Sonntag, 3. September 2017

Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra








































Regie: Matteo Garrone

Kaltes Registrieren der Macht...

"Gomorrha - Vor der Mafia gibt es kein Entrinnen" ist ein wie ein Dokumentarfilm wirkendes Movie des Regisseurs Matteo Garrone. Nach dem gleichnamigen Roman von Roberto Saviano zeigt der Film die Präsenz der Camorra.
Der Film spielt in Neapel und der Region Kampanien. Im Brennpunkt-Viertel Scampia liefern sich die Clans der Scissionisti die Secondigliano und der Clan Di Laura seit Jahren eine Fehde. Das Leben der einfachen und sozial schwach gestellten Menschen wird dominiert durch die Clans, die Macht und Geld mit Blut verteidigen. Die einfachen Leute lernen mit der Dominanz zu leben und müssen sich irgendwann "positionieren", obwohl sie keine grossen Vorteile davon haben.
Zunächst fiel mir als Zuschauer die Orientierung in "Gomorrha" angesichts von 5 losen miteinander verknüften Geschichten und der unzähligen Nebenfiguren etwas schwer.
Je mehr man aber Einblick in diese bis zu 14 Stockwerke hohen kalten und ruinenartigen Wohnanlagen bekommt, desto fesselnder wird der Film. Mit Kriminalität halten sich die Familien über Wasser und rollen brav Heroinpäckchen für die Organisation, die im Film nie genannt wird.
Eine fremde und gewalttätige Welt die sich hier in den 5 Episoden auftut. Der Film zeigt sie in besonders roher Form. Dabei darf man aber kein geschlossenes Werk wie die grossen Mafia-Epen "Der Pate" oder "Good Fellas" erwarten, die vor allem die Grossen des Imperiums skizziert - hier sind es ausschliesslich die kleinen auswegslosen Schicksale:
Toto:
Der 13 Jährige Toto (Salvatore Abruzzese)lebt mit seiner Mutter in Scampia, sein Vater sitzt im Knast. Die Familie wird von Di Laura Clan deswegen unterstützt - bei einer Drogenrazzia macht er einen entscheidenden Schritt..
Don Chiro und Maria:
Don Chiro (Gianfelice Imparato) wohnt im gleichen Block, er ist der Buchhalter der Mafia. Im Block macht er seine Runden und zahlt loyalen Mitgliedern des Clans, die für die Grossen ins Gefängnis gegangen sind, mickrige Gelder aus. Hausfrau Maria (Maria Nazionale), die auch dort wohnt, bringt sich durch den Sohn, der die Seiten wechseln möchte, in Gefahr...
Marco und Ciro:
Zwei Jugendliche (Marco Macor/Chiro Bretone), die vor allem zuviel "Scarface" von de Palma geguckt haben. Mit krimineller Energie und massloser Selbstüberschätzung planen sie in dilettantischer Manier "Bosse" des Viertels zu werden...
Pasquale:
Er (Salvatore Cantalupo) ist von Beruf Schneider für die Haute Couture und kreatives, unterbezahltes Genie seines Unternehmens. Deshalb arbeitet er "schwarz" für die Chinesen, aber dies muss geheim bleiben...
Franco und Roberto:
Franco (Toni Servillo) ist ein schreckliches Beispiel eines Globalplayers, denn er ist als Vermittler unternehmerisch auf dem Gebiet der Entsorgung von giftigen Abfällen tätig. Einem Konzern bietet er die Entsorgung ihrer Abfälle zu halbierten Kosten und mit den benötigten offiziellen Zertifizierungen für die Ämter an. Dabei schafft er Arbeitsplätze für die arme Region, indem er illegale Deponien in Kampanien schafft. Sein Assistent Roberto (Carmine Padernoster) begleitet ihn bei seinen Deals mit armen Bauern, die aufgrund der Armut, ihr Land zum Lagern des Gifts zur Verfügung stellen...




"Gomorrha" wurde mehrfach ausgezeichnet und brachte das Filmland Italien nach einer etwas längeren Durststrecke wieder in preisgekrönte Regionen.
Der Flm gewann den Felix als "Bester Film des Jahres" und ist eine Empfehlung für Freunde starken Kinos mit sozialem Anspruch.
Mehr und mehr entfaltet der Film einen Sog, der nicht mehr loslässt und seine Anerkennung bei der Kritik auf alle Fälle voll verdient.
Ein packendes realistisches europäisches Filmhighlight....





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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