Mittwoch, 20. September 2017

Die Nacht des Jägers







































Regie: Charles Laughton

Prediger des Teufels...

Ein absolutes Highlight aus den 50s. Robert Mitchum (vielleicht in seiner besten Rolle) ist der perfekteste Filmbösewicht überhaupt, es gelingt ihm grandios diesen psychopathischen Wanderprediger zu spielen.
Neben Norman Bates in "Psycho" und Hannibal Lector in "Das Schweigen der Lämmer" dürfte er der furchterregendste Serienkiller der Filmgeschichte sein.
Als selbsternnannter Prediger auf Wanderschaft pflegt er seine Gespräche mit dem Allmächtigen und tötet immer wieder Frauen. Inzwischen über 20 Opfer und er  hat es auf das Geld der ahnungslosen Frauen abgesehen. Das eigentliche Motiv ist aber sein unbändiger Hass auf das schwache Geschlecht. Sehr unheimlich wirken die Tätowierungen auf seinen Händen, auf der linken Hand steht das Wort "Hass" und auf der rechten Hand das Wort "Liebe". Wir befinden uns in den Südstaaten der USA, in den frühen 30er Jahen zur Zeit der großen Depression. Eine Zeit der großen Armut. Aus Verzweiflung begeht der junge Ben Harper (Peter Graves) einen Bankraub, er tötet dabei aber zwei Polizisten. Es gelingt ihm aber noch die Beute von 10.000 Dollar mit Hilfe seiner Kinder Pearl (Sally Jane Bruce) und John (Billy Chapin) in Pearls Puppe zu verstecken, bevor die Gesetzeshüter ihn fassen. Er wird wegen des Doppelmordes zu Tode verurteilt und zur gleichen Zeit hält sich auch der Prediger Harry Powell (Robert Mitchum) wegen eines geringfügigen Vergehens im Gefängnis auf. Dieser will unbedingt von Ben erfahren, wo das erbeutete Geld steckt. Doch dieser sagt nichts und hat auch seinen Kindern den Schwur abgenommen das Versteck niemandem zu verraten - nicht mal der seiner Frau Willa (Shelley Winters). Diese gilt als etwas leichtfertig, doch als der Prediger nach der Exekution des Mannes in der Heimatstadt der Harpers auftaucht. Es gelingt ihm mit Lügen das Vertrauen der naiven Willa zu erlangen, ebenso kann er als Prediger auch die Nachbarn Mr. und Mrs. Spoon (Don Bedoe/Eve Warden) mit seiner christlichen Gesinnung überzeugen. Auch die kleine Pearl mag den Prediger, lediglich John begegnet dem falschen Gottesmann mit riesigen Misstrauen. Der Junge merkt sehr schnell, dass hinter dem Schafspels ein reißender Wolf steckt und glaubt, dass Powell es nur auf das Geld abgesehen hat. Doch Powell kann Willa für sich gewinnen und beide heiraten. In der Hochzeitsnacht macht Powell seine Willa zu einer Predigerin im Namen Gottes. Immer wieder wenn Willa weg ist, versucht Powell das Versteck aus den Kindern herauszulocken. Seine Mittel werden immer aggressiver. Als Willa etwas merken könnte, lässt er sie verschwinden und die Kinder müssen fliehen. Während der Prediger sie auf dem Landweg zu Pferd verfolgt, sind die flüchtigen Kinder mit dem Boot unterwegs. Dabei treffen sie auf die sonderbare Mrs. Cooper (Lilian Gish), die ein Heim für obdachlose Kinder unterhält. Sie nimmt John und Pearl bei sich auf. Doch der Prediger ist nicht weit. Er fragt bald in der Stadt nach und bekommt von Ruby (Gloria Castillo), einer Schutzbefohlenen von Mrs. Cooper bald die gewünschten Auskünfte....
Die Geschichte hört sich zwar ganz simpel an, die Machart ist aber sehr komplex, sehr aussergewöhnlich und extravagant erzählt. Vor allem die Bilder sind meisterhaft durchkomponiert: Düster, teilweise expressionistisch. Hier hat der Kameramann Stanley Cortez (Der Glanz des Hauses Amberson, Shock Korridor, Der nackte Kuß, Geheimnis hinter der Tür) eine überwältigende Arbeit geleistet. Die Religionswut der Amerikaner wird von Charles Laughton in seiner einzigen Regiearbeit perfekt und von vielen Seiten beschrieben. Sie kommt letztendlich auch nicht gut weg, ganz drastisch auch die Verwandlung der Christen am Ende in einen wütenden Lynchmob. Wahrscheinlich hatte Laughton Mühe mit diesem Aufkeimen des Fundamentalismus, so beschreibt er dieses Treiben sehr bizarr, die Figur des Predigers setzt dem noch die Krone auf.
Tatsächlich steckt in seinem Film, der bei seiner Entstehung eher maue Kritiken bekam, da auch viel an Grimms Märchen oder The Wizard of Oz drin, die Odyssee der beiden Kinder gestaltet sich als eine Art Kampf des Lebens und die Suche nach "Zuhause", wo immer das auch ist. Die Familie versagt: Der Vater wird hingerichtet, die Mutter fällt auf den fremden Gottessmann herein und ehelicht ihn, da ist der erste Mann noch gar nicht lange unter der Erde.
Die Nachbarn und Freude: Oberflächliche, bigotte und engstirnige Trottel. Am Ende ein Finish zwischen Gut (Lilian Gish) und Böse (Mitchum).
Der Mann mit der Bibel letztendlich ein Frauen- und Serienmörder, der die Kinder gnadenlos jagt.
Diese ältere Mutter Teresa stellt sich schließlich dem Kampf mit dem Killer.




Das Thrillerdrama basiert auf dem gleichnamigen Roman von David Grubb. Erst viel später wurde in Laughtons Film ein einzigartiges Meisterwerk erkannt. Überwältigende Bildsprache mit einem fesselnden Soundtrack von Walter Schumann. Dazu Robert Mitchum in seiner besten Rolle seiner langen Karriere. Auch die Kinderdarsteller agieren klasse. Einen fesselnden und genialen Film hat Schauspieler Laughton da gemacht, das französische Filmmagazin Cahiers du Cinema wählte ihn sogar 2008 gleich nach Orson Welles "Citizen Kane" zum zweitbesten Film aller Zeiten.
Als historische Vorlage für Harry Powell diente Grubb der 1892 in den Niederlanden geborene Serienmörder Harry F.. Powers. Dieser trieb sein mörderisches Unwesen in den frühen 30er Jahren mit Kontaktanzeigen an alleinstehende und verwitwete Frauen. Er beraubte die Frauen und einige davon ermordete er auch. Der Mörder wurde am 19. März 1932 gehängt. Auch Harry Powell im Film erwartet am Ende das gleiche Urteil. 




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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