Regie: Billy Wilder
Böse Phyllis...
Wenn man an die Filme der schwarzen Serie denkt, dann fallen einem
sofort die Meisterwerke dieses Genres ein. Filme, wo ein düsterer
Pessimisus herrscht und ein Menschenleben nicht so viel zählt. Die
amerikanische Frau erscheint nicht wie das treue Heimchen am Herd,
sondern eine vom Luxus verwöhnte, von der Habgier verdorbene,
berechnende und kalte Femme Fatale. Unvergessen die durchtriebene Birgit
O´Shaungessy, gespielt von Mary Astor, die in "Die Spur des Falken"
versucht mit Humphrey Bogart zu spielen. Oder Ava Gardners Figur Kittie
Collins in "Rächer der Unterwelt"...und vor allem die Blondine mit
diesem künstlichen, billigen Look, wie sie für den Versicherungsagenten
Waler Neff (Fred MacMurray) wie die größte Verlockung seines Lebens hoch
oben auf einer Treppe zu ihm herunterblickt. Die Frau heißt Phillis
Dietrichson und ist die manipulativste Frau des Film Noir...in Billy
Wilders Meisterwerk "Frau ohne Gewissen". Die Frau im Badetuch trägt ein
glitzerndes Fußkettchen am Knöchel und schreitet zu ihm hinab. Der
erste Flirt startet mit dieser verheirateten Frau, die so gar nicht zu
ihrem wesentlich älteren Ehemann (Tom Powers) passen will. Trotz Walters
Anmachversuche blitzt er bei der Frau ab. Doch beim zweiten Treffen,
dass sie arrangiert hat, wirft die Kamera von John M. Seitz Schatten an
die Wand, die wie Gittermuster aussehen. Walter weiß es noch
nicht...aber er sitzt im Netz dieser menschlichen Spinne. Und er kann
nicht glauben, was sie ihm so vorschlägt. Eine Unfallpolice für ihren
Mann, der diese aber nie unterschreiben wiürde, aber es könnte ihm ja
passieren. Walter, der Versicherungsvertreter, erkennt sofort die
Absicht des eiskalten Vamps, die ihm gegenüber steht. Eine
Lebensversicherungpolice für den Mann ausstellen und dann soll er
ermordet werden. Er redet Klartext und gibt ihr eine Absicht. Später in
seinem Appartment weiß er jedoch, dass die "verhängnisvolle Affäre"
damit erst noch beginnt. Es klingelt und Phyllis steht vor der Tür. Es
kommt wie es kommt. Die beiden charakterlosen Menschen verfallen
einander und sie macht ihn zum Werkzeug beim Mord an ihrem Mann, der als
Unfall getarnt werden soll...um doppelt soviel zu kassieren (Double
Indemnity).
Der Film erzählt vom Traum einen perfekten Mord zu begehen, aber die
Freude dauert nur einen Tag. Denn es sieht so aus, als würde Walters
Kollege Barton Keys (E. G. Robinson), der ein perfektes Gespür für
Versicherungsbetrug hat, tatsächlich von einem Unfall ausgehen. Noch
bevor sich Walter und Phyllis in Walters Wohnung treffen können um den
Erfolg zu feiern, steht aber Keys vor Walters Tür und meint, dass es
auch Mord sein könnte. Phyllis und deren unbekannter Liebhaber...daher
sehen sich die Beiden nur heimlich in einem Warenhaus. Die Entfremdung
mit gegenseitigem Misstrauen hat schon begonnen. Zumal Walter von
Phyllis Stieftochter Lola (Jean Heather) erfährt, dass es damals beim
Tod der ersten Mrs. Diedrichson auch nicht mit rechten Dingen zugegangen
sei. Sie hatte die damalige Krankenschwester - Phyllis - in Verdacht,
doch als der Vater die Pflegerin auch noch nach dem Tod der Mutter
heiratete, unterdrückte Lola ihre Wahrnehmungen. Walter erfährt zudem
von Keys, dass sich Phyllis mit einem gewissen Nino (Byron Barr) trifft -
dem Freund von Lola. Bald verdächtigen sich Phyllis und Walter des
falschen Spiels. In der stickigen, beklemmenden Villa durchlöchern die
Liebenden einander mit Kugeln. Jeff kann sich davon schleppen, um im
Büro seines Freundes alles zu gestehen mittels eines Tonbandes. Mit
dieser Szene fängt der Film auch die Rückblende der Geschichte an. Es
ist ein Film über eine Gefährliche tödlcihe Liebschaft, aber auch ein
Film über die Zuneigung zwischen zwei Männern. Neff bittet seinen Freund
um vier Stunden, um nach Mexiko zu fliehen. Doch Barton sieht schwarz
aufgrund der schweren Verletzung "Du schaffst es nicht mal bis zum
Fahrstuhl". Vorher war es immer Walter, der seinem Freund mit einem
Streichholz Feuer für die Zigarette gab, in der letzten Szene läuft es
umgekehrt. Barton gibt dem Schwerverletzten, der sicherlich in den
nächsten Minuten sterben wird, Feuer - ein letzter stummer
Freundschaftsdienst. Überhaupt ist es eine der besten Rollen für
E.G.Robinson. Ein echter Spürhund, wie Walter auch ohne Freunde, aber er
mag seinen Arbeitskollegen, der Versicherungen verkauft. Im Laufe der
Handlung will er sogar Walter dafür gewinnen in seiner Abteilung der
Versicherungsprüfung zu arbeiten.
Der Klassiker der Noir Klassiker: Sprecher aus dem Off, Erzählung in Rückblenden, die Rolle der Femme fatale, der im Schicksal gefangene, einsame Antiheld, das Verschwinden von Gut und Böse als Normen und ein kontrastreiches Schwarzweiß mit Schatten, Silhouetten, Lichtkegeln, die dem Zuschauer seine Tageswirklichkeit entfremden. Wilders Los Angeles ist eiskalt. Paranoia herrscht auf den dunklen, nebligen Straßen und auf den Bahnsteigen. Raymond Chandler, der gemeinsam mit Billy Wilder das Drehbuch schrieb, ezigt die Stadt der Engel als Vorhof zur Hölle. Die Liebenden – zwei desillusionierte Egoisten, die funkensprühend aneinander schlagen. Weit über seinen Unterhaltungswert hinaus beweist das Drama Klasse, durch und durch ein Film Noir und ein Meisterstück der Schwarzen Serie.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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