Regie: Stanley Kubrick
Zum Tode verurteilt...
Im Genre des Kriegsfilms ist für mich trotz der grandiosen Werke
"Apocalypse Now", "Der schmale Grat" oder "Die durch die Hölle gehen"
wahrscheinlich Stanley Kubricks 1957 entstandener "Wege des Ruhms" der
intensivste und beste seiner Gattung. Selten wurde die Absurdität der
Kriegsführung so wirkungsvoll in Szene gesetzt als in dieser Geschichte
über das französische Armeeregiment 701 in den auswegslosen
Grabenkämpfen des ersten Weltkriegs. Im Jahr 1915 zieht sich zwischen
französischen und deutschen Truppen einen riesigen Schützengrabensystem,
dass vom Ärmelkanal bis zur Schweizer Grenze reicht. Bodengewinn gibt
es dabei kaum, aber hunderttausende von Soldaten verlieren dabei ihr
Leben. Nun soll aber der Durchbruch erzwungen werden. General Broulard
(Adolphe Menjou) macht seinem Brigadegeneral Mireau (George Macready)
einen Überraschungsangriff schmackhaft, der den sogenannten Ameisenhügel
erobern soll. Obwohl die Offensive als beinahe aussichtslos gilt und
die Männer durch die zahlreichen Kämpfe zuvor in einem äusserst
erschöpften und schlechten Zustand sind, willigt Mireau - wegen der
Aussicht auf eine Beförderung - ein. Während einer Inspektion setzt er
Colonel Dax (Kirk Douglas), den Befehlshaber des 701. Regiments von dem
Himmelfahrtskommando in Kentniss und rechnet diesem vor, dass mehr als
die Hälfte der Männer ihr Leben verlieren werden. Am nächsten Morgen
nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Der Angriff scheitert auf ganzer
Linie. Es kommt sogar soweit, dass aufgrund des starken Abwehrfeuers der
Graben von den Soldaten gar nicht mehr verlassen werden kann. Dies ist
für Mireau ein Akt der Feigheit und er befiehlt auf die eigenen Leute zu
schießen, was allerdings verweigert wird. Wutentbrannt will Mireau ein
Exempel an 100 Soldaten statuieren, die hingerichtet werden sollen - als
Mahnmal für alle Feiglinge in der Armee. Dax kann diese
Massenhinrichtung verhindern und es sollen nur drei Männer -
stellvertretend für alle - angeklagt werden. Die Wahl fällt auf Caporal
Paris (Ralph Meeker) und auf die Soldaten Arnaud (Joe Turkel) und Ferol
(Timothy Carey). Die Hinrichtung ist wahrscheinlich, Dax übernimmt die
Verteidung der Männer, doch der Schuldspruch ist schon gesprochen...
Wie brisant das Thema war zeigte auch die Reaktion des Films zur Zeit seiner Entstehung. In Frankreich sah man in "Wege des Ruhms" als Angriff auf die Ehre der französischen Armee, der Film wurde dort bis 1975 nie gezeigt. Auch in der Schweiz wurde der Film erst in den 70er Jahren freigegeben. Das beweist wie sehr der Film an der Wahrheit wahr, aber die war unangenehm, weil sie so offen die hohen Männer des Militärs als machthungrig und zynisch oder aber als intriganten Strategen entlarvt. Die von Kubrik gewählten langen Kamerafahrten durch die Gräben verleihen dem Meisterwerk eine besonders bedrückende Intensität. Am Ende steht die Auswegslosigkeit, sondern Zorn und Wut. Der Film löst Emotionen aus, was Kubrick mit seiner kompromisslosen Subjektivität auch wollte. Es ist ein unbequemer Film, der am Ende noch einen bewegenden Epilog zeigt. Ein deutsches Mädchen (Susanne Christian, Kubricks spätere Frau) singt vor einer johlenden Soldatenmeute. "Es war einmal ein treuer Husar"
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen