Regie: William Wyler
Der Brief...
Eine mondhelle tropische Nacht auf einer Gummiplantage in der Nähe von Singapur. Die einheimischen Arbeiter schlafen schon alle in den Hängematten ihrer Baracke.
Ein Schuss durchbricht die schwüle Landschaft, während der helle Mond kurze Zeit durch die Wolken verdeckt wird.
Die Tür des Hauses öffnet sich, ein Mann stolpert schwankend heraus. Hinter ihm folgt ihm eine zu allem entschlossene Frau, die ruhig und mit eiskalter Präzision mehrere Male auf den Körper des Mannes schiesst.
Die Frau ist Leslie Crosbie (Bette Davis), Frau des britischen Plantagenbesitzers Robert Crosbie (Herbert Marshall).
Der Mann stirbt noch auf der Veranda, es ist wie einer der Bediensteten erkennt, ein gewissser Geoff Hammond.
Was keiner weiß: Hammond war der Liebhaber von Leslie, die ihn aus Eifersucht erschossen hat.
Sie wird ihren Mord aus Leidenschaft mit kaltblütiger Entschlossenheit und raffiniertem Geschick als Notwehrakt tarnen und erzählt ihrem später eintreffenden Ehemann, der nicht zuhause war, sowie dem Anwalt Howard Joyce (James Stephenson) und dem jungen Polizeiinspektor John Withers (Bruce Jesters) die Geschichte eines überaus aggressiven betrunkenen Täters, der sie zu vergewaltigen versuchte.
Dabei lügt Leslie so geschickt, dass es keinen Zweifel daran gibt, dass sie so handeln musste, um ihre Ehre zu retten.
Trotzdem wird Leslie unter Arrest gestellt und ins Gefängnis nach Singapur gebracht.
Anwalt Joyce hat zwar ein paar kleine Zweifel, aber er wird gewisse Ungereimtheiten dem Ziel für die Mandantin den Freispruch zu erwirken unterordnen.
Sein ehrgeiziger Schreiber Ong Chi Seng (Victor Sen Yung) bringt aber eine überraschende Wende in den Routinefall, der Leslies Aussage in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Es existiert nämlich ein Brief, den Leslie dem Toten am besagten Tag zukommen liess. Das Original dieses mit erdrückenden Beweisen beinhalteten Schreibens ist in Besitz von Hammonds mysteriöser eurasischer Witwe (Gale Sondergaard), die im chinesischen Viertel der Stadt lebt. Sie will den Brief für 10.000 Pfund, aber sie knüpft die Bedingung, dass Leslie selbst den Brief bei ihr abholen muss...
Die beiden besten Leistungen ihrer großartigen Karriere hat ihr William Wyler beschert. Einmal als eine Art Vorläuferin von Alexis Colby (Denver Clan) in "Die kleinen Fuchse", wo sie als geldgierige Südstaatenaristokratin Regina Hubbard Giddens brillierte - leider wartet dieser großartige Film immer noch auf seine Veröffentlichung auf einer deutschsprachigen DVD.
Und eben diese großartige Performance als diese kalte Frau Leslie Crosbie, die die Menschen in ihrer nächsten Umgebung in den Untergang zieht. Einmal ihren Liebhaber, zum anderen ihren eher naiven und gutgläubigen Ehemann und vor allem auch ihren Anwalt, der sowohl angewidert als auch fasziniert von dieser Frau mit den zwei Seiten ist. Zum einen ist die diese treue Ehefrau, die in ihrer Freizeit schöne Decken häkelt. Zum anderen eine Frau, die ihrem Liebhaber bedingungslos verfallen war.
Der 1941 verstorbene James Stephenson spielt diese Rolle des Anwalts grandios, Gale Sondergaard ist alleine schon durch ihre Optik ein Hingucker, allerdings ist ihre Aura düster und todbringend.
Einer der faszinierendsten Klassiker der Filmgeschichte....
"Das Geheimnis von Malampur" ist ein Thriller, der an atmosphärischer Dichte kaum mehr zu toppen ist.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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