Sonntag, 24. September 2017

Der Tag bricht an







































Regie: Marcel Carne

Letzte Stunden...

Es gibt einige geniale Klassiker des französischen 30er Jahre Kinos, die aufgrund ihrer Machart (Poetischer Realismus) wirken als wären sie die Vorboten für die amerikanische schwarze Serie gewesen. Daher haben diese Filme wie "Pepe le Moko" von Julien Duvivier, "Bestie Mensch" von Jean Renoir, "Hafen im Nebel" und "Die Nacht bricht an" von Marcel Carne starke Anteile des Kriminalfilms, meistens geht es um Liebe und Mord.
Der Inszenierungsstil von "Die Nacht bricht an" aus dem Jahr 1939 war sogar so verwegen und neu, dass die Produzenten darauf bestanden eine Art Zwischentitel für den Zuschauer zu benutzen. Mittels Überblendungen leitete der Film in die Vergangenheit seines Protagonisten. Alles fängt mit einem Schuß an. Ein gut gekleideter Mann öffnet die Tür einer Wohnung im obersten Stockwerk eines Hauses und läuft langsam zur Treppe. Er scheint von diesem Schuß getroffen worden zu sein, denn es gelingt ihm nicht sich auf der Treppe zu halten, er fällt hinunter. Steht wieder auf und fällt noch einmal auf der Treppe. Dann bleibt er tot liegen. Der Schütze muss der junge Arbeiter Francois (Jean Gabin) sein. Bald stehen in dem mehrstöckigen Haus viele neugierige Bewohner, die Polizei ist vor Ort und auf der Straße sammeln sich immer mehr Neugierige. Francois verbarrikadiert sich in seinem Zimmer, die Wohnung in der Pariser Vorstadt wird von der Polizei gelagert. Es wird auch vom Dach aus scharf geschossen. Während der Nacht erinnert sich der sympathische Gießereiarbeiter an die Ereignisse, die ihn zum Mörder machten: Alles fängt damit an, dass in der Gießerei die junge Blumenverkäuferin Francoise (Jacqueline Laurent) auftaucht und nach einer Adresse fragt. So lernen sich die beiden kennen. Beide mit dem gleichen Schicksal ausgestattet, dass sie im Waisenhaus groß wurden und keine Eltern mehr haben. Auch der Name passt. So treffen sie sich öfters. Francois will mehr, doch Francoise ziert sich etwas, obwohl ihr die neue Bekanntschaft sehr gefällt. Doch sie hat ein Geheimnis. Denn sie ist auch fasziniert von dem Hundedompteur Valentin (Jules Berry), der mit seiner Assistentin Clara (Arletty) eine Beziehung hat. Valentin ist der krasse Gegensatz zum etwas rauen und männlichen Francois, doch die komödiantische Eleganz kommt bei einem jungen Mädchen wie Francoise gut an. Am Abend als Francois das Variete besucht, lernt er auch Clara kennen und fängt mit ihr eine Beziehung an. Doch der Gedanke an Francoise lässt ihn nicht los. Sie kommen auch wieder zusammen, aber Valentin bleibt präsent und treibt ein intrigantes Spiel...



mit tödlichem Ausgang wie die Anfangsszene eindrücklich zeigt. Hervorragend gelungen ist die bewusste Künstlichkeit der Ausstattungen. Kein Wunder, denn die Filmarchitektur stammt von Alexandre Trauner, einem der bedeutendsten Szenebildner des französischen Films. Obwohl die Figuren realistisch agieren liegt immer ein gewisser poetischer Schleier über dem Geschehen. Licht- und Bildgestaltung sind vom Feinsten und Jean Gabin passt hervorragend zu seiner Figur Francois. Einfach, aber sensibel und cholerisch genug um ganz schnell in Rage zu kommen. Durch die Rückblenden bekommt der Film seine episodenhafte Struktur, die Auswegslosigkeit einer Situation ist allgegenwärtig. Durch die Szenen vom belagerten Zimmer bekommt der Film einen sehr guten Rhythmus. Obwohl im Studio gedreht - die Fabrik, die Vorstadtstraßen, das Mietshaus, die Gartenweg - ist das Milieu perfekt gemalt. Es gelang dem Regisseur auch ein überzeugendes Bild seiner Zeit, das aufziehende Gespenst des Faschismus ist nicht erwähnt, aber dennoch spürbar.
Die völlig unpassende elektronische Orgelmusik bei der deutschen Sprachversion stört tatsächlich den Rhythmus des großartigen Klassikers enorm, daher ist es empfehlenswert den Film im Original (deutsche Untertitel sind vorhanden) anzuschauen. 



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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