Else gesteht ihm, dass ihr Freund ein steckbrieflich gesuchter
Verbrecher ist, der derzeit in Italien weilt, aber bald zurück kommen
wird. . Plötzlich kommt dieser Mann auch schon im Zimmer, entdeckt das
Liebespaar beim Küssen und attackiert in großer Eifersucht den
Wachtmeister. In dem anschließenden Handgemenge schlägt der junge Holk
den Schurken so unglücklich nieder, dass dieser dabei zu Tode kommt. Die
Katastrophe ist da.
Der Film ist für seine Entstehungszeit
recht freizügig und zeigt einen guten Jungen, der einem schlechten
Mädchen verfällt. "Glaubst du wirklich, dass ich aus der Not heraus zur
Diebin wurde, wie iich dir Sagte" - fragt die berechnende Kriminelle den
naiven Wachtmann. Erst am Schluß bekommt Else die Gelegenheit ihre
Liebe zu beweisen und dem alten Leben den Rücken zu kehren. Ihr junger
Lover wird draussen auf sie warten, bis sie die Strafe abgesessen hat
und beide werden in ein paar Monaten glücklich. Trotz des Happyends
bekam der Film Jugendverbot. Das intelligent inszenierte Sozialstück aus
dem Berliner Kleinbürger-Mileu begeistert auch heute noch durch die
exzellente Bildsprache und exzellente Kameraarbeit von Willy Schmid
Gentner. Es sollte einige Jahrzehnte nach dem Krieg dauern, bis der Film
seine Wiederaufführung feiern konnte. Das ZDF strahlte ihn 1973 in
seinem Programm aus. Heute gilt der Film als eines der letzten großen
Meisterwerke des deutschen Stummfilms. Die Hauptdarstellerin Betty Amann
war damals sehr populär. Ab 1931 arbeitete sie auch in England. Alfred
Hitchcock engagierte sie für "Endlich sind wir reich". Nach der
Machtübernahme der Nazis erhielt sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft
keine Angebote mehr. Sie emigrierte 1937 in die USA. Dort hatte sie ihre
letzte große Rolle in Edgar G. Ulmers "Isle of Forgotten Sins". Sie
wurde in ihrer aktiven zeit sehr oft auch mit Joan Crawford verglichen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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