Montag, 4. September 2017

Ran







































Regie: Akira Kurosawa

Chaos...

Akira Kurosawas Meisterwerk "Ran" aus dem Jahr 1985 ist zwar keine direkte Adaption von Shakespeares "King Lear", das Werk hatte aber enormen Einfluss auf "Ran". Beide erzählen die Geschichte eines alternden Fürsten, der sein Reich unter seinen Nachkommen aufteilt. Doch anstelle von Töchtern wie bei Shakespeare treten bei Kurosawa die drei Söhne Taro, Jiro und Saburo das Erbe des bis dahin übermächtigen Vaters Hidetora Ichimonji (Tatsuya Nakadai) an. Der ist im 16. Jahrhundert ein großer, unbarmherziger Kriegsherr.
Er fühlt sich aber mit 70 Jahren zu alt für die Herrscherrolle und während einer Wildschweinjagd mit den einstigen Feinden Ajabe Sei (Jun Tazaki) und Fujimaki Nobuhiro (Hitoshi Ueki), die nun durch seinen Sieg zu Freunden wurden und den drei Söhnen Taro (Akira Terao), Jiro (Jinpachi Nezu) und Saburo (Daisuke Ryu) verkündet er seinen Rücktritt von der Macht. Er ernennt seinen ältesten Sohn Taro zu seinem Nachfolger, die beiden jüngeren Brüder sollen den neuen Herrn des Reichs immer unterstützen. Der Älteste soll auch das prestigeträchtige 1. Schloß bekommen, Jiro soll das zweite und Sabura das dritte Schloß erhalten. Saburo, der jüngste und auch bisheriger Lieblingssohn des Vaters, lehnt sich jedoch gegen diese Entscheidung auf. Er hält sie für töricht und tut dies vor den geladenen Gästen kund. Saburo hat die Befürchtung, dass das Reich zerfällt, weil alle Söhne von klein auf schon zu potentiellen Kriegsherren und kämpferischen Egoisten erzogen wurden und keiner jemals Liebe, Zusammenhalt und Güte gelernt hat Dies bringt ihm den Zorn der beiden älteren Brüder ein, die den Rückzug des Vaters positiv aufnehmen. Hidetora Ichimonji ist zornig wegen Saburo, nicht einmal sein geliebter Hofnarr Kyoami Ranman (Peter) kann ich aufheitern. Er verbannt Saburo und auch seinen bisher treuen Feldherrn Hirayama Tango (Masayuki Yui). Hidetora glaubt fest an die Einheit seiner Familie, schließlich kann ein Bündel aus drei Pfeilen auch nicht zerbrochen werden - im Gegensatz zu einem einzigen Pfeil. Doch er macht einen entscheidenden Fehler. Genau das was der verbannte Sohn ihm prophezeite erfüllt sich schneller als erwartet. Taros Frau Dame Kaede (Mieko Harada) drängt ihren Mann seine durch den vom Vater verliehenen Titel auch stark nach aussen zu tragen. Sie will, dass er die Kontrolle über den gesamten Ichimonji Clan übernimmt.
Kaede ist rachsüchtig, da der alte Großfürst in einem früheren Krieg viele Mitglieder ihrer Familie umbrachte und ihr die Burg ihrer Eltern raubte. Daher versucht sie, ihren Mann gegen den verhassten Schwiegervater aufzuhetzen, um so einen Bruch zu erzeugen. Dies gelingt ihr. Es kommt ihr auch entgegen, dass der zweitälteste Sohn Jiro glaubt, dass ihm eigentlich der Titel zusteht, den jetzt der schwächere und ältere Taro vom Vater bekommen hat. Ein Komplott wird geschmiedet und bei einem gemeinsamen Kampf der beiden Brüder gegen die aufgebrachte Kleinarmee des Vaters wird Taro aus dem Hinterhalt von Jiros Militärkommandeur Kurugane (Hisashi Igawa) erschossen. Bei dieser Schlacht auf der verlassenen dritten Burg wird die gesamte Armee und alle Konkubinen von Hidetora getötet. Lediglich der Hofnarr und der Fürst selbst überlebt geistig umnachtet. In seinem Wahnsinn irrt er verloren durchs Land - er trifft dabei auf den erblindeten Fürstensohn Tsurumaru (Mansai Nomura), der zum Einsiedler wurde und dessen einziger Lebensinhalt sein Flötenspiel ist. Der junge Blinde ist der Bruder von Dame Sue (Yoshiko Miyazaki), der Frau von Jiro. Auch ihre ganze Familie wurde von Hidetora einst ermordet. Doch im Gegensatz zu Kaede ist Sue Buddhistin und hat ihren Schwiegervater die grausamen Morde verziehen. Doch sie selbst schwebt in Gefahr, da Kaede mit einer List die Liebe und Leidenschaft von Jiro gewinnt, der ihren Reizen schnell verfällt. Sein Chefberater Kurogane glaubt sogar, dass sie eine Hexe oder ein listiger Fuchs-Dämon ist, der in der Gestalt einer schönen Frau ein böses Spiel mit den Menschen ihrer Umgebung treibt. Jedenfalls soll er auf Befehl von Jiro die Gemahlin Sue ermorden, damit Kaede ihren Platz einnehmen kann. Kaede rät auch ihrem Mann sehr direkt wie er sich bei einer kommenden Schlacht mit den erstarkten Gruppen von Saburo verhalten soll. Dieser hat gar nicht vor seinen Bruder anzugreifen, sondern will nur seinen Vater, der sich verirrt hat, wieder finden...






Das düstere Schlachtenepos aus einer längst vergangenen Zeit basiert auf der Legende von Daimyo Mori Motonari und war die dritte Shakespeare Adaption von Kurasawa. Durch Produzent Serge Silberman konnte aus einem Budget von 12 Millionen Dollar geschöpft werden. Das sieht man natürlich auch an der opulenten Optik. Viermal wurde "Ran" für den Oscar 1986 nominiert. Eine davon ging an die versierten Kameraleute Masaharu Ueda, Asakazu Nukai und Takao Saito. Auch Akira Kurosawa selbst erhielt eine Nominierung, ebenso das beste Szenenbild. Die Trophäe gewinnen konnte aber nur Emi Wada für die besten Kostüme. Natürlich hätten auch die Schauspieler eine Nominierung verdient. Tatsuya Nakadai spielt großartig und Mieko Harada als Dame Kaede ist einfach genial. Eine Frau, die ihre zerstörerische Rache bereits von langer Hand geplant hat und die Gunst der Stunde gnadenlos und eiskalt ausnutzt. Sie weiß, dass sie mit den Grausamkeiten, der Rücksichtslosigkeit und der Gier der Anderen rechnen kann. Und der Plan geht auf, auch wenn am Ende alles zerstört ist. Die Menschen sind zerstört durch Menschenhand. Hidetora, der Kriegsheld von einst hat alle seine vorigen Schlachten gewonnen. Nur die letzte verliert er total - sein Erbe wird wie ein Stück Kadaver von gierigen Raubtieren zerfetzt bis nichts mehr übrigbleibt. Auch nicht die, die am meisten davon gefressen haben.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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