Samstag, 18. November 2017
Zero Dark Thirty
Regie: Kathryn Bigelow
Terror, Schmerz, Folter, Einsamkeit...
Am 2. Mai 2011 fand ein von der CIA geleiteter Militäreinsatz der USA in Abbottabad, Pakistan statt. Das Ziel dieser Operation Neptune`s Spear war der Staatsfeind Nr. 1 Osama Bin Laden, der Gründer und Anführer des Terrornetzwerks Al-Qaida. Die Spezialeinheit DEVGRU drang in das gesicherte Anwesen ein und tötete Bin Laden. Hollywoods Action Power-Regisseurin Kathryn Bigelow hat über diesen Einsatz und die jahrelange Vorarbeit der CIA einen sehr spannenden Film gemacht, der sich "Zero Dark Thirty" nennt, abgeleitet vom Zeitpunkt der Operation, die um 0 Uhr 30 stattfand. Dabei wirkt der Film fast schon wie ein dokumentarisch anmutender Verwandter zu ihrem bisherigen größten Filmtriumph "The Hurt Locker" für den sie auch den Regie-Oscar erringen konnte. Beide Filme sind perfekte Vertreter der Kategorie "USA im Krieg gegen den Terror" - in "Hurt Locker wird das Explosive Ordnance Disposal Team der US-Armee bei ihrer harten Arbeit des Bombenentschärfens im Irak gezeigt. "Zero Dark Thirty" ist auch die Geschichte der CIA Agentin Maya, die sehr intensiv von Jessica Chastain gespielt wird. Diese junge Frau kommt 2003 frisch von der Highschool rekrutiert nach Pakistan, wo sie gemeinsam mit ihrem in Folter schon äusserst versierten Kollegen Dan (Jason Clark) bei den Gefangenen nach Hinweisen auf den Aufenthaltsort Bin Ladens sucht. Das erste Drittel der 157 Minuten dauernden Films ist von CIA-Folterszenen durchsetzt. Hässliche, entwürdigende Bilder, das Opfer Ammar (Reta Kateb) soll mittels Waterboarding und weiteren Grausamkeiten gefügig gemacht werden. Anfangs leicht angewidert wird Maya ein Teil dieser Terrorbekämpfung durch Terror. Die Suche nach dem meistgesuchten Terroristen der Welt ist eine Art Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Endlose Verhöre reihen sich aneinander, in der die Menschen in kleine Kisten gesperrt werden. Das Foltern begleitet sie künftig und sie gewöhnt sich immer mehr daran, es wird zur Routine und zum Alltag. Dan hat irgendwann, nachdem er 100 Menschen gebrochen hat, die Schnauze voll und verabschiedet sich von seiner Kollegin, denn er will man wieder was normales machen. Maya bleibt aber dabei. Irgendwann im Jahr 2006 geben die Fahnder es auf, primär Spuren von Zeugenaussagen zu verfolgen, die angeblich Bin Ladens Versteck kennen, weil diese keinerlei Ergebnisse gebracht hatten. Maya konzentriert sich stattdessen auf eine Person, die als Kurier Bin Ladens gelten. Dieser persönliche Kurier hat den Decknamen Abu Ahmad al-Kuwaiti und er soll schliesslich eine gewichtige Rolle bei der Jagd auf Osama Bin Laden spielen...
Beängstigend gut ist wie bereits erwähnt die Darstellung von Jessica Castain als beinahe schon besessene Agentin, die immer gekonnt ihre Emotion verstecken kann. Es gibt viele Kritiker, die finden, dass Bigelow die Folter hier als legitimes Mittel zum Zweck darstellt. Das sehe ich überhaupt nicht so. Im Gegenteil: Durch diese realistischen Szenen mit Folterungen arbeitet die Filmemacherin auch ein dunkltes Kapitel jüngster US-Geschichte auf. Selbst die Operation wird alles andere als Heldentat dargestellt, es ist ein kaltes, präzise ablaufendes Todesunternehmen mit wenig Rücksicht auf Verlusten. Erst wird getötet, danach analysiert, ob es "Der Treffer" war. Meiner Meinung nach ist "Zero Dark Thirty" ein sehr selbstkritischer, extrem erschreckender Film, der nichts beschönigt. Gerade die Folter, die beinahe schon sehr normal wirkt mit dieser erschreckend professionellen Attitüde der Täter, ist eine der beängstigsten Filmszenen der letzten Zeit.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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