Delirium im Dschungel...
In fünf seiner Filme (Aguirre, Nosferatu, Woyzeck, Fitzcarraldo, Cobra Verde) besetzte Werner Herzog die Hauptrolle mit seinem Jugendfreund Klaus Kinski. Über die oftmals schwierige Beziehung der Männer drehte er 1999 den Dokumentarfilm Mein liebster Feind.
Aguirre ist die erste Arbeit der beiden Egozentriker, entstand 1972 und avancierte sehr schnell zum Kultfilm, vor allem in Frankreich und in den USA. Er taucht regelmässig in vielen Best of Listen auf.
16. Jahrhundert...Erzählt wird von einer fiktiven Expedition spanischer Eroberer durch den Dschungel des Amazonas, welche das Goldland Eldorado ausfindig machen soll.
Nachdem die Expedition zu Lande kaum mehr vorankommt und sich eine Odyssee ohne Rückkehr anbahnt, wird eine 40 Mann starke Gruppe zusammengestellt, die per Floß weitersuchen soll. Unter ihnen befinden sich ein christlicher Missionar und zwei Frauen.
Aber auch diese Mission steht unter schlechten Sternen, nach diversen Fehlschlägen befiehlt der Anführer Don Pedro die Rückkehr zum vielleicht noch wartenden Basislager, deshalb meutert aber der stellvertretende Befehlshaber Don Lope de Aguirre (Klaus Kinski), setzt nach der erfolgreichen Meuterei einen Marionettenführer ein und treibt das merkwürdige Himmelfahrtskommando weiter in Richtung unbekannter Dschungel an.
Tatsächlich sind gewisse Ähnlichkeiten zu "Apocalypse Now" vorhanden,beide Verfilmungen sind wohl inspiriert von Joseph Conrads Erzählung "Herz der Finsternis".
Aguirre ist ein Verwandter von diesem Colonel Walter Kurtz. Im Dschungel wahnsinnig geworden, das humanistische Denken über Bord geworfen und zum Tier des Dschungels geworden.
Allerdings ist der Herzog Film sehr suggestiv, mental und unglaublich ruhig. Er fliesst sozusagen wie ein ruhiger langer Fluss, kein klassischer Aufbau einer Dramaturgie mit einem Höhepunkt...der Film steuert ohne Rücksicht fast emotionslos dem Untergang entgegen. Die 70s Psychedelic Mucke von Popol Vuh verstärkt diesen Charakter. Action gibt es bei Herzogs Abenteuer natürlich keine, allerdings sind die 90 Minuten (nach meinem Empfinden) durchgehend faszinierend...
Kann mir aber gut vorstellen, dass viele Zuschauer den Film als kalt und langweilig empfinden. Ein Film, der sicherlich polarisiert.
Es ist m.E. Herzogs bestes Werk, allerdings muss man sich auf die eigenwillige Inszenierung mit viel Bildsprache einlassen können.
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