Sonntag, 24. September 2017

Pulp Fiction







































Regie: Quentin Tarantino

Geniale Schundgeschichten...

Mit 154 Minuten Laufzeit ist Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" fast schon ein Monumentalfilm, auch wenn das Thema B-Picture lastig orientiert ist, denn es ist eine Hommage an die Trivial- und Schundliteratur, eine Liebeserklärung an den Groschenroman, wobei in diesen Heften meist mehrere Kurz-Geschichten zusammengefasst waren. Dies behielt Tarantino in seinem Film aus dem Jahr 1994 bei. Alles fängt in einem Restaurant an, dort nehmen Pumpkin (Tm Roth) und seine Braut Honey Bunny (Amanda Plummer) das Frühstück ein, bedanken sich artig bei der Kellnerin für den guten Service und beratschlagen, dass sie jetzt gleich das Restaurant überfallen, weil ja keiner damit rechnet und sie aufgrund dieses Überraschungseffekts gute Karte haben für eine gute Kasse. Wenn sich am Ende des Films nach dem vielen Geschichten, die sich alle im Dunstkreis des Gangsterbosses Marcellus Wallace (Ving Rhames) ereignen, die letzte Episode öffnet, dann sind wir dank Tarantino wieder genau am Anfang des Films angelangt, wo das Gangsterpaar die Pistolen zückt. In der zweiten Episode erzählt der Filmemacher, der mit "Reservoir Dogs" seinen ersten Erfolg zwei Jahre vorher erringen konnte, von der täglichen Arbeit der beiden Auftragsmörder Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson), die ihren Lohn von Wallace erhalten und nun einige Youngsters, die den Boss betrogen haben, zur Rede stellen werden. Zur Rede stellen heißt in diesem Fall "liquidieren" und vor der Exektution sagt Jules immer noch einen Spruch aus der Bibel (Hesekiel 25,17) auf. Eine weitere Episode führt den Zuschauer in die Kindheit des Boxers Butch Coolidge (Bruce Willis), der vom Kriegskamerad (Christopher Walken) des Vaters ein Geschenk des gefallenen Vaters überreicht bekommt. Es ist die wertvolle Uhr, die der Sohn unbedingt bekommen sollte und die der Vater während des Vietnam Einsatzes in seinem Anus versteckt hat, was ihm dann der Kamerad gleichtat, der nun diese Uhr an den rechtmässigen Erben übergibt. Butch selbst ist auf der Flucht vor Wallace, denn er sollte in einem gefakten Boxkampf eigentlich in der 5. Runde k.o. geschlagen worden sein, aber Butch spielte sein eigenen Spiel und hat sehr viel auf "Sieg" gesetzt. Nun muss er mit seiner Geliebten Fabienne (Maria de Medeiros) flüchten. Vince Vega erhält etwa zur gleichen Zeit von seinem Boss den Auftrag, während dessen Abwesenheit sich ein bisschen um die verwöhnte Ehefrau Mia (Uma Thurman) zu kümmern. Auf dem Programm steht damit "Ausgehen mit der Frau des Chefs" und der Weg führt die beiden Lokal Jack Rabbit Slims, das im Stil der 50er Jahre aufgemacht ist und wo Buddy Holly sie bedieht. Dort gewinnen die beiden einen Twist Contest, aber die Nacht ist noch nicht vorbei. Eine Überdosis Koks beendet beinahe Mias Leben. Dann wird die Zeit etwas zurückgedreht und der Zuschauer befindet sich wieder mit den Killern Vincent und Jules bei den Jungs, die jetzt alle ihr Leben verlieren werden. Es passiert aber in dieser Sekunde ein glücklicher Zufall (so Vincent) oder ein Wunder Gottes (Juels), der den beiden Männern das Leben rettet und Jules zur Entscheidung kommen lässt dem Killergewerbe Lebewohl zu sagen. Eine weitere Szene zeigt Butch, der noch einmal in die Wohnung muss, weil Fabienne dort die wertvolle Uhr liegen liess. Auf diesem Trip erfüllt sich nicht nur Vincents Schicksal, sondern Butch wird sich gemeinsam mit Marcellus in einem Keller wiederfinden, wo sie von einem perversen Trio abgeschlachtet werden sollen. Bei soviel Blut kommt dann auch noch Wallaces bester Mann Winston Wolf (Harvey Keitel zum Einsatz und natürlich das Restaurant vom Anfang und Jules schöne Brieftasche, wo "böser schwarzer Mann" draufsteht...




Ein ganz großes Meisterwerk der 90er Jahre ist Quentin Tarantino mit diesem knalligen Sex-Gewalt-Humor-'Tiefsinn-Thriller gelungen, der mit einer Riesenportion schwarzem Humors aufwartet und groteske Situation und noch groteskere Figuren anbietet. Mit der hervorragenden Nutzung der Episoden sprengt der Regisseur die herkömmlichen Erzählstrukturen, springt verwegen und brilliant zwischen verschiedenen Schauplätzen, Zeiten und Handlungen hin- und her, um sie am Ende ganz locker und leicht zu einer Einheit zusammenzufügen. Als Lohn konnte sich der Film vor Auszeichnungen nicht mehr retten. Er wurde u.a. 1995 für 7 Oscars vorgeschlagen, aber aufgrund der Dominanz von "Forrest Gump" gewann er am Ende nur eine - der Maestro selbst wurde mit Partner Roger Avery für das beste originaldrehbuch ausgezeichnet.




Bewertung: 10 von 10 Puntken.

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