Montag, 25. September 2017

Wicker Man

Regie: Robin Hardy

Ritual

Tatsächlich ist "Wicker Man" ein grandioser Horrorfilm in der Tradition von "Rosemarys Baby" oder "Wenn die Gondeln Trauer tragen". Diese ganz besonders raffinierten Horrorvarianten, die zunehmend eine bedrückende, beklemmende und auswegslose Atmosphäre schaffen und erst mit dem grausamen Finale ihre ganzen Rätsel preisgeben.
Der Stil des 1973 entstandenen britischen Films von Robin Hardy nimmt auch stellenweise die Liebe von Hitchcock zu makabren und skurrilen Details auf. 
Ich hätte mir gut vorstellen können, dass der Master of Suspence von diesem Stoff sehr begeistert gewesen wäre.
Sergeant Neil Howie (Edward Woodward) ist ein aufrechter Christ und ein korrekter, pflichtbewusster Polizist in Schottland. Er bekommt eine anonyme Nachricht, daß das 12jährige Mädchen Rowan Morrison (Gerry Cowper) auf der abgelegen Insel Summerisle schon seit Monaten vermißt wird. Bei seiner Ankunft wird er gleich mit dem grossen Misstrauen des dortigen Hafenmeisters (Russell Waters) und der sehr verschrobenen Einwohnern konfrontiert. Keiner kennt das Mädchen, dessen Bild der Sergeant zeigt und er bekommt auch den guten Rat bald wieder abzureisen.
Doch der pflichtbewusste Polizist denkt nicht daran. Stattdessen mietet er erstmal in Zimmer in der beliebten Kneipe des Wirts Alder McGregor (Lindsay Kemp), der eine äusserst attraktive Tochter (Britt Ekland) hat.
Die Bevölkerung singt hier gemeinsam gerne alte Folkloresongs mit freizügigen bis schlüpfrigen Texten oder veranstaltet gerne alte Tänze. Immer wieder handelt es in den Texten dieser Lieder, die sie singen, um die Fruchtbarkeit und den Sex. Die Mutter (Irene Sunters) der vermissten Rowan gibt an keine 12jährige Tochter zu haben. Doch von der 7jährigen Tochter Myrte (Jennifer Martin) hört er, dass sich Rowan draussen bei anderen Jugendlichen aufhält. In der Schule unterrrichtet die Lehrerin (Diane Cilento) über Phallussymbole und über den Brauchtum am 1. Mai. Zuerst kennt auch in der Schule keiner das Mädchen, aber ein Blick ins Klassenbuch und Howie entlarvt die gesamte Klasse samt Lehrerin als Lügner. Erklärungsversuche der Lehrerin gehen dahin, dass Rowan gestorben sei, aber die Inselbewohner glauben durch einen heidnischen Fruchtbarkeitsritual an die Wiedergeburt in anderer Form. Auf Rowans Grab wurde ein Baum gepflanzt und ein Stück ihrer Nabenschnur um den Ast gewickelt.
Auch auf dem Einwohnermeldeamt macht die Bibliothekarin (Ingrid Pitt) Schwierigkeiten. Sie will ohne Einwilligung des auf der Insels sehr einflussreichen Lord Summerisle (Christopher Lee) keine Totenscheine herausgeben.
Ein Besuch beim Lord und der Verdacht, dass hier auf der Insel ein Verbrechen durch eine heidnische Sektengemeinschaft geschehen ist, erhöht sich. Und möglicherweise ist der Lord der Kopf dieser Gruppe. Und die macht munter weiter mit ihren Fruchtbarkeitsritualen. In der Nacht zelebrieren sie in aller Öffentlichkeit auf dem Rasen vor dem Gasthaus eine Sexorgie. Und später in der Nacht versucht die hübsche Wirtstochter den braven Polizeibeamten zu verführen, indem sie nackt in ihrem Zimmer singt und tanzt und mit den Händen an die Wand schlägt. Text und Rhythmus suggerieren, dass Howie zu ihr kommen soll....







"Wicker Man" ist eine echte neue Entdeckung. Ein Film, den ich lange nicht kannte und der aufgrund seiner brillianten Qualität bei mir sofort beim ersten Sehen zum Meisterwerk erkoren wurde. Ein seltener Fall eines Filmjuwels, dass von vielen gar nicht gekannt wird. Der Film von Robin Hardy hat sich aber zum Kultfilm im Horrorgenre entwickelt.
Einer der Horrorfilme, die erst mit dem grauenvollen Ende ihre ganze Wirkung entfalten und im Gedächtnis bleiben.
Die Special Edition bietet zwei Versionen, die Kinofassung und der etwas längere Directors Cut. Einziges Manko vielleicht die fehlende deutsche Sprachfassung, da der Film nie in unsere Kinos kam und auch das deutsche TV den Film wohl nicht kannte. Ansgesichts der klasse Qualität sind aber die deutschen Untertitel nicht wirklich ein grosses Problem.
Der Film ist super...sicherlich eine der besten Entdeckungen auf dem Sektor der in Vergessenheit geratenen Klassiker








Bewertung: 10 von 10 Punkten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen