Regie: John Ford
Odyssee nach Kalifornien...
Seine Filme sind auch meistens ein bisschen sentimental - aber Regisseur
John Ford hat großartige Meisterwerke geschaffen (Der schwarze Falke,
Der Mann, der Liberty Valance erschoß, Dann kam der Orkan, Ringo, Der
lange Weg nach Cardiff, Faustrecht der Prärie) und für vier Filme (Der
Verräter, Früchte des Zorns, So grün war mein Tal und Der Sieger) wurde
er mit einem Oscar zum besten Regisseur gekürt. Es war aber dem
egozentrischen Filmmogul Darryl F. Zanuck zu verdanken, dass die beiden
sozialkritischen Filme "Früchte des Zorns" und "So grün war mein Tal"
überhaupt realisiert werden konnte. Stockkonservative Kreise wollten
keine Filme, die sich mit dem sozialen Elend auseinandersetzten. Vor
allem nicht diese ungeschönte Schilderung der Armut im eingenen Lande
zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. In "Früchte des Zorns" werden
geschundene, hungerleidende Menschen gezeigt, die in größter Armut leben
und nun auch noch von ihrer Heimat entwurzelt werden. Erzählt wird in
"Früchte des Zorns" die Geschichte der Farmersfamilie Joad aus Oklahoma,
die das gleiche Schicksal erleidet wie viele andere Bauern. Nach einer
Dürre können sie ihr Darlehen und ihre Pacht nicht bezahlen, die Banken
sorgen dafür, dass die Menschen brutal von ihren Grundstücken gejagt
werden. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von John Steinbeck,
der ebenfalls mit Anfeindungen aus dem rechten politischen Lager
konfrontiert wurde, aber auch Zuspruch erhielt und 1940 mit dem Pulizer
Preis und 1962 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.
Es ist die Zeit der großen Depression. Ein Mann mit einer Schiebermütze
(Henry Fonda) läuft auf der Landstraße, es ist sehr heiß. Der Mann heißt
Tom Joad und wurde wegen Totschlag zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt.
Nun ist er nach 4 Jahren auf Bewährung entlassen worden und ist auf dem
Weg zur Farm seiner Eltern. An der Raststätte lässt er sich die letzten
Kilometer von einem Lastwagenfahrer mitnehmen. Als er kurz vor seinem
Ziel aussteigt, begegnet er dem ehemaligen Prediger Jim Casy (John
Carradine), der Tom erzählt, dass er seinen Glauben verloren hat. Der
Prediger begleitet Tom auf seinem Weg nach Hause, doch sein Elternhaus
scheint verlassen zu sein. Kein Mensch scheint da zu sein, alles ist
dunkel. Als sie ein Geräusch vernehmen, entdecken sie den Nachbar Muley
Graves (John Qualen), der sich im Haus versteckt hat. Dieser erzählt
Tom, dass man ihn für verrückt hält und er als einziger nicht nach
Kalifornien, wo es Arbeit geben soll und wo man sich eine neue Zukunft
verspricht, aufgebrochen ist. Er wolle lieber hier bleiben, auch wenn
alle Häuser von Bulldozern flachgemacht werden. Auch die Joads, die
momentan noch beim Onkel John (Frank Darien) wollen mit einem klapprigen
Lastwagen mit dem armseligen Hab und Gut über die Route 66 nach
Kalifornien. Dort wird den Entwurzelten Arbeit als Obstpflücker in
Aussicht gestellt. Doch die Wahrheit ist anders. Statt der versprochenen
Arbeit erwartet die Menschen dort Ausbeutung, Hunger und Anfeindung.
Denn für die Kalifornier sind sie Obdachlose und herumziehendes
Gesindel. Am schwersten fällt der Abschied von der Heimat den Großeltern
(Charley Grapewin, Zeffie Tilbury). Toms Schwester Rosasharn (Dorris
Bowdon) ist frisch verheiratet mit Connie (Eddie Quillan) und schwanger.
Vater Joad (Russell Simpson) ist resigniert, nur die Stärke von Toms
Mutter (Jane Darwell) lässt noch hoffnungsvolle Momente für ihre anderen
Kinder Al (O.Z.Whitehead), Noah (Frank Sully), Winfield (Darryl
Hickman) und Ruthie (Shirley Miles) zu....
Aber dennoch wartet am Ende eine ungewisse Zukunft. Denn die Familie
muss sich trennen. Tom wird wegen dem Totschlag an einem Polizisten
wieder gesucht und muss untertauchen - er nimmt eine Menge Eindrücke
mit, die er vor allem durch den Prediger offenbart bekam. Er sagt am
Ende "Casy hat alles klar gesehen" und tatsächlich ist dieser Priester,
der sich vom Glauben abgewandt hat, neben der Figur des Tom und dessen
Mutter die dritte starke Figur der Geschichte. Und alle drei Figuren
werden grandios gespielt von den Darstellerin Henry Fonda, Jane Darwell
(erhielt einen Oscar als beste Nebendarstellerin) und John Carradine.
Ein schonungsloser Blick in eine dunkle Zeit. Viele starke Szenen
begeistern und machen betroffen. Etwa wenn die Mutter in der Nacht vor
ihrer Abreise aus der Heimat Oklahoma alte Erinnerungsstücke betrachtet
und vieles davon verbrennen muss. Kameramann Gregg Toland mit einer
hervorragenden Leistung - er hat auch "Citizen Kane" fotografiert und
setzt auch hier auf einen dokumentarisch wirkenden Touch. Es wirkt alles
sehr echt und man hat das Gefühl, man würde auch mit in diesem
Automobil sitzen, dessen Kühler immer wieder kochenden Dampf
hervorbringt. Die Elendsfahrt nach Kalifornien wirkt wie eine Odyssee,
die gar nicht wahr sein kann. Denn neben dem Elend setzt Toland auch
Bilder vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten als krassen Gegensatz
ein, erkennbar durch Überblendungen von Straßen- und Ortsschildern, die
Freiheit wie in einem Roadmovie suggeriert.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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