Untergrund...
Einer der undankbarsten Jobs der Welt wird in Nimrod Antals surrealem
U-Bahn Thriller präsentiert: Die Rede ist von der fünfköpfigen
Fahrkartenkontrolleur-Gruppe des Teamleiters Bulcsü (Sandor Csanyi), die als
eine von vielen weiteren Teams täglich die Fahrgäste der Budapester U-Bahn zu
kontrollieren haben. Zum Team gehört der junge Tibi (Zsolt Nagy), erst seit 2
Wochen dabei, der versierte Professor (Zoltan Mucsi), lange dabei und irgendwie
müde. Auch Lesco (Sandor Badar), der durch ein unakzeptables hygienisches
Erscheinungsbild auffällt und den seine Kollegen schon von weitem am penetranten
Körpergeruch erkennen und der Fast Food Fan Mucki (Csaba Pindroch) gehören zum
Quintett, dass von ihren Chefs beschimpft, von den Schwarzfahrern verhöhnt und
von rabiaten Fahrgästen angepöbelt bis körperlich angegriffen werden. Das Image
der U-Bahn ist derzeit auch nicht gerade das Beste, denn 7 Fahrgäste wählten in
den letzten Tagen den Freitod durch das Werfen vor den einfahrenden Zug. In
Wahrheit geht aber ein unbekannter Kapuzenmann um, der für das Ableben der
Fahrgäste verantwortlich ist, denn er stößt dann zu, wenn jemand alleine an der
U-Bahnstation auf den Zug wartet. Aber auch sonst ist der Alltag dort unten
irgendwie die Hölle oder aber abstoßend und vielleicht gerade deshalb so
faszinierend für Bulcsu, der seit er diesen Job hat, nie wieder das normale
Tageslicht gesehen hat. Er lebt seither 24 Stunden im U-Bahn System, er schläft
auf dem Boden, wenn das Licht dort unten ausgeht und wacht morgens zum
Dienstbeginn wieder auf. Als er der jungen Zsofi (Eszter Balla) begegnet, die im
Bärenkostüm in einer U-bahn sitzt und keine Fahrkarte hat, scheint etwas Sonne
in den Kosmos mit dem Neonlicht zu kommen. Die Gruppe ist völlig ausgepowert mit
der Arbeit im Labyrinth dieser unterirdischen Schächte. Immer wieder wird die
eigentliche Arbeit durch sonderbare Rituale unterbrochen. Einmal die Jagd auf
den besten Schwarzfahrer der Stadt (Bence Matyasi), der mit akrobatischem
Geschick jede Verfolgung durch die Kontrolleure gewinnt oder das Ausleben der
Rivalität der einzelnen Kontroleur-Gruppen. Eine besondere Mutprobe, das
Schienenlaufen, sorgt immer wieder für den Freizeitvertreib nach der Schicht.
Die Geschäftsleitung ist völlig überfordert, einziges Ziel ist die Imagepflege.
Da kommt ein Mörder nicht vor....
Nimrod Antal lieferte 2003 mit "Kontroll" einen sehr besonderen U-Bahn Film
ab, der sowohl schwarzhumorig, spannend und vor allem auch originell seine Story
dem Zuschauer nahe bringt. Es sit ein brilliantes und sehr faszinierendes Spiel
mit Tempo und leisem Humor. Dabei sind die alltäglichen Erlebnisse der
Kontrolleure aus dem Leben gegriffen, sowohl surreal und absurd. Der Killer -
wer auch immer er ist - agiert beiläufig und fast schon als fester Bestandteil
einer belebten und umtriebigen Welt, die sich unter der Erde abspielt. Dabei
gelingt dem ungarischen Filmemacher auch eine gute Charakterstudie der
Hauptfigur Bulcsu, der sich seiner Umgebung überhaupt nicht mehr enziehen kann
und wie in einem persönlichen Alptraum agiert.
Der phasenweise auch melancholische Film spielt komplett in den Anlagen der
Metro und präsentiert eine Vielfalt skurriler Charaktere. Der Film hat keinen
durchgehenden Handlungsstrang, sondern viele einzelne Handlungsfäden, die sich
einige Male überschneiden.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen