Montag, 18. September 2017

Katzenmenschen







































Regie: Jacques Tourneur

Beide Teile meiner Welt umgeben von der schwarzen Sünde meiner Vorväter...

Der amerikanische Kritiker John McCarthy fasste 1973 den Stil des Regisseurs Jacques Tourneur wie folgt zusammen: "Seine Horrorfilme entstehen nicht nur aus der Fantasie, sondern sie handlen auch von Fantasie. Dies ist es, was ihn von anderen Filmemachern unterscheidet. Seine Domäne ist das Land zwischen Licht und Schatten, wo das Übernatürliche und das Rationale kollidieren, wo sich Illusion und Wirklichkeit überschneiden. Wenn seine Filme auf ein zentrales Thema reduziert werden können, dann darauf: Um im Dunkeln zu sehen, muss man zuerst das Licht ausmachen".
"Cat People" entstand 1942 und sein Erscheinen in der Arthaus Klassiker Collection ist für mich persönlich eine der erfreulichsten, auf dem deutschen Markt erscheinenden Veröffentlichungen im DVD-Bereich und gibt natürlich Hoffnung, dass weitere Meisterwerke von Tourneur wie "Ich folgte einem Zombie" oder "Goldenes Gift" folgen werden.
In der ersten Szene spielt ein Leierkasten, der Schauplatz ist das Raubtiergehege eines Zoos. Dort versucht die aus Serbien stammende Irina Dubrovna (Simone Simon "Bestie Mensch") den aggressiven Panther zu zeichnen. Doch sie scheint mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden zu sein, ihre Versuche auf Papier knüllt sie zusammen und wirft sie fort. Genauso faszinierend wie die junge Frau das Raubtier findet, so sehr wird auch sie von einem jungen Mann faszinierend beobachtet, es ist der Ingenieur Oliver Reed (Kent Smith), der sich spontan in die schöne Frau verguckt. Irena hat keine Freunde in Amerika, so lädt sie Oliver im Anschluss noch zu einer Tasse Tee ein. Das Haus in der Irina wohnt, wirkt geheimnisvoll. Im dunklen Gang führt eine Treppe in die Wohnung, die ebenfalls dunkel und düster wirkt. Wenn das Fenster geöffnet ist, dann hört man die die Laute der Raubkatzen vom Zoo in der Nähe. Eine Statue zeigt König Johann von Serbien, wie er eine große schwarze Katze aufspießt. Und dieses Bild gleicht einem von Irinas vor dem Gehege weggeworfenen gezeichneten Versuchen.
Irina erzählt Oliver die Geschichte ihres Dorfes in Serbien, dass in der damaligen Zeit von den Mamelucken heimgesucht wurde, die eingefallen sind. Der König vertrieb die Eindringlinge, fand aber furchtbare Dinge vor. Die Dorfbewohner verfielen einem Satanskult, weihten ihre Messen dem Teufel und waren zu Hexen geworden. Manche wurden vom König gerichtet, doch die schlimmsten und klügsten von Ihnen verschwanden in die Berge. Und seither verfolgt das Böse seit Jahrhunderten das Dorf der Geburt.
Oliver hält nicht viel von diesem Unsinn, schnell wird geheiratet. Doch die Ehe steht durch Irinas Angst unter einer starken Zerreißprobe. Sie befürchtet, wenn sie den Mann küsst oder berührt, dass sie sich in ein Raubtier verwandelt könnte. Olivers beste Freundin Alice Moore (Jane Randolph) hat auch das Gefühl, dass Irina im jetzigen Zustand ein Fall für den Psychiater ist. Kann Dr. Louis Judd (Tom Conway) der offensichtlich psychisch kranken Frau helfen und die Ehe retten ?
"Cat People" ist einer der besten Horrorfilme aller Zeiten, obwohl er bewusst darauf verzichtet, das Schrecken tatsächlich zu zeigen. So ist der gefährliche Panther immer dann am bedrohlichsten, wenn man ihn nicht sieht. Legendär ist die Szene, bei der Alice in der Nacht nach Hause läuft und langsam bemerkt, dass sie nicht nur ihre eigenen Schritte im Dunkel hört. Sie wird ängstlich, immer schneller und hat irgendwann das Gefühl von etwas Gefährlichem verfolgt zu werden, nicht nur der Zuschauer ahnt, dass hinter ihr eine totbringende Raubkatze auf der Jagd lauert.



Ebenso klasse die Sequenz im kleinen Zooladen um die Ecke, wenn Irina und Olvier das Kätzchen, dass vor Irina Angst hat, in einen Kanarienvogel umtauschen wollen. Beim Eintritt Irinas spielen alle Kleintiere in den Käfigen verrückt.
Fazinierend auch die Vermischung von Realität und dem Offenbaren einer alten Sage, die scheinbar - zumindest in den Köpfen - immer noch als präsentes Märchen existiert und durch mehrere Indizien immer mehr an Wirklichkeit gewinnt.
Kameramann Nicholas Musuraca mischt auch gekonnt in die Horrorstory expressionistische Stilmittel und Noir Optik.
Der Film wurde damals für die RKo Radio Pictures Studios ein großer Wurf, in den 80er Jahren versuchte sich Paul Schrader an einem Remake, dass zwar ganz nett unterhalten kann, aber in keiner Weise die faszinierende Art des Originals vermitteln kann.
"Cat People" gehört zu meinen vielen Lieblingsfilmen.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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