Montag, 6. November 2017

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers







































Regie: Tony Richardson

Das Leben, ein Langstreckenlauf...

Die erste Szene zeigt bereits den Protagonisten Colin Smith (Tom Courtenay) und somit "Die Einsamkeit eines Langstreckenläufers", der junge Mann versteht das einsame Rennen als durchaus positiv, denn die offStimme teilt mit, dass so ein Lauf doch irgendwie mit dem Leben selbst vergleichbar ist.
Zurück in die Realität: Dort sitzt dieser Colin Smith gemeinsam mit 5 anderen jungen Männern gefesselt in einem Bus, die die Deliquenten in eine Besserungsanstalt für Jugendliche bringt.
Dort soll aus den aufmüpfigen und straffällig gewordenen Teenagers brauchbare Mitglieder der Gesellschaft gemacht werden.
Immer wieder wird im Verlauf der Handlung in dieser Institution, die von einem ehrgeizigen Direktor (Michael Redgrave) geleitet wird, auf Colins Leben in der Arbeitersiedlung in Nottingham zurückgeschaut:
Er verliert den Vater (William Ash Hammond), ein immer schuftender Arbeiter, weil dieser an Kehlkopfkrebs verstirbt.
Die Mutter (Avis Bunnage) kommt kurzzeitig zu Geld, weil dessen Versicherungssumme von 500 Pfund ausgezahlt wird, so kommt auch er - wie auch seine 5 Geschwister - in den Genuss kurzzeitigen Reichtums.
Nachdem sich die Familie ein Fernsehgerät angeschafft und das restliche Geld gemeinsam verjubelt haben, fällt es Colin aber zunehmend schwer, sich mit der erneuten Armut wieder zu arrangieren.
Mit dem etwas gleichaltrigen Mike (James Bolan) aus der Nachbarschaft werden dann die ersten Straftaten verübt, die Jugendlichen sehen diese aber eher als harmlose Streiche.
So klauen sie einfach mal ein Auto und machen damit eine Spritztour in Richtung London, vorher schleppen sie noch zwei Mädels (Topsy Jane/Julia Foster) ab und machen einen romantischen Stopp an der Küste.
Das Auto stellen sie später zurück. Als sie jedoch in einer Bäckerei einbrechen, wird Colin durch die hartnäckige Ermittlung des Inspektors (Dervis Ward) doch noch gefasst, denn bei ihm wird das gestohlene Geld gefunden.
Hier nun in der Anstalt muss er sich neu beweisen und durch sein sportliches Talent beim Langstreckenlauf bekommt er bald Vergünstigungen durch den Direktor, der unbedingt will, dass bei einem anstehenden Sportturnier mit einer Universität seine dissozialen Jugendlichen den Sieg davontragen. Die Königsdiszplin ist der Langstrecke und Colin schaltet sehr schnell auch seinen Konkurrenten Roach (Joe Robinson) aus, der dann auch sofort die Gunst des Direktors verliert...




"Die Einsamkeit des Langstreckenläufers" von Tony Richardson entstand 1962 und ist ein Beitrag des British New Wave oder Free Cinema. Eine Filmepoche, die ungefähr zeitgleich mit der französischen Nouvelle Vague stattfand und vornehmlich in der Arbeiterklasse spielt.
Die Filme sind meist in schwarz-weiß gedreht und bemühen sich um einen fast dokumentarischen Realismus, den man auch Kitchen sink realism nannte. Die Autoren und Filmemacher gaben zum ersten Mal in der britischen Kulturgeschichte den kleinen Leuten eine Stimme und erzählten alltägliche Dramen.
Tony Richardsons Film ist eines der besten Werke dieser Filmepoche.
Der Held verweigert sich den Anforderungen der Gesellschaft.
Die Vorlage stammt von dem gleichnamigen Buch des 1928 in Nottingham geborenen Alan Sillitoe, dessen Geschichte durchaus auch einige autobiographische Züge enthält, denn der Schriftsteller wuchs in genau diesem Milieu, dass er beschreibt, auch auf.
Der Film selbst ist leider etwas in Vergessenheit geraten.





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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