Sonntag, 19. November 2017

Whiplash


Regie: Damien Chazelle

Auf dem blutigen Weg zum phänomenalsten Schlagzeugsolo aller Zeiten...

Wow..was für ein geniales Werk. Der Jazz- und Musikfilm "Whiplash" war mit fünf Nominierungen eine der größten Oscar-Überraschungen des Jahres 2015. Damien Chazelles Drama über besessene Musiker wurde dann am Oscar-Abend auch dreimal ausgezeichnet. Nebendarsteller J.K. Simmons zählte zu den Gewinnern, ebenso Tom Cross für den besten Schnitt und auch das Dreiergespann Craig Mann, Ben Wilkins und Thomas Curley siegte in der Kategorie "Bester Ton". In den Kategorien "Bester Film" und "Bestes adaptiertes Drehbuch" ging der Film leider leer aus.
Vergleicht man "Whiplash" mit den anderen Oscarkandidaten, so fällt auf, dass gerade im Oscarjahr 2015 eine starke Konkurrenz im Rennen war. Es waren grandiose Meisterwerke wie "Birdman", "American Sniper", "Boyhood" , "Foxcatcher" oder "Grand Budapest Hotel" mit im Rennen, aber tatsächlich haben mich persönlich diese spannenden 106 Minuten aus einem Musikerleben am meisten beeindruckt. "Whiplash" ist sicherlich einer der größten Filme dieses Jahres - der junge Regisseur Damien Chazelle versuchte sich in der Schule selbst als Jazz Schlagzeuger, merkte aber recht schnell, dass ihm selbst dafür das notwendige Talent fehlte. Er konzentrierte sich also auf sein zweites Interessegebiet, dem Filmemachen und wählte als Filmdebüt 2009 "Guy and Madeline on a Park Bench" - ebenfalls ein Jazz Musicalfilm. Geld verdiente er sich als Drehbuchschreiber, so schrieb er gemeiensam mit Ed Gass das Script für "Der letzte Exorzismus - The Next Chapter" und im Anschluß als alleiniger Autor "Grand Piano - Symphonie der Angst", ein Thriller, der mit Elijah Wood in der Hauptrolle verfilmt wurde. Künstlerische Priorität hatte aber die Realisierung seines eigenen Regieprojekts "Whiplash" (deutsch: Schleudertrauma, Peitschenhieb) , der zuerst als Kurzfilm gedreht wurde. Ein Jahr später entstand dann als Remake eine Langfassung, in der der grandose J.K.Simmons erneut die Rolle des strengen Lehrers Terence Fletcher übernahm.
Erzählt wird vom Werdegang des jungen 19jährigen Andrew (Miles Teller), der leidenschaftlich gerne Schlagzeug spielt und ein echtes Talent ist. Sein Idol ist der große Buddy Rich. Andrew besucht das berühmte Shaffer Conservatory of  Music in New York City, die wichtigste und rennomierteste Musikschule des Landes, wo er eines Abends die Aufmerksamkeit des Leiters der Studioband, Terence Fletcher (J.K.Simmons)  durch sein beeindruckendes Spiel auf sich zieht. Doch so hoch der Ruf von Fletcher auch ist - seine Methoden gleiten oft in sadistische Spiele ab. Er versucht bewusst durch Demütigung und Herabsetzung die jungen Musiker zu Höchstleistungen anspornen zu können. Wie kein anderer agiert er nach dem "Zuckerbrot und Peitsche"Prinzip. Andrew erkennt die Strategie des Lehrers, aber er kann sich kaum davor entziehen und bald agiert der junge Musiker wie ein Wahnsinniger auf seinem Instrument. So hat der Lehrer schon das erreicht, was er will. Denn er ist sich sicher, dass der Jazz nur durch die Ausnahmeleistungen jener Künstler überleben kann, die bereit sind alles zu opfern und der musikalischen Leidenschaft unterzuordnen. So wird das familiäre Umfeld von Andrew auf eine harte Probe gestellt, auch die noch junge Liebe zu der hübschen jungen Nicole (Melissa Benoist) gerät in Gefahr. Bald ist für Andrew nur noch die Musikkarriere von Wichtigkeit, vor allem aber will er mit seiner Leistung das phänomenalste Schlagzeugsolo aller Zeiten spielen..




 ob ihm dies in Ansätzen gelingt zeigt eindrücklich dieser begeisternde Musikfilm, der von der Musik - aber auch von den phantastischen Darstelerleistungen seiner beiden Schauspieler Miles Teller und J.K.Simmons lebt, die in eindrücklicher und beinahe schon hypnotischer Weise Schüler und Meister verkörpern. Dabei bleibt der Lehrer, trotz seiner fragwürdigen Methoden, immer auch in seinem Metier ein Genie. Und der Schüler vollbringt auch nur dann die Höchstleistung, wenn er emotional nicht nur an den Rand der Belastbarkeit geht, sondern weit darüber hinaus geht. Das geht nicht ohne Tränen, Schweiß und Blut. Unvergessen das Bild der blutigen Schlagzeugstöcke und die Großaufnahme des Instruments, auf das die vielen Schweißperlen des Musikers tropfen. Eine Art Musikthriller, bei dem sich der Schlagzeuger nicht nur seine Finger blutig trommelt, sondern sich in der Linie zwischen Genie und Wahnsinn aufhält, wo keiner im Vorab weiß, wo diese Reise hinführt. "Whiplash" zeigt nicht nur das völlige Herzblut des Musikers, sondern auch die Schattenseite wird durch den Suizid eines von Fletchers protegierten Musikschülern erwähnt. "Whiplash" ist sehr wahrscheinlich der beste Film des Jahres.



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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