Sonntag, 24. September 2017

Wilde Erdbeeren







































Regie: Ingmar Bergman

Das Leben des Isak Borg...

In Ingmar Bergmans 1957 entstandenen Klassiker "Wilde Erdbeeren geht es um Erinnerungen, wobei die Handlung des Films aber auf einen einzigen Tag komprimiert ist. Der 76jährige Professor Isak Borg (Victor Sjöström) feiert an diesem Tag sein goldenes Doktorjubiläum. Am 50. Jahrestag seiner Promotion soll er von seiner Universität in Lund geehrt werden. So unternimmt er eine Autofahrt vom heimischen Stockholm nach Lund. Der Tag beginnt aber mit einem Grübeln, denn der alte Mann hat im Traum seinen eigenen Tod erlebt und sich als Leiche gesehen. Er sieht sich auf einer menschenleeren, ausgestorbenen Gasse. Die Uhr, die vor einem der Häuser hängt, hat keine Zeiger mehr. Er erblickt einen weiteren Mann, der ihm den Rücken zugedreht hat. Als er diesen anstupst, fällt diese Gestalt zu Boden und zerspringt wie ein Gefäß, aus dem gebrochenen Kopf kommt Blut. Er hört ein Herzpochen und dann kommt eine Kutsche mit Pferden immer näher. Es ist ein Leichenwagen, der eine Laterne streift, weil sie wohl keinen Kutscher hat. Der Wagen birst, das Rad löst sich und rollt auf den staunenden und entsetzen Professor zu, der Sarg rutscht heraus und landet vor den Füßen des Träumenden. Er öffent sich und die Hand der Leiche bewegt sich. Als der Professor über den Sarg beugt, erkennt er sich selbst.
Dieser Traum macht Angst und so wird der Tag auch ein Tag voller Erinnerungen. Seine Haushälterin Agda (Julian Kindahl) richtet ihm das Frühstück und macht die Koffer reisefertig. Professor Borg entschließt sich für die Reise mit dem Auto, begleitet wird er von seiner Schwiegertochter Marianne (Ingrid Thulin), die sich erst kürzlich von ihrem Mann Evald (Gunnar Björnstrand) getrennt hat, weil dieser immer mehr verhärterter und todessüchtiger wird. Auf dem Weg dorthin fährt er bei seiner 96jahre alten Mutter (Naima Wilfstrand) vorbei. Sie nehmen auf der Fahrt auch drei Anhalter mit. Die junge Sara (Bibi Andersson), die seiner Jugendliebe Sara gleicht, reist mit den beiden jungen Männern Anders (Folke Sundquist) und Viktor (Björn Bjelvenstam) mit. Die beiden Männer streiten ständig über die Existenz Gottes und Isak selbst hat an diesem Tag weitere Träume und immer wieder kommen Erinnerungen in ihm hoch. Vor allem an seine Jugendliebe Sara, die sich für seinen Bruder entschied - aber auch an seine Frau Karin (Gertrud Fridth), die ihn betrog, aber ihm auch vorwarf ein grenzenloser Egoist zu sein....




   
Bergmans Film zeigt einen Mann an der letzten Schwelle seines Lebens. Die guten Taten und die bösen Werke geben sich die Hane und spüren ihn auf in Gestalt von düsteren Träumen. Er wird dabei nicht umhin kommen eine Bilanz seines Lebens zu ziehen. So wird es nicht nur zu einer Reise zu einer Feier, sondern eine Reise gnadenloser Abrechnungen und schmerzhaften Erinnerungen. Sie stehen im scharfen Kontrast zu der Promotionsfeier am Ende. Die Idylle besitzt einen Schrecken, grandios auch die Gegenüberstellung des alten Isak Borg mit einem kleinen Kind, so wird die Reise auch eine elementare Erinnerung bis zur Geburt.
Jeder Dialog sitzt perfekt und die Schauspielerleistungen, allen voran Victor Sjörström, Ingrid Thulin und Bibi Andersson sind hervorragend und machen "Wilde Erdbeeren" zu einem herausragenden Filmwerk. Einerseits hat der Film auch eine gewisse Leichtigkeit, aber Hauptmerkmal ist die ständige Melancholie - eine Folge aus den Kontrasten des Lebens, einerseits die Unkompliziertheit der Jugend, andererseits die Traurigkeit im Alter.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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