Regie: Charlie Chaplin
Verzweifelter Kleinbürger als Massenmörder...
Charlie Chaplins 1947 entstandener Film "Monsieur Verdoux" wurde in seiner Entstehungszeit sehr kontrovers aufgenommen und schnitt bei der Kritik und beim amerikanischen Publikum miserabel ab. Eigentlich logisch, denn Chaplin präsentiert - Storymässig angelehnt an den berüchtigten Frauenmörder Landru - einen sehr sanften Serienmörder, der auf seine Mitmenschen charmant, semsibel, menschenfreundlich, naturverbunden, gütig und auf die Frauen romantisch veranlagt wirkt. Der etwas seltsame Zeitgenosse liebt Blumen, Tiere und Kinder und in einer Szene rettet der mehrfache Mörder eine Raupe, bevor sie von seiner eigenen Schuhsohle zerquetscht werden könnte. Chaplin zeigt gekonnt seine typischen Gesten und Gesichtsausdrücke aus seinen Stummfilmen, allerdings in einem schwarzhumorigen Kontext und macht sein Publikum vom Anfang an zum Komplizen seiner abgründigen Figur. Chaplin war zu dieser Zeit einer ungewöhnlich feindseligen Behandlung der Presse ausgesetzt, während er für den Streifen warb, und während der kurzen Spielzeit kam es sogar zu einigen Boykotten. In Europa wurde der Film um ein Vielfaches besser aufgenommen. Meines Erachtens ist es sogar einer der besten Filme des kleinen Tramps, auch wenn in "Monsieur Verdox" die junge Marilyn Nash diese Rolle übernimmt. Sie ist ein gestraucheltes Mädchen, dass im Gefängnis war und vom Serienkiller auggelesen wird - er will an ihr eine neue, erfolgsversprechende Giftmethode ausprobieren. Doch das Mädchen überrascht ihn, denn es gibt Parallelen. Sie ist genauso tierlieb wie Verdoux, denn unter ihrem Mantel hat sie ein herrenloses Kätzchen versteckt und sie liebt. Und zwar ihren Mann, ein Invalide und würde für ihn selbst ihr Leben geben. Verdoux stellt den vergifteten Wein weg, denn auch auf ihn - im normalen Leben - warten die gehbehinderte Frau (Mady Corell) und Kind. Seit 3 Jahren - kurz nach seiner Entlassung bei der Bank - hat er sich auf das Metier des Blaubart und Frauenmörder spezialisiert, er ist mehrmals verheiratet und führt nicht nur ein Doppel- sondern gelegentlich ein Vierfach- und Fünffachleben. Wenn er eines seiner vermögenden, weiblichen Opfer geehelicht hat, dann wird es immer irgendwann Zeit finanziella abzusahnen und das passiert meistens dann, wenn die Ehegattin das Zeitliche segnet und hier hilft Verdoux natürlich mit. Nur bei der eleganten wie ordinären Anabelle Bonheur (Marta Raye) beißt er sich die Zähne aus, die Frau will und will nicht "verunglücken". Daher sucht er ambitoniert mit Mary Grosnary (Isobel Elsom) ein willigeres Opfer...
Einer meiner Lieblingsfilme, der zwei Jahre später entstandene britische
Klassiker "Adel verpflchtet" erinnert etwas an Charlie Chaplins sonderbaren und
makabren Serienkillerfilm der anderen Art. Am Ende des Films darf der vor
Gericht stehende Übeltäter sogar ein Plädoyer für seine Taten halten: "Ein
einziger Mord stempelt den Menschen zum Mörder... aber Millionen von Morden
machen ihn zum Helden. Die Maßstäbe rechtfertigen alles" so seine
Schlußfolgerung. Neben der bereits beschriebenen Szene mit Marilyn Nash, gibt es
weitere tolle Sequenzen. Zum Brüllen komisch ist Verdouxs Versuch seine
kratzbürstige Anabelle während einer Bootsfahrt zu ertränken oder strangulieren.
Chaplin hat hier sehr stark auf einen dunklen Humor gesetzt, der den Film zu
einem besonderen Klassiker macht. Für mich ein Kultfilm.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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