Montag, 25. September 2017

Memories of a Murder







































Regie: Bong Joon-Ho

Der unbekannte Killer...

Durch den Wegfall der Zensur konnte der koreanische Film, besonders in Südkorea, inzwischen auch grosses internationales Renommee erringen.
Filme wie "Brotherhood", "Oldboy" oder "Tales of two Sisters" sind einige Beispiele für die sehr innovative Ausrichtung der Filmszene des Landes.
Auch wenn einige Filmschaffende ihr Handwerk zuerst im Ausland gelernt haben, machen sie vor allem eigenständige Filme mit interessanten Drehbüchern, markanter Handschrift und wenig Hollywood-Klischee.
Bong Joon-ho ist der Regisseur des beeindruckenden Serienkillerfilms "Memories of Murder" aus dem Jahre 2003, drei Jahre später konnte er den riesigen Erfolg des Films im eigenen Land toppen, er drehte mit dem Umweltthriller "The Host" den bis dato erfolgreichsten koreanischen Kassenschlager.
"Memories of Murder" schildert einen Kriminalfall in der südkoreanischen Provinz und dessen Ermittlungen in den 80er Jahren. Das Land ist eine Militärdiktatur, Sirenengeheul gehört zum Alltag. Ebenso wie ständige Stromausfälle. In dieser Gegend werden Frauenleichen auf den Äckern und in den Wäldern gefunden. Sie wurden beastialisch vergewaltigt, die Angst vor dem unbekannten Serienkiller geht um.
Die völlig im Dunkel tappenden Ermittler agieren unterschiedlich. Der aus dem Ort stammende, bodenständige Park Doo-man (Song Kan-ho) ist eher einfach gestrickt und er ist vor allem nicht zimperlich bei seinen Methoden Zeugen oder Verdächtige zu verhören. Er besitzt mit seinem Kollegen und Kumpel Joo-Joung Go (Kim Loi Ha) eine Art Narrenfreiheit im Revier, Hauptsache die Fälle werden rasch und zügig aufgeklärt.
Von der Hauptstadt Seoul kommt der junge Spezialbeauftragte Seo Tae-yoon (Kim Sang Kyung)freiwillig ins Team. Anders als der emotionale und intuitive Rüpel Park Doo-man sind seine Methoden moderner und vor allem humaner. Er ermittelt rational fundiert, ist ein guter Zuhörer und Beobachter. Und er scheint seinem einheimischen Kollegen einiges voraus: Er zweifelt an den vorschnellen Verurteilungen von Verdächtigen.
Die Morde wurden stets nach bestimmtem Muster verübt: Junge Frauen, die zur Tatzeit ein rotes Kleid tragen. Stets ereignen sich die Morde in der Dunkelheit bei starkem Regen, einige Stunden vorher läuft im Radio ein bestimmtes, sehr selten gewünschtes melancholisches Lied. Hat dieser Radiowunsch der Serienkiller getätigt ?
Bald wird ein Dorftrottel verdächtigt. Ein zweiter Verdächtiger findet sich. Mit dem sanft aussehenden Park Hyun-kyu (Park Hae Il)gerät ein weiterer Verdächtiger ins Visier der Beamten, deren Methoden immer fragwürdiger erscheinen....




"Memories of Murder" ist im Serienkillergenre ein recht besonderer Film geworden, da er ganz andere Facetten als die üblichen Arbeiten bietet und wenig Erwartungshaltung an das Genre erfüllt.
Der Film schildert vor allem die zähen Ermittlungsarbeiten der Kriminalisten in einem Land, bei dem der polizeiliche Schutz für eine Militärparade wichtiger genommen wird, als das Leben einer Frau zu retten, weil Gefahr im Verzug ist.
Die Ermittler haben sich mit den Bedingungen des Regimes zu arrangieren, sie sind aber auch selbst Teil dieser Ordnung und agieren stellenweise deckungsgleich. Rüde Folterungsmethoden führt man ohne Gewissensbisse durch. Durch die Überforderung in diesem Fall mit veralteten Methoden und absurden wie obskuren Praktiken wirken die Ermittlungen auf den fassungslosen Zuschauer stellenweise sogar wie reinster Slapstick, bei dem das Lachen im Halse stecken bleibt. Das Konkurrenzverhalten der beiden unterschiedlichen Kommissare erschwert die Sache zusätzlich. Eine gewisse Annäherung der beiden folgt, da Park eher Fehlschläge einkassiert, damit etwas ruhiger und besonnener wird. Seo getrieben durch seine exzellenten Ermittlungsarbeiten wird dagegen langsam emotional ganz dicht an den Fall gebunden, was auch Veränderungen nach sich zieht...
"Memories of Murder" ist ein beachtlicher Thriller, der unerwartete und nachdenklich stimmende Schlußakkord bestätigt den Eindruck, dass hier ein verstörendes Meisterwerk des Thrillers geschaffen wurde.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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