Freitag, 15. September 2017

There will be blood







































Regie: Paul Thomas Anderson

Geld, Gott und Gier

Wahnsinnig betörende, faszinierende aber auch ganz dreckige Kinobilder, die so nachhaltig wirken dürften, wie die unvergessenen Bilder in Malicks "Glut des Südens" : Der Oscarprämierte Kameramann Robert Elswitt zeigt dem Zuschauer ein noch unerschlossenes, weites und erhabenes Land nach dem Sieg gegen die Ureinwohner: Trockene Öde, steinige Prärie, herbstliche Wälder. Die zweite Teil der Eroberung wird eingeleitet. Inmitten dieser wunderbaren, teils sehr spröden Landschaft agiert der Ölmann Daniel Plainview (Daniel Day Lewis).
Reiner Zufall, denn er hat 1898 nach Silber gegraben und stösst überraschend auf Öl. Er kann Geld damit machen und betätigt sich fortan mit seinem kleinen Sohn (Dillon Freasier) als kleines Familienunternehmen in Sachen Ölbohrungen. Als ein Farmerjunge ihm von einer noch unerschlossenen Ölquelle im Hinterland der USA berichtet, kauft er Grundstück um Gründstück zu Spottpreisen von den vielen armen und extrem religiösen Farmerfamilien auf und beginnt mit den Bohrungen.
Dies wird der Sprung vom Unternehmen zum Grosskapitalisten....mit allen Begleiterscheinungen.
Paul Thomas Andersons oscarprämierter Film ist eine gallige und morbide Abhandlung über diese erstrebenswerten Ziele des Menschen, Reichtum und Macht, der die Menschen auf diesem Weg dorthin natürlich verändert und sie gierig werden lässt. Demgegenüber stellt er den um 1900 bis heute ständig erstarkten christlichen Fundamentalismus im Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit einem jungen, charsmatischen Prediger, Eli Sunday (Paul Franklin Dano, bekannt aus Little Miss Sunshine), der sich vom unscheinbaren, gottesfürchtigen Farmerjungen zum bigotten, demagogischen Hassprediger ebenso wie Plainview wandelt.
Der Film spukt auf die Verklärung der Gründerjahre und lässt diese zwei amerikanischen Werte "Money and God" aufeinanderprallen, führt sie in Kombination als verlogene und unglückmachende Zweckgemeinschaft vor. Durch die heutigen Ereignisse um Öl, Terror, Wirtschaftskrisen, Börsencrash und dem Fehlen von wahrhaftigen moralischen Instanzen ein hochaktuelles und spannendes Thema. Andersons Film zeigt uns die Anfänge des Kapitalismus ab 1900. Als die Bodenschätze gierig erschlossen wurden und der Grundstein gelegt wurde, dass die USA zur grössten und reichsten Weltmacht mit "Gottes Segen" werden konnte.




Einer der grossen Filme des Jahres, in der epischen und suggestiven Machart ein bisschen mit "die Ermordung des Jesse James" verwandt - lediglich einen Tick näher am Puls der Zeit.
Nach "Last Exit Reno", "Boogie Nights" und "Magnolia" ein weiteres, grandioses Kino des jetzt schon legendären Directors. Vielleicht sogar sein Meisterwerk.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen