Samstag, 30. September 2017

Der unsichtbare Dritte







































Regie: Alfred Hitchcock

Mein Leben als George Kaplan...

Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere im Leben des erfolgreichen New Yorker Werbefachmanns Roger Thornhill (Cary Grant). Erst Diktate an seine Sekräterin Maggie (Doreen Lang) im Taxi, dann schnell zur Verabredung mit wichtigen Geschäftspartern im Plaza Hotel.
Weil er vergaß seiner Mutter (Jessie Royce Landis) etwas auszurichten, ruft er aber den Portier um ein Telefonat zu machen. In diesem Moment wird auch ein gewisser "George Kaplan" aufgerufen, zwei Männer an der Bar deuten Rogers Geste als sicheres Indiz, dass es sich um Kaplan handeln muss. Sie zwingen den ahnungslosen Roger mit ins Auto zu steigen, die beiden Entführer (Adam Williams, Robert Ellenstein) bringen ihn in eine luxuriöse Villa, die einem Lester Townsend gehört. Dort wird er von einem Mann (James Mason), den er für Townsend hört, verhört. Anschliessend gesellt sich noch ein gewisser Leonard (Martin Landau) dazu, ein Mann fürs Grobe. Denn - so bemerkt der Fremde - gehe es sichliesslich darum, dass Kaplan sein Leben retten könnte, wenn er gewünschte Inforationen preisgibt. Logischerweise kann der arme Roger damit nicht dienen, die mangelnde Kooperationsbereitschaft wird damit bestraft, dass Leonard den Werbefachmann zwingt literweise Bourbon in sich hineinzusaufen.
Ein betrunkener Mann wird dann kurzerhand in ein Auto gebracht, dort soll der Alkoholisierte im Straßenverkehr in den sicheren Tod fahren. 
Doch wie durch ein Wunder überlebt Roger und wird wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt, keiner will ihm die absurde Story von bösen Entführern glauben. Roger ermittelt auf eigene Faust und schnüffelt mit seiner couragierten Mom im Hotelzimmer dieses George Kaplan herum. Was in den zweiten Mordversuch mündet. Darüberhinaus wird die Geschichte so dramatisch, dass Thornhill einige Stunden später unter Mordverdacht steht und nimmt den 20th Century Limited Zug nach Chicago. Dort macht er die Bekanntschaft mit einer schönen, aber auch geheinmisvollen Blondine names Eve Kendall (Eva Marie Saint)...





"Der unsichtbare Dritte" entstand 1959 und dürfte einer der perfektesten Thriller von Meister Alfred Hitchcock sein.
Ein Jahr vorher entstand das Meisterwerk "Vertigo", ein Jahr später dann "Psycho" - sozusagen gelangen ihm drei seiner populärsten Erfolge in einer Zeitspanne von zwei Jahren hintereinander.
"Der unsichtbare Dritte" steht für einen Thriller ohne Schwächen, er ist sehr temperamentvoll inszeniert und hat eine perfekte Balance zwischen Hochspannung und lockeren, humorvollen Anteilen.
Cary Grant gibt den typischen Hitchock Helden ab, ein ganz normaler Bürger, der aufgrund eines dummen Zufalls in eine ganz gefährliche Spionagegeschichte schlittert.
Dabei gelangen Hitchcock einige Sequenzen für die Ewigkeit: Beispielsweise Rogers Verabredung mit diesem ominösen Kaplan in einer eisamen Landschaft inmitten von Maisfeldern.
Oder die Verfolgungsjagd am Mount Rushmore.
Ob "Der unsichtbare Dritte" sogar der beste Hitchock ist ? Schwer zu beurteilen bei so vielen gleichwertigen Meisterwerken in seiner Filmographie, er gehört aber auf jeden Fall zu den unvergessenen Highlights des Master of Suspence.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Tanz der Vampire







































Regie: Roman Polanski

Unerschrockene Vampirjäger und andere Fledermäuse...

 "In jener Nacht, auf der Flucht aus den Südkarpaten, wusste Professor Abronsius noch nicht, dass er das Böse, das er für immer zu vernichten hoffte, mit sich schleppte; mit seiner Hilfe konnte es sich endlich über die ganze Welt ausbreiten"...was für ein Film, was für ein Ende, aber erstmal...Vorhang auf... zum für mich schönsten Film aller Zeiten: Eine Vollmondnacht in Transsylvanien. Einsam fährt langsam eine Kutsche durch die Schneelandschaft. Die Fahrgäste sind Prof. Abronsius (Frank McGowran) und sein treuer Schüler Alfred (Roman Polanski). Abronsius verlor sogar seinen Lehrstuhl an der Universität Königsberg, wo ihn alle den alten Spinner nannten. Abronsius verstrickte sich immer mehr in seine kühnen Behauptungen zum Thema "Vampirismus". Inzwischen ist er zum Jäger dieser Vampire geworden und vermutet, dass er einige Blutsauger in dieser Gegend in den tiefen Karpaten ausfindig und unschädlich machen kann.
Im Wirtshaus von Yoine Shagal (Alfie Bass) gibt es erste Indizien, dass er auf der richtigen Spur ist: Überall hängt Knoblauch und nur der Dorftrottel (Ronald Lacey) beantwortet die Frage, ob es hier in der Gegend ein Schloß gäbe, mit einem "Ja", doch er wird von den anderen Gästen des Wirtshauses in seinem Mitteilungsdrang ausgebremst.
Während Abronsius im besten Zimmer des Hotels Studien von Dr. Alibori liest und sich von Alfred mit Saugnäpfen behandeln lässt, hat dieser nur Augen für den Busen der Bedienung Magda (Fiona Lewis) und vor allem für die badende Sarah (Sharon Tate), Tochter der Shagals.
Eine weitere Spur ergibt sich beim Auftauchen des schrecklich entstellten, verkrüppelten Koukols (Terry Downes), der möglicherweise zum Schloß gehört, dass es angeblich nicht gibt.
In der nächsten Tag wird die schon wieder badende Sarah von einem Vampir, dem Grafen Krolock (Ferdy Mayne) entführt.
Unerschrocken machen sich Abronsius und Alfred auf die Suche...
Der 1967 entstandene "Tanz der Vampire" (Alternativtitel: The Fearless Vampire Killers oder "Pardon Me, But Your Teeth Are in My Neck" ist der letzte Film Polanskis, den er in Großbritannien realisierte, bevor er mit "Rosemarys Baby" seinen ersten US-Blockbuster drehte.
Mit "Tanz der Vampire" ist ihm ein einmaliger Film gelungen, der alte liebgewonnene Horrorklischees aufgreift und sie so genial parodiert, dass er sämtliche Vorbilder, die dem Film dienten, um Lichtjahre am Brillianz übertraf.











Der Film wurde nicht nur sehr schnell ein Kultobjekt, sondern verdiente sich durch zahlreiche Kinowiederaufführungen in den 70er Jahren eine immer mehr wachsende Fangemeinde. Dabei erntete sein erster Kinoeinsatz 1968 eher noch verhaltene Kritiken, vor allem  in den USA floppte der dort nur gekürzt gezeigte Film.
Es ist mein absoluter Lieblingsfilm (gemeinsam mit Kinder des Olymp und Das 7. Siegel). Polanski verbindet Nervenkitzel, Gruseleffekte und vor allem Humor in einem ausgewogenen Verhältnis, wobei letztere Eigenschaft schon sehr überwiegt und ich den Film trotz seiner Genialität nicht direkt zum Horrorfilmgenre zähle, sondern eher als grandioser und sehr besonderer, spezieller Grenzgänger. Ein ironisches Auge auf das Genre...
Polanski schafft es neue Wirkungsmöglichkeiten dem Vampirfilm zu ermöglichen, indem er die Klischees oder die Figuren des Vampirfilms einfallsreich und phantasievoll variiert. So ist der Professor an ostpreußischer Kauzigkeit kaum mehr zu überbieten und er lässt gar einen schwulen Vampir (Iain Quarrier) auflaufen, der sich sabbernd über den naiven Alfred hermachen will.
Die Farbgestaltung und der Rhythmus des Films sind perfekt. Und Kameramann Douglas Slocombe (Adel verpflichtet, Unheimliche Begegnung, Julia, Der große Gatsby) liefert eine Arbeit für die Ewigkeit ab.







Bewertung: 20 von 10 Punkten.

Kalter Hauch







































Regie: Michael Winner

Der Meister und sein Schüler...

Arthur Bishop (Charles Bronson) ist ein "Mechanic" (Originaltitel). So nennt die Organisation, für die er schon Jahre erfolgreich arbeitet, ihre Profikiller, die mit Ruhe und Präzision ihre Aufträge ausführen
Die ersten 15 Minuten sieht der Zuschauer wie er wortlos seiner Profession nachgeht, das nächste Opfer observiert und mit Fantasie und Einfallsreichtum das Opfer beseitigt - natürlich perfekt als Unfall getarnt.
Sein alter Freund Harry McKenna (Keenan Wynn) bittet ihn darum, bei den oberen Bossen ein gutes Wort für ihn einzulegen, denn er glaubt auf der Abschlußliste zu sein. Und wie Recht er hat: Am Abend erhält Bishop seinen neuen Auftrag, es enthält die Fotos seines Freundes.
Doch Gefühle kann und will sich der Killer nicht leisten. Ohne zu zögern - tja sogar mit einer Brise Perversion und Sadismus - bringt er seinen Freund um die Ecke.
Bei der Beerdigung trifft er McKennas jungen, zynischen Sohn Steve (Jan Michael Vincent). Es wird gleich klar, dass bei den beiden Männern eine gewisse Seelenverwandtschaft existiert. Eine nicht ganz definierbare latente erortische Anziehung, die sich vor allem im intensiven Blickkontakt der beiden Männer versteckt äussert, kommt noch hinzu. Steve macht sich aufdringlich im Privatleben des Killers breit. Der attraktive, kalte Steve zeigt dem Älteren seinen perversen Hang im Umgang mit seinen vielen Freundinnen. Auch Bishops Liebesleben ist geprägt von seltsamen Rollenspielen mit einer Professionellen (Jill Ireland).
Den nächsten Auftrag führen die beiden zusammen aus. Obwohl erfolgreich, empfindet die Organisation den Einsatz des Duos stümperhaft und Bishop wird zur Rede gestellt, warum er eigenmächtig einen Juniorpartner aufgenommen hat....



"Kalter Hauch" entstand 1972 unter der Regie von Michael Winner, mit dem Bronson kurze Zeit später auch seinen erfolgreichsten Film "Death Wish" realisierte.
Ein ruhiger Thriller, der langsam aber sicher eine sehr hohe Spannung aufbaut und mit Actionszenen der alten Schule zu begeistern weiss:
Zum Beispiel auch ein von einer Serpentine abstürzender Fiat
Auch die Beziehung der beiden Männer ist äusserst interessant. Gegen den Youngster Steve, dem nichts heilig scheint und der zu keinerlei Empathie fähig ist, wirkt der Routinier Bishop fast schon wie als rechtschaffender Bürger.
Während Bishop eine absolut beherrschte, nüchterne Handlungsweise pflegt und außerhalb seiner Taten ein gesellschaftsfähiger Mann ist, empfindet der verzogene Steve - offenbar aus Langeweile - einen unglaublichen Reiz darin, zu beleidigen, zu quälen und Situationen eskalieren zu lassen
Auch das überraschende und kompromisslose Ende ist bestens gelungen...
Für mich ist "Kalter Hauch" ein grandioser, schnörkelloser 70er Jahre Thriller und Charles Bronsons bester Film.



Bewertung: 10 von 10 Punkten

Ich kämpfe um dich







































Regie: Alfred Hitchcock

Das Haus von Dr. Edwardes...

Green Manor, ein angesehenes Krankenhaus für Geisteskrankheiten in Vermont, steht vor einem Leitungswechsel. Der altgediente und äusserst beliebte Dr. Murchison (Leo G. Carroll) soll nach einem Schwächeanfall in den wohlverdienten Zwangsruhestand gesetzt werden. Zum Nachfolger wurde der rennomierte Psychiater Dr. Edwardes (Gregory Peck) werden, der bereits mehrere Fachbücher zum Thema Psychiatrie verfasst hat.
Die einzige Frau unter der Ärzteschaft ist die schöne, aber sehr kühle Dr. Constanze Peters (Ingrid Bergman), die von ihren Kollegen Dr. Fleurot (John Emery) oder Dr. Graff (Steven Graff) immer mal wieder erfolglos angehimmelt wird.
Als dann der junge Dr. Edwardes tatsächlich auftaucht, offenbart sich aber die gefühlvolle Seite der kühlen Analytikerin, die beiden verlieben sich spontan nach einem gemeinsamen Spaziergang ineinander.
Doch nicht nur Constance bemerkt, dass mit dem neuen Chef irgend etwas nicht stimmt. Er erleidet im OP plötzlich einen Schwächeanfall, fürchtet sich vor der Farbe weiss, wenn paralllele Linien darauf sichtbar sind.
Schnell wird aus dem Arzt ein potentieller Patient. Bald steht der Verdacht im Raum, dass  der vorgebliche Dr. Edwardes in Wirklichkeit ein paranoider, an Gedächtnisverlust leidender Betrüger sein könnte.
Tatsächlich hat auch Edwardes Zweifel an seiner jetzigen Identität und glaubt sogar, dass ein Mord geschehen ist und er der Mörder des richtigen Dr. Edwardes sein könnte.
Edwardes flieht unter dem Decknamen John Brown nach New York, Constance folgt ihm dorthin spontan, denn er wird bereits als Hochstapler von der Polizei gejagt.
Sie findet ihren Angebeteten im Empire Hotel und bringt ihn bei ihrem ehemaligen Lehrer Dr. Alexander Bruhlov (Michael Chekov)in Rochester unter.
Dort beginnt die Traumanalyse mit einem immer mehr gefährlich wirkenden Patienten. Die Psychoanalyse führt ihn in seine Kindheit und auch in ein Skigebiet namens Gabrielstal..




Alfred Hitchcocks 1944 entstandener Film "Ich kämpfe um dich" heisst im Original Spellbound und war ein Kassenhit zu seiner Zeit.
Der Film wird meistens nicht zu Hitchcocks Meisterwerken gezählt, weil er wohl das Thema der Freudschen Psychoanalyse nicht immer realitätsnah einsetzt. Das mag sein, aber der Film hat dafür andere großartige Momente. Eine unvergesslich paranoid wirkende Filmmusik von Miklos Rosza, eine geniale Traumsequenz von Salvador Dali, die Filmgeschichte gemacht hat.
Ausserdem ist ein Höchstmaß ein Spannung und Suspence eingebaut, der Zuschauer, der den Film zum ersten Mal schaut, sieht den Patienten nicht nur mit den Augen der liebenden Constance. Er ist also eher hin- und hergerissen, ob die Frau naiv durch die rosarote Brille schaut oder ob sie aufgrund ihrer klaren Gefühle als Einzige den echten Durchblick bewahrt.
Meisterhaft ist die letzte halbe Stunde, als sich langsam das Rätsel wie ein geheimnisvolles Puzzle immer mehr offenbart, dazu braucht es die Erinnerung an die Kindheit und auch an die Geschehnisse während einer Skifahrt.
Der Film gruselt sogar gekonnt aufgrund seiner immer verborgenen Geheimnisse, erst am Ende steigt Ingrid Bergman eine Treppe empor in Richtung Wahrheit.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.