Donnerstag, 21. September 2017

Der Mann, der Liberty Valance erschoß








































Regie: John Ford

Legenden und Mythen des Wilden Westen...

"Der Mann, der Liberty Valance erschoß" von John Ford enstand 1962 - im gleichen Jahr wie Sam Peckinpahs "Sacramento" (Ride the High Country). Beide Filme begründen den Spätwestern, denn die alten Zeiten des Wilden Westens sind vorbei. Erhalten hat sich neben den müde gewordenen Helden und vor allem ein wehmütiger Blick auf die Vergangenheit. Denn die hat Legenden und Mythen erschaffen, die irgendwann zu Wahrheiten wurden. John Ford stellt dieses Phänomen in Frage und zeigt dem Zuschauer und macht den Mechanismus durchschaubar. Doch statt einer Demontage ist es eine der schönsten Liebeserklärungen für den Western, wenn das Bild des wegfahrenden Zuges, in den der Mann, der Liberty Valance sitzt, den Schlußpunkt setzt.
Es ist Senator Ransom "Ranse" Stoddard (James Stewart) mit seiner Frau Hallie (Vera Miles). Doch die Wahrheit ist anders: Ransoms Freund Tom Doniphan (John Wayne), der gerade in der kleinen Grenzstadt Shinbone beerdigt wurde, hat den Banditen Valance aus dem Hinterhalt erschossen. Er kann dies begründen mit der höheren Gerechtigkeit und hat aber den ungeschriebenen Ehrenkodex des Wilden Westens "Auge und Auge" gebrochen. "Es war glatter Mord, aber ich kann damit gut leben" wird Doniphan einmal in der Geschichte zu Stoddart sagen, der bisher annahm, dass er tatsächlich mit viel Glück das ungleiche Duell gegen Liberty Valance auf den Straßen von Shinbone für sich entschieden hat. Entschieden hat er dadürch auch, dass er - der Anwalt - das Mädchen bekommt, dass auch Doniphan liebte.
Aber die melancholische Geschichte fängt ganz anders und sehr hart an. Und sie wird von Stoddard, inzwischen angsehener Senator im Rückblick erzählt, denn der Chefredakteur der Lokalzeitung will um jeden Preis wissen, warum der berühmte Politiker zu der Beerdigung des unbekannten Tom Doniphan kommt. Und Stoddard fängt zu erzählen an: Als junger Mann reist Ransom Stoddard in einer Postkutsche in Richtung Westen. Er kommt von der Ostküste und will sich im Weiten Land niederlassen. Doch die Reise endet in Shinbone, denn die Kutsche wird von Liberty Valance (Lee Marvin) und seinen Männern (Lee van Cleef, Strother Martin) überfallen. Als Stoddard eine Frau verteidigt, wird er von dem Banditen beinahe zu Tode geschlagen. Schwerverletzt wird er von Doniphan gefunden und dessen Freund Pompey (Woody Stroode) gefunden und in die nächste Stadt Shinbone gebracht. Die junge Hallie (Vera Miles), die im Wirtshaus von von Peter (John Qualen) und Nora Ericson (Jeanette Nolan) arbeitet, kümmert sich um den Verletzten Mann. Eigentlich müsste Sheriff Link Appleyard (Andy Devine) den Verbrecher verhaften, aber er ist ein Hasenfuß und so werden die Banditen weiterhin in der Gegend ihr Unwesen mit Raub und Schlägereien treiben können. Auch macht sich der Herausgeber der Lokalzeitung Dutton Peabody (Edmond O´Brien) bei Liberty unbeliebt, weil er unverfälscht über die Geschehnisse im Umkreis berichtet. Über die Macht der Viehbarone und über deren Verstrickungen zu den Banditen. Liberty Valance hat es ausserdem immer wieder auf Stoddard abgesehen, er weiß genau, dass dieser mit seinen Gesetzesbüchern keinen Stich gegen ihn - den großen Revolverhelden - machen kann. Die Waffen der Gerechtigkeit und des geltenden Rechts versagen, so stellt sich der schießunerfahrene Stoddard dennoch zum ungleichen Duell. Der Bandit fällt tot zu Boden. Stoddard wird umjübelt - er wurde Sieger im Duell und hat Liberty Valance besiegt. Eine Legende wird geboren...



"Der Mann, der Liberty Valance erschoß" ist der vorletzte Western des großen John Ford und für mich sein zweitbester nach "Der schwarze Falke". An diesem Film stimmt alles - großen Anteil am Erfolg hatte sicherlich das perfekt herausgearbeitete Drehbuch von James Warner Beelah und Willis Goldbeck. Der Score von Cyril C. Mockridge und Alfred Newman verströmt eine gewisse Sentimentalität, die aber sehr gut zum Thema "Glorifizierung längst vergangener Zeiten" passt und etwas Wehmut vermittelt. Ausserdem wie so oft eine großartige Leistung des Kameramanns William H. Clothier, der hier wunderschöne schwarz-weiß Bilder erschuf.
Getragen wird dieser herrliche klassiker aber von den hervorragenden Schauspielerleistungen von John Wayne und James Stewart. Die beiden Westerntitanen liefern hier ganz starke Rollen ab. Zudem sind auch die Nebenrollen mit Vera Miles, Lee Marvin, Woody Stroode, Andy Devine oder John Carradine perfekt besetzt.




 Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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