Freitag, 22. September 2017

La Mala Education







































Regie: Pedro Almodovar

Alles über Angel....

 Fünf Jahre nach seinem größten Filmerfolg "Alles über meine Mutter" (Oscar, Golden Globe, BAFTA, Cesar, Felix u.a.) drehte Pedro Almodovar einen seiner ungewöhnlichsten und sicherlich einer seiner besten Filme. "La Mala Education - Schlechte Erziehung" bezieht nicht nur eine hohe Wirkung aus seinem verschachtelten Aufbau dreier gleichwertiger Moskaiksteine, die alle in verschiedenen Zeitebenen spielen, sondern es ist auch das einzige Werk im Repertoire des spanischen Meisterregisseur mit ausschließlich männlichem Darstellerensemble. Sehr ungewöhnlich also für einen Filmemacher, der sich vor allem als "Frauenregisseur" einen großartigen Namen machen konnte. In den drei besagten Zeitebenen lernen wir die Protagonisten der Geschichte kennen. Diese Ebenen wechseln sich immer wieder ab, Almodovar erzählt die Geschichte über den sexuellen Mißbrauch von Minderjährigen in den Mauern einer spanischen Klosterschule zur Zeit des Franco Regimes nicht chronologisch. Durch den abrupten Wechsel in die Zukunft von Opfer und Täter gelingt es ihm umso eindringlicher den giften Keim dieses Geschehens in der ganzen Tragweite zu erfassen und mit dem dunklen Kindheitsgeheimnis die Konsequenzen und Dynamiken zu präsentieren, welche Bahn dieses Schicksal nehmen wird.  Durch das Manuskript "Der Besuch", dass der bekannte Filmregisseur Enrique Goded (Fele Martinez) irgendwann im Jahr 1980 in Madrid erhält, sind die Tore in die Kindheitsvergangenheit des Regisseurs und seines Besuchers, einem mittellosen Schauspieler (Gael Garcia Bernal), geöffnet. Dieser Mann behauptet nämlich Enriques ehemaliger Schulfreund Ignacio zu sein und bietet ihm diese selbstverfasste autobiografische Erzählung als potentiellen Filmstoff an. Enriques Interesse ist geweckt, denn die Geschichte erzählt von der gemeinsamen Vergangenheit mit diesem Ignazio (Nacho Perez) seinem besten als er noch Schüler (Raul Garcia Forneiro) im Kloster war.  Hinter diesen Klostermauern trugen sich schrecklichd Verbrechen an den Schutzbefohlenen zu. Vor allem hatte es der diabolische Padre Manolo (Daniel Gimenez Cacho/ später Lluis Homar) auf den engelhaften Ignacio abgesehen. Allerdings ist Enrique von seinem Besucher, der sich jetzt "Angel" nennt und vorgibt Ignacio zu sein,  mehr als irritiert, denn sein Gefühl sagt ihm, dass der attraktive Typ niemals sein geleibter Freund aus Kindertagen sein kann. Deshalb beginnt er Nachforschungen anzustellen. Und dabei stößt er immer mehr auf ein großes Gestrüpp aus Lügen, Verstellungen, Betrug, Intrigen, Erpessung. Am Ende dieser Geschichte steht sogar ein Mord an einem Drogensüchtigen (Francisco Boira)....




 


Raffiniert aufbereitet durch diese verschachtelte Erzählweise. Dabei liefert auch der mexikanische Schauspieler Gael Garcia Bernal, der bereits vor dieser Rolle durch großartige Filmrollen in "Amores Perros", "Y tu mama tambien" oder "Die Versuchung des Padre Amaro" auf sich aufmerksam machte, eine glänzende und schillernde Rolle. Einerseits ist er der männliche attraktive Typ, andererseits präsentiert er sich auch im Fummel mit Make up und lebt seine Illusion als "Ignacio". Seine Motivation ist ein übertriebener Ehrgeiz, der für seine Ziele irgendwann alle Skrupel verliert. Während im Appartment des Bruders sich eine tödliche Katastrophe durch eine gezielte Überdosis ereignet, vergnügen sich die zwei Verursacher in einem Kino. Dort läuft gerade "Frau ohne Gewissen", der berühmte Film Noir Klassiker von Billy Wilder. Als die beiden den Saal verlassen, sagt Manuel Berenguer, der seinem jungen Begleiter Juan regelrecht verfallen ist "Es ist, als erzählten alle filme von uns". Nicht nur aus diesem Grund sahen viele Filmfans "La Mala Education" als eine Art Wiedergeburt des Film Noir an.
Erwähenswert ist auch die Erzählweise, mit der Almodovar uns diesen bitteren Stoff verkauft...es erscheint alles irgendwie schwerelos leicht. Doch unter dieser unbefangenen Oberfläche, wo fröhliche Kinder mit engelsgleicher Stimme "Moon River" singen, ist auch das Böse angelegt. Die Repressionen im katholischen Klosterinternat kannte Almodovar aus eigener leidvoller Erfahrung.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen