Regie: Dario Argento
Täter/Opfer...
Als "Stendhal-Syndrom "werden psychosomatische Störungen bezeichnet, die durch eine kulturelle Reizüberflutung ausgelöst wird. In den Florenzer Uffizien stehen gar Betten für die sensiblen Kunstliebhaber bereit, wenn Panikattacken, Wahrnehungsstörungen oder gar wahrhafte Bewusstseinsveränderungen auftreten.
Der Begriff geht auf den französischen Schriftsteller Stendhal (1783-1842) zurück, der 1817 eine Notiz in seinen Reiseskizzen verfasste, die seine Eindrücke bei seinem Besuch in der italienischen Stadt Florenz beschrieb. Schon bei der Ankunft in der Stadt fühlte er sich wie in einem Wahn und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Dieser Zustand verstärkte sich dann zunehmend beim Besuch berühmter Kirchen und Denkmäler.
Anna Manni (Asia Argento) arbeitet bei der Kriminalpolizei in Florenz, aber beim Besuch in den Uffizien wird sie genau von diesem Syndrom befallen.
Sie weiß nicht mehr wer sie ist, irrt ohne Ziel durch das Museum, ist begeistert von den Gemälden. Schwindelig vor soviel Kunst sinkt sie zu Boden, taucht in ihrem Geist in ein tiefblaues Meer eines Gemäldes, sinkt immer tiefer und plötzlich schwimmt da ein dicker Fisch, der ihr immer näher kommt und die Frau mitten auf den Mund küsst. In diesem Augenblick taucht sie aus ihrer Bewußtlosigkeit wieder auf.
Eine Menschenmenge hat sich inzwischen um sie versammelt, ein junger Mann, der sich als Alfredo Grossi (Thomas Kretschmann) vorstellt, ist ihr behilflich und kümmert sich um die hilflos wirkende Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat.
Doch der Helfer ist in Wahrheit der Serienkiller, auf den Anna Jagd macht und enführt und vergewaltigt sie.
Sie entkommt aber ihrem hoch psychopathischen Peiniger, der mit einer Rasierklinge im Mund jongliert und seine Opfer manchmal durch beide Backen eine Kugel jagt.
Doch nach der Tortur ist die Polizistin nochmals traumatisiert.
Dr. Cavanna (Paolo Bonaccelli) ist mit seinem psychologischen Geschick gefragt, zusätzlich ist ihr Ex Marco (Marco Leonardi), ebenfalls Polizist, immer noch sehr an ihr interessiert.
Auch der Killer ist Anna weiterhin nahe. Sie erhält daher Personenschutz - rund um die Uhr. Auch ein Besuch in ihrer Heimatstadt kann den problematischen Zustand nicht beseitigen. Anna verändert sich - auch optisch. Die Angst, dass der Killer ein weiteres Mal zuschlägt ist allgegenwärtig. Erst als sie den jungen Franzosen Marie (Julien Lambroschino) kennenlernt, scheint es wieder aufwärts zu gehen...
Dario Argento drehte "Stendhal Syndrom" 1996. Leider wurde er kein großer Erfolg, was sehr schade ist. Denn der Film ist visuell ein prächtiges Meisterwerk, dass von Anfang bis Ende faszinierend und magisch wirkt.
Schon alleine die Anfangssequenz im Museum, die auch an "Dressed to kill" erinnert ist atemberaubend gut gemacht und Argento hält diesen brillianten, optischen Stil mit einigen Wendungen in der Handlung bis zum Ende bei. Dabei spielen Asia Argento und Thomas Kretschmann ihre Rollen glaubwürdig und echt. Gelegentlich kam mir auch "Marnie" von Hitchcock in den Sinn, warum auch immer...grins.
Jedenfalls ist "Stendhal Syndrom" ein grandioses Filmvergnügen. Argento macht Filme mit magischer Wirkung.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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