Regie: David Miller
My Rifle, my Pony and me...
Ich liebe einfach diese Western, in dem der Cowboy mit der modernen Welt
konfrontiert wird und wenn er mit viel Wehmut bemerkt, dass seine Zeit
vorbei ist. Dafür eine neue Ära heranbricht, die wahrscheinlich nicht
mehr diese Freiheit bieten kann, die man kannte und liebte. Die
einstigen Westernhelden Gil Westrum und Steve Judd mussten dies in
Peckinpahs legendären "Sacramento" erkennen und auch der beliebte
Senator Ransom Stoddard erkannte das Ende einer Zeit, als er zur
Beerdigung seines Freundes Tom Doniphan in die Kleinstadt Shinbone fuhr,
der Zuschauer war Zeuge dieser Geschichte in Fords Spätwestern "Der
Mann, der Liberty Valance erschoß" - beide Filme entstanden 1962 und
sind unsterbliche Klassiker und leuteten das Genre des Spätwestern ein.
Zur gleichen Zeit drehte Regisseur David Miller (Maskierte Herzen, Die
Marx Brothers im Theater, MItternachtsspitzen, Captain Newman) mit
"Einsam sind die Tapferen" einen weiteren Abgesang auf den vergangenen
alten wilden Westen. Kirk Douglas, der vor einigen Monaten seinen
100sten Geburtstag feiern durfte, nennt diesen späten Spätwestern immer
wieder seinen besten Film. Genau wie John Huston in seinem genialen,
aber extrem traurigen Film "Misfits" einige Monate zuvor, spielt auch
"Einsam sind die Tapferen" im heutigen Amerika. Im Laufe der Geschichte
wird der Zuschauer erfahren, dass der Cowboy Jack Burns irgendwann zum
Aussteiger wurde. Er hat zwar noch den Korea-Krieg mitgemacht, sich dann
aber irgendwann in der Prärie abgesetzt....sein einziger Begleiter ist
sein geliebtes Pferd Whisky. Jack hat keinen festen Wohnsitz, seine
Heimat ist das weite Land. Er hat keinen festen Job, wenn er irgendwo
genug Geld verdient hat, dann zieht es ihn wieder nach draußen. Seinen
Ausweis, der ihn als John W. Burns ausweist, hat er schon lange
verloren. Als er erfährt, dass sein bester Freund Paul Bondi für 2 Jahre
ins Gefängnis muss, weil er illegale Einwanderer aus Mexiko bei sich
versteckte und ihnen zu Essen gab, hat er sich entschlossen nach
Albuquerque zu reiten. Er trifft dort Jerri (Gena Rowlands), die Frau
von Paul und will sofort Paul im Knast besuchen. Doch das Leben im Jahr
1953 ist nicht mehr so einfach - Besuchszeiten sind erst wieder in ca. 1
Woche und man muss den Besuch bei der Behörde beantragen und ihn sich
genehmigen lassen. Mit dieser neuen Zeit, die für alles Regeln kennt,
kann sich der freiheitsliebende Jack nicht anfreunden. In der ersten
Szene wird dies schon klar, als er mit seinem Pferd im Freien Rast macht
und zum weiten Himmel aufblickt. Die Stille und die Schönheit wird
Sekunden später von drei Düsenjägern unterbrochen, die Lärm machen und
weiße Kondensstreifen im Blau hinterlassen.
Um sehr schnell mit Paul zu sprechen, zettelt Jack eine Schlägerei mit
einem Einarmigen Mann (Bill Raisch) an. Als Festgenommener kann er
sofort mit Paul sprechen. Doch der Plan misslingt, weil im Knast zuwenig
Platz ist. Man will ihn freilassen. Nun bleibt Jack nichts anderes
übrig als mit den Polizisten eine Schlägerei zu beginnen - dafür blühen
ihm zwar jetzt einige Monate Knast, aber die Begegnung mit Paul hat
Vorrang. Im Knast selbst will er Paul überreden zu fliehen, man könne
gemeinsam irgendwo untertauchen, Jerri und Pauls kleiner Sohn Seth wären
glücklich, dass es nicht zu den 2 Jahren ohne Mann und Vater käme. Doch
Paul sagt nein zu diesem Unterfangen, so flieht Jack alleine. Sheriff
Johnson (Walther Matthau) hat die Aufgabe ihn wieder zu fassen. Ihm
steht der ganze moderne Polizeiapparat zur Verfügung einschließlich
eines Hubschraubers. Johnson ist die Jagd eher lästig, zumal er davon
ausgeht, dass der Ausbrecher kein Schwerverbrecher sein kann. Die Jagd
über das 3000 Meter hohe Grenzgebirge verläuft dramatisch. Zwischen Jack
und Pferd und Mexiko liegt dann nur noch die Fernstraße 60....
Und auf dieser fährt ein Fernlaster mit Klo-Schüsseln. Dessen Fahrt und
dessen Rast wird im Laufe des Films immer wieder eingeblendet, so dass
der Zuschauer schon darauf eingestimmt wird, dass es noch einen
Zusammenhang zwischen Lastwagen und dem Cowboy mit seinem Pferd geben
wird. Man ahnt sehr schnell schon, dass die Story keinen guten Ausgang
nehmen wird. Das Drehbuch von Dalton Trumbo (ein Autor, der lange Zeit
auf der schwarzen Liste Hollywoods stand wegen angeblicher
unamerikanischer Umtriebe) glänzt mit seiner Einfachheit und trägt den
Gefühlen einer jungen Generation Rechnung, die den Wilden Westen und
dessen Freiheit nur noch vom Hörensagen kennen. Es ist eine Geschichte
über die Schwierigkeiten sich in der heutigen Zeit individuell zu
verhalten, weil der moderne Mensch mehr und mehr in ein Korsett gepresst
wird. Aber wer sich gegen das System auflehnt, hat verloren. Alles in
diesem Film läuft auf die finale Kollision hin, damit zerplatzt auch der
Traum von Freiheit, er hat sich zum tödlichen Irrweg entpuppt.
Kameramann Phili H. Lathrop hat mit diesem Film wahrscheinlich seine
beste Leistung erbracht - trotz seiner exzellenten Arbeit in Filmen wie
"Frühstück bei Tiffany", "Cincinati Kid", "Nur Pferden gibt man den
Gnadenschuß" oder "Driver".
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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