Regie: Ken Loach
Kurz vor dem 16. Geburtstag...
Ken Loach lässt in seinem 2002 gedrehten Sozialdrama "Sweet Sixteen"
offen, ob seine 15jährige Hauptfigur Liam möglicherweise zum Mörder,
vielleicht sogar zum zweifachen Mörder wurde. Aber manchmal sind die
Lebenswege auch schon so niederdrückend vorgezeichnet und die Menschen
können nur schwer davon abgehalten werden in den Abgrund zu schlittern.
Gespielt wird der schottische Teenager Liam vom Youngster Martin
Compston so stark, dass er dafür sogar einen BAFTA Award bekam. Umso
interessanter, dass dieser junge Schauspieler sich auch als
Profifußballer in Schottland einen Namen machen konnnte.
Mit Handkameraaufnahmen gelang dem britischen Filmemacher der
Arbeiterklasse ein fast dokumentarisch anmutendes Szenario. Sein
Sozialstudie aus den heruntergekommenen Bezirken der schottischen
Metropole Glasgow hat es in sich - leider kam sie 2002 ein bisschen zu
spät in die Kinos, ein paar Jahre früher während des Siegeszuges des New
British Cinema, wäre "Sweet Sixteen" sofort als ultimatives Meisterwerk
gefeiert worden. So blieb einer der besten Filme von Ken Loach leider
bis heute ein Geheimtipp.
Der Regisseur zeichnet dabei ein sehr wehmütiges Bild von einer Jugend
ohne große Hoffnung. Diese von der Gesellschaft benachteiligte
Unterschicht hat nicht mal in der eigenen Familie einen Schutzraum - die
Sehnsucht nach Geborgenheit, Zärtlichkeit und bürgerlichen Träumen
treibt aber den jugendlichen Helden in schnellen Schritten in die
Kriminalität. Dabei läuft er nicht nur Gefahr ein Verbrecher zu werden,
er opfert dabei sogar Freundschaften und seine Unschuld.
In ein paar Wochen wird Liam (Martin Compston) 16 Jahre. Gemeinsam mit
seinem besten Freund Pitbull (William Ruane) hängt er jeden Tag nur noch
ab. Sie sind seit Monaten nicht nur zur Schule gegangen, statdessen
verkaufen sie Zigaretten zu Dumpingpreisen. Immer wieder sitzt ihnen die
Polizei im Nacken bei diesen illegalen Geschäften. Liams Mom Jean
(Michelle Coulter) hockt im Knast für ein Delikt, dass ihr Freund Stan
(Gary McCormack) begangen hat. Stan verdient sich gemeinsam mit Rab
(Tommy McKee), Liams Großvater mit Drogendeals. Bei einem Besuch im
Gefängnis soll Liam Jean Drogen von Stan übergeben, die sie dann im
Knast verkaufen. Doch der Junge weigert sich, weil er nicht möchte, dass
seine Mom noch eine weitere Strafe aufgebrummt bekommt. Er wird
daraufhin nach dem Besuch von Stan und von seinem Opa
zusammengeschlagen. Seine Schwester Chantelle (Annmarie Fulton)
verarztet ihn, wie sie es schon oft getan hat. Aus Rache klaut Liam
gemeinsam mit Pitbull eine Lieferung von Heroin aus Opas Großvaters
Haus. Mit der Kohle will er seiner Mutter, die bald entlassen wird, ein
besseres Leben ermöglichen - weit entfernt vom schlechten Einfluss ihres
Liebhabers. Immerhin kann eine Anzahlung auf ein Wohnwagen in einem
Trailerpark mit Blick auf den malerischen Firth of Clyde,
gemacht werden. Durch den Verkauf der Drogen wird der örtliche
Drogenboss Tony Douglas, ein Unternehmer mit bürgerlicher Fassade, auf
Liam aufmerksam. Der braucht toughe Jungs, die für ihn Subunternehmer
eines Pizza-Services werden wollen. Natürlich ist die
Haupteinnahmequelle der dazugehörige Drogen-Bringdienst. Er macht die
Sache gut, doch Pinball ist beim Drogenboss unerwünscht. Das führt zu
einem Bruch zwischen den beiden Freunden...
Trotz der Unklarheit wie schwer die Verbrechen wirklich wiegen, wird dennoch klar, wohin der Filmemacher die Geschichte hinsteuert. Es ist eine beinahe Null Perspektive für den Jungen, dem in der letzten Einstellung von seiner Schwester zum 16. Geburtstag gratuliert wird. Loach hat die Hauptfigur sehr intensiv und sehr liebevoll geschildert, auch seine tiefe Sehnsucht nach einem besseren Leben. Doch es bleibt Illusion. Er merkt, dass er bei seinem Aufstieg in eine Bande zwar seine Finanzen aufbessert, aber noch viel wichtigeres verliert. Loach hat diese tragische Coming of Age Geschichte bewusst als nüchternes Verlierer-Epos geschildert.
Trotz der Unklarheit wie schwer die Verbrechen wirklich wiegen, wird dennoch klar, wohin der Filmemacher die Geschichte hinsteuert. Es ist eine beinahe Null Perspektive für den Jungen, dem in der letzten Einstellung von seiner Schwester zum 16. Geburtstag gratuliert wird. Loach hat die Hauptfigur sehr intensiv und sehr liebevoll geschildert, auch seine tiefe Sehnsucht nach einem besseren Leben. Doch es bleibt Illusion. Er merkt, dass er bei seinem Aufstieg in eine Bande zwar seine Finanzen aufbessert, aber noch viel wichtigeres verliert. Loach hat diese tragische Coming of Age Geschichte bewusst als nüchternes Verlierer-Epos geschildert.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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